Der folgende Text wurde dem Buch


» Kirchberg an der Jagst - Schicksal einer hohenlohe-fränkischen Stadt Band I «

Bearbeitet nach dem Manuskriptnachlaß des Kriegsgerichtsrats

Theodor Sandel

und im Auftrag der Theodor Sandel - Stiftung herausgegeben von

G. Harro Schaeff-Scheefen



1936

Verlag Lorenz Spindler Nürnberg

entnommen.

Der Bauernkrieg

Dieser Aufstand, von den Beteiligten auch „Bauernlust“ genannt, brach Ende Dezember 1524 und anfangs des Jahres 1525, fast gleichzeitig in ganz Süd- und Mitteldeutschland aus. Er erstreckte sich keineswegs bloß auf die Bauern, sondern auch auf Einwohner zahlreicher Städte und auf die verschiedensten Stände. Selbst Beamte, Geistliche und Adelige waren daran beteiligt, wenn auch zuzugeben ist, daß die meisten vom Adel und von der Geistlichkeit nur gezwungen mit den Bauern zogen. Nur wenige Persönlichkeiten der „oberen“ Stände erkannten in der Bewegung den Anfang deutscher Volkwerdung, wie etwa, um nur einen zu nennen der fränkische Ritter Florian Geyer von Giebelstadt.

Während die herrschenden Stände, der Adel, die Bistümer, Orden (so insbesondere der mächtige Deutschritterorden), die Klöster, die Reichsstädte in deutschen Landen eine immer freiere Stellung erlangt hatten, war der Bauernstand in fast völliger Unfreiheit und Abhängigkeit von den Grundherren verblieben, schwer bedrückt durch Lasten und Abgaben aller Art. Die Abgaben wurden willkürlich in die Höhe getrieben und rücksichtslos erhoben. Die Säumigen, auch wenn sie arm waren, wurden mit schweren Leibstrafen belegt. Grundzins und Gülten von landwirtschaftlichen Grundstücken und Häusern, Leibsteuer (eine Kopfsteuer der Leibeigenen), Heiratsgebühr, Hauptrecht (Besthaupt, eine Erbschaftsabgabe, die beim Tod des Mannes das beste Stück Vieh, bei dem der Frau das beste Kleid betraf und später in eine Geldleistung umgewandelt wurde), der große Zehnt von Getreide und Wein (d. h. Die zehnte Garbe und die zehnte Maß), der kleine Zehnt von Obst, Gemüse, Flachs; der Blutzehent (Fleischzehent von geschlachteten Tieren) nahmen einen großen Teil des bäuerlichen Erwerbes weg und führten zur völligen Verarmung des Bauernstandes. Dazu kamen Hand- und Spanndienste, Frondienste aller Art, so die besonders verhaßt Jagdfron, indem der Bauer oft Tage lang Haus und Hof verlassen und bei den ausgedehnten Jagdvergnügungen des Grundherrn den Treiber machen mußte. Außerdem hatten sich viele Grundherrn widerrechtlich der Gemeindegründe, der Allmende, bemächtigt und dadurch den Bauern Wald und Weideland entzogen, deren Nutzung den Gemeindegliedern von Altersher kostenlos zustand. Die Grundherrn hatten den Wildbann und das Fischereirecht. Jagdfrevel wurde unmenschlich bestraft. Der Bauer mußte ohnmächtig zuschauen, wie das im Übermaß gehegte Wild seine mühsam bestellten Saaten zerfraß und zertrat, wie die Hetzjagden über die angebauten Äcker gingen.

In gleicher Weise wie die Bauern, waren auch die Erwerbstände in den Städten gegenüber den freien Geschlechtern“, den Patriziern, durch Lasten und Abgaben, durch eine klassenmäßige Besteuerung, schwer bedrückt. Diese Zustände führten natürlich zu immer größerer Unzufriedenheit gegen die herrschende, sich vom Volk bewußt absetzende Schicht.

Das erste Sturmzeichen der deutschen Volkwerdung zeigte sich schon im Jahr 1476. Es war der Empörungsversuch des Paukers von Niklashausen, ein Dörflein bei Gamburg am Main, nördlich von Tauberbischofsheim. Hans Böhm, ein junger Hirte von dort, verstand es, die kleine Pauke zu schlagen und zog im Main- und Taubertal umher, um an Sonntagen in den Wirtshäusern den Bauern aufzuspielen. Auf Zuspruch eines Geistlichen, der ihm sagte, es sei vor etlichen Jahren ein heiliger Vater des Barfüßerordens in diese Gegend gekommen, habe gepredigt und allenthalben die Brettspiele verbrannt, verbrannte der Jüngling seine Pauke. Er fing nun an, öffentlich aufzutreten und verkündete, die Jungfrau Maria habe ihm befohlen, seine Pauke zu verbrennen und dem gemeinen Mann mit Predigen zu dienen; es sei der Jungfrau Meinung und Warnung, daß ein jeder von Sünden abstehen, die Hoffart, den Schmuck, seidene Schnüre und Brusttücher, spitzige Schuhe ablegen und gen Niklashausen wallen (wallfahren) solle, er habe dort Vergebung aller Sünden zu erwarten. Ferner habe ihm die Jungfrau zu predigen befohlen, daß hierfür kein Papst, Kaiser, König, Fürst, noch andere geistliche oder weltliche Obrigkeit mehr sein, ein jeder des anderen Bruder sein und die Nahrung mit seinen Händen selbst und mit Arbeit gewinnen, auch keiner mehr als der andere haben solle, daß alle Zinsen, Gülten, Zehnten, Besthaupt, Handlohn, Zölle, Steuern abgetan und nicht mehr gegeben werden, auch die Wälder, Wasser, Wein und Weide allenthalben frei seien und dergleichen mehr.

Diese Predigten hielt er von der Fastenzeit bis in die erste Woche des Juli 1476, an Sonn- und Feiertagen oder wenn sonst viele Leute versammelt waren. Er bekam einen gewaltigen Zulauf, zunächst aus dem Tauber-, Main und Schüpfgrund, bald aber zogen auch vom Odenwald, Kocher- und Neckartal, aus Franken, Schwaben, Bayern, selbst vom Rhein gewaltige Wallfahrten in das Tauberdörflein. Ungeheure Opfergaben häuften sich, die Frauen schnitten sogar ihre Haare ab.

Der Pauker predigte auf einer umgestürzten Kufe, manchmal auch zu einem Dachfenster hinaus. Es sollen an einem Tag über 40 000 Menschen nach Niklashausen gekommen sein. Die Umgebung des Dorfes glich bald einem riesigen Feldlager. Der bischöflichen Regierung zu Würzburg mißfiel das Treiben des Paukers schon aus politischen Gründen und als er am Sonntag vor Kiliani (2. Juli) den Männern den Rat gab, am nächsten Sonntag „mit ihren Wehren“, aber ohne Frauen und Kinder wiederzukommen, machte der Fürstbischof Rudolf von Scherenberg der Sache ein Ende, ließ ihn durch 34 Reiter bei Nacht ausheben und in seinem Schloß auf dem Frauenberg über Würzburg, später Marienberg genannt, gefangen setzen. Darauf zogen am nächsten Sonntag 16 000 Waller von Niklashausen in feierlichem Aufzug mit 400 brennenden Kerzen und ihren schlechten Wehren vor das Schloß zu Würzburg und verlangten von dem bischöflichen Marschall, der sie nach ihrem Begehren fragte, die Herausgabe des „heiligen Jünglings“, andernfalls würden sie ihn mit Gewalt befreien. Der Fürstbischof ließ zur Antwort Büchsen (Geschütze) auffahren und den Bauern befehlen, nach Hause zu gehen. Als sie sich darauf teils einzeln, teils in Haufen entfernten, schickte er ihnen Reiter nach, um die Anführer in die Hand zu bekommen. Die Bauern setzten sich zur Wehr, 12 wurden erstochen, einige gefangen, die der Fürstbischof nach etlichen Tagen wieder frei ließ mit Ausnahme von zweien. Diese und der Pauker wurden wurden nach Verhandlung am 19. Juli 1476 auf dem Schottenanger zu Würzburg hingerichtet. Den zwei Bauern wurden im Beisein des Predigers die Köpfe abgeschlagen, Hans Böhm wurde verbrannt und seine Asche in den Main gestreut.

Das Bauernvolk kam seitdem nicht mehr zur Ruhe, der revolutionäre Funke glühte und harrte auf Entfachung.

So erhoben sich 1502 zu Bruchsal, damals zum Bistum Speyer, jetzt Baden gehörig, die Bauern und wählten zum Zeichen ihrer Vereinigung den auf einer Stange getragenen, mit Riemen vom Knöchel an aufwärts gebundenen Bauernschuh, weshalb man die Bewegung den Bundschuh nannte. Sie wurde aber durch den in Heidelberg residierenden Pfalzgrafen bei Rhein rasch niedergeschlagen.

1514 empörten sich die Bauern in Schwaben, der sogen. Arme Konrad, gegen den Herzog Ulrich von Württemberg. Aber auch dieser Versuch wurde unterdrückt und die Führer hingerichtet.

Im Dezember 1524 brach nun im Allgäu im Herrschaftsbereich des Bischofs von Kempten ein Aufstand der Bauern aus, der sich in den ersten Monaten des Jahres 1525 in Süddeutschland bis zum Rhein und Lech rasch ausbreitete. Gleichzeitig aber erhoben sich auch die Bauern in Thüringen unter Thomas Münzer und entfesselten einen blutigen Aufruhr.

Die Forderungen der Bauern wurden unter Mitwirkung des Pfarrers Schapler in Memmingen von seinem Gevattermann Sebastian Lotzer , dem Bauernkanzler, in „12 Artikel der christlichen Freiheit“ zusammengefaßt und mit Beweisen aus der Bibel belegt. Das Memminger Bauernparlament genehmigte sie. Es verlangte:

Artikel 1: Für die Bauern das Recht, ihre Pfarrer selbst zu wählen, die ihnen das Evangelium lauter und klar predigen ohne alle Zusätze menschlicher Lehren und Gebote;

Artikel 2: Verwendung der großen Zehnten für die Besoldung der Pfarrer, für Unterstützung der Armen und für Bestreitung der gemeinen Landesausgaben, Abschaffung des kleinen Zehnten;

Artikel 3: Aufhebung der Leibeigenschaft, weil die Leibeigenen durch Christi Blut freigekauft seien;

Artikel 4: Wildpret, Vögel, Fische sollen Gemeingut sein, weil Gott den Menschen schon bei der Schöpfung Gewalt über sie gegeben habe;

Artikel 5: Die von Grundherren an sich gezogenen Waldungen, Acker, Wiesen der Gemeinden sollen diesen wieder anheim fallen, falls nicht bewiesen wird, daß sie ihnen abgekauft wurden;

Artikel 6: Die Frondienste sollen gemindert werden;

Artikel 7: Ebenso der Handlohn und andere Abgaben;

Artikel 8: Ebenso die Gülten;

Artikel 9: Bei Gerichtssatzungen und Strafen solle mehr Billigkeit walten;

Artikel 10: Wiesen und Acker, die durch die Grundherren von den Gemeindegütern weggekommen, sollen wieder zu ihnen gebracht werden;

Artikel 11: Das Hauptrecht (Besthaupt, Todfall) soll beseitigt werden;

Artikel 12: Alles soll durchgehends nach Maßgabe der heiligen Schrift eingerichtet werden.

Die Forderungen der Bauern, die nicht als übertrieben bezeichnet werden können, erschienen den geistlichen und weltlichen Grundherren unerfüllbar. Die Antwort der aufständischen Bauern, deren Zahl rasch zunahm und deren Mut durch die rasch sich verbreitenden 12 Artikel gewaltig gestärkt wurde, war, daß sie die ihnen erreichbaren Sitze der Grundherren, die Klöster und die Burgen der Adeligen ausplünderten und zerstörten.

Im März 1525 griff die Bewegung auch auf das Frankenland über, wo sie in den Ämtern Kirchberg und Ilshofen einen guten Nährboden fand, da die Leistungen und Abgaben der an sich schon armen Bevölkerung an die Grundherren, nämlich die drei Reichsstädte, ferner an den Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Ansbach, die Herren von Velberg und von Crailsheim, den Prior des Klosters Anhausen, den Probst des Ritterstifts Comburg und die Klosterfrauen von Rothenburg, die in den Ganerbenorten Lendsiedel, Gaggstadt, Mistlau gleichfalls Grundbesitz und Hintersassen hatten, ebenso drückend waren wie anderwärts. In Kirchberg „eignete die Luft“, d. h. Jeder, der sich dort niederließ und nicht schon vorher Leibeigener irgend eines Grundherrn war, wurde nach vierjährigem Aufenthalt Leibeigener der drei Reichsstädte und mußte als solcher neben den sonstigen Lasten und Abgaben das sog. Hofgeld (Leibsteuer, Kopfgeld) jährlich am Stephanstag an den Obervogt bezahlen. Diese Abgabe betrug von jedem Gulden seines vom Obervogt geschätzten Vermögens einen Heller. Der damalige Schultheiß Stephan Arnold in Kirchberg war Leibeigener der Reichsstadt Hall und mußte jährlich sein Hofgeld in Hall entrichten. Als er damit einmal im Rückstand war, wurde er, als er im Auftrag des Obervogts mit dem Rat von Hall zu verhandeln hatte, ohne weiteres festgenommen und für mehrere Tage in das Gefängnis gelegt.

Am Sonntag Judika (2. April) 1525 waren einige Bauern aus der hällischen Landwehr in der Mühle zu Braunsbach am Kocher beim Wein versammelt. Als sie gehörig getrunken hatten, verabredeten sieben von ihnen, darunter der Wammetstricker Hödlin von Enßlingen am Kocher, Veit Lang und Lienhard Behaim, genannt Seitzinger, beide von Geislingen am Kocher, die „rayenfürer“ (Anführer) waren, mit „gelupten“ (Gelübden), sich der Bauernlust, dem Aufstand, anzuschließen. Sie wiegelten sofort mit Erfolg die Bauern von Braunsbach, Orlach, Altenberg, Haßfelden, Wolpertshausen auf. Nachts um 10 Uhr kamen die Bauern, mit Büchsen und Spießen bewehrt nach Reinsberg, ihre Zahl war schon auf über 200 Mann angewachsen. Die dortigen Bauern traten sofort auf ihre Seite. Als am Tag zuvor zwei Abgesandte des Rates von Hall, Philipp Schletz und Hans Wetzel, in Reinsberg die Bauern zur Ruhe gemahnt hatten, wie dies in anderen hällischen Orten andere Ratsherren taten, waren zwei alte Bauern, die Stecher genannt, aufgetreten und hatten gesagt: „Wir sein lang genug unter der banckh gelegen, wir wollen auch einmal uff den banckh“.“

Die Aufrührer hatten also dort leichtes Spiel. Sie besetzten sofort, wie es in diesem Bauernaufstand üblich war,die Kirche, damit nicht vom Kirchturm ein Signalschuß mit der Hakenbüchse abgegeben und Sturm geläutet werden konnte, ferner das Haus des Hauptmanns (Dorfmeisters), umstellten den Pfarrhof und fingen den Pfarrer Johannes Herolt „mit dem List“. Als er auf ungestümes Klopfen der Bauern an der Haustüre zum Fenster hinausfragte, was sie wollten, sagte der Bauer Lienhard Rößler von Wolpertshausen, einer Teilgemeinde von Reinsberg, er solle nicht erschrecken, es seien die Bauern, sie begehrten nur einen Trunk Wein. Als Rößler ihm noch versprochen hatte, er solle seines Leibes und Lebens und seiner Habe sicher sein, sie wollten ihn dabei erhalten und bleiben lassen, ließ er sie ein. Da sagten sie nach einigem Hin- und Herreden, er solle geloben, mitzuziehen oder alles würde genommen und totgeschlagen. Dem Pfarrer blieb nichts übrig, wie den Eid zu leisten. Die Bauern taten sich gütlich, „sie fraßen das Brot und suffen den Wein aus“. Dann führten sie den Pfarrer mit sich fort nach Großaltdorf, wo sie den Geistlichen ebenfalls fangen wollten; diesem gelang es aber, im Hemd durch ein Fenster zu entkommen. Nun plünderten sie den Pfarrhof aus „fegten die küsten“ - die Aufständischen nannten sich mit Vorliebe allerorten Kistenfeger und Seckelleerer -, nahmen des Pfarrers drei Pferde und seinen Wagen, auf den sie den Plunder luden, mit. Darauf zogen sie nach Ilshofen, wo sie „den Schultheiß (Johannes Müller) und die bauren fingen“, d.h. verpflichteten, mit ihnen zu ziehen. Neben Hödlin, Lang und Seitzinger wurde der Hassenstephan von Oberaspach, der ein Pferd des Pfarrers von Großaltdorf ritt, zu einem Hauptmann gewählt. Auf der Weckrieder Heide nordöstlich von Hall erschienen am 3. April zwei hallische Söldner vor den Bauern und fragten im Auftrag des Rats von Hall, „was für nemens die Bauern werden“. Hassenstephan hat „deutziglich geantwortet, so der hauff zusammenkeme, wurden sie solichs woll inne, sie wären da, das hailig evangelium ufzurichten“. Die Bauern zogen dann gegen das Schloß Eltershofen nördlich von Hall, in dessen Nähe sie den zum Schutz des Schlosses aus Hall herbeigeeilten Ritter Rudolf von Eltershofen den jungen, abfingen und nötigten, mit ihnen zu ziehen. Nach Einnahme und Plünderung des Schlosses rückten sie nach Untermünkheim, wo sie den Heiligenstock (Opferstock) in der Kirche aufbrachen und ausraubten. „Da schnewet (schneit) es allenthalben zu mit baurn, das (daß) irn bey 4000 waren“.

Weiter gings hierauf nach Brachbach und zum dortigen Landturm, von dem sie die zwei Hakenbüchsen nebst Pulver und Kugeln wegnahmen, wie sie dann auch von allen anderen Landtürmen und von allen Kirchtürmen die Hakenbüchsen nebst Munition holten, obwohl sie nichts damit anzufangen wußten. Sie führten sie auf Wägen mit, „als ob es scheyter wären“. Die Reichsstadt Hall hatte schon seit langem einen trefflichen Nachrichtendienst in ihrem Gebiet eingerichtet. An allen großen Riegeln (Durchlässen) der das Gebiet umgebenden Landhege, eines mit Bäumen und dichtem Gestrüpp bewachsenen Grabens, standen Landtürme, wie der bei Hörlebach noch stehende, die mit einem Wächter und zwei Hakenbüchsen besetzt waren, während auf jedem Dorfkirchturm eine Hakenbüchse aufgestellt war. Drohte nun dem Gebiet eine Gefahr, so gab der Wächter auf dem Landturm einen Schuß ab, der von dem nächsten gegen Hall gelegenen Kirchturm wiederholt werden mußte und so weiter, bis die Nachricht auf diesem Weg nach Hall gelangte. Diesen Nachrichtendienst wollten die Bauern unterbinden.

Daß die Bauern damals keine großen Helden waren, selbst da, wo sie in starker Übermacht sich befanden, zeigt folgender Vorfall, den der gefangene Pfarrer Herolt als Augenzeuge in gelungener Weise schildert:

Der Rat von Hall hatte mittlerweile, insbesondere auf Anraten des Predigers Johannes Brenz, beschlossen, den Bauern mit Waffengewalt entgegenzutreten. Als die Bauern nach der Plünderung des vom Pfarrer verlassenen Pfarrhofes zu Gailenkirchen, dem Erbrechen der dortigen Kirche und Ausraubung des Heiligenstockes am Ambrosiustag (4. April), bei Tagesgrauen zum Riegel der hällischen Landhege bei Gottwollshausen, eine halbe Stunde nordwestlich von Hall, kamen und durchziehen wollten, hatten Haller Söldner und Bürger unter Führung des Stättmeisters Michel Schletz den Riegel besetzt, „die Söldner hielten dabey, die bauern ruckhten hinter sich, die von Hall waren mit irem geschütz hinter Gottwollshausen, die bauern (jenseits) innerhalb der klingen; es war noch sehr dusell (dämmerig), das (daß) die zwen hauffen einander nit wol sehen kundten. Der bauern waren bey viertausend, deren von Hall bey vier oder funffhundert (4- 500 Mann zu Fuß und bei 40 zu Pferd), hatten funff falckhanetlin (Falkonetgeschütze) mit hinaus gefurt.

Als man aber das Ave Maria zu Hall leutet, da griffen die von Hall die bauern an, mehr aus nott denn mit willen, warlich mit erschrockenen hertzen und mit ungleicher zall, es must ja gewagt sein aus not, weil es nit anderst möcht sein. Unnd erstlich, dieweil sie die bauern nit aigentlich sehen kundten, hies Michel Schletz, der dazumal stettmaister war, ein valkhanettlin, abschießen, damit man sehen möcht, wo sie aigentlich weren. Sobald dieser schuß geschah, erhuob sich ein solches zabeln under den bauern, als ob es ein ehmeshauff (Ameisenhaufen) were, unnd ein dadern, als wer es hauff gentz (Gänse). Einer srie, man sollt fliehen, der andre, man solt pleiben. In des giengen die ander falckhanettlin auch ab. Das ward ein fahllen (Niederfallen), so baldt sie das fewer sahen plitzen, da fielen drey, da sechs, da zehen, da vil mer, das (daß) man meint, sie waren all erschossen. Baldt stunden sie wieder uff, wie die juden am Oelberg (Anspielung auf die Szene im Garten Gehtsemane), dan (denn) das geschutz gieng alles zu hoch. Nach diesem flohen sie alle, und Hassen Steffan, der uff der haid fraydig ward, der war diesmal der erst, der fluhe, deßgleichen die annderen reihenfürer. Kein groeßer wunder und lauffen hab ich mein lebtag nie gesehen. Es ward keiner geschossen und wurden die lamen geradt, die alten jung luffen sie alle gleich, das bößt sie möchtenn (so schnell sie konnten).“ Sie hatten die Pfaffen (d.h. Pfarrer Herolt und mehrere andere gefangene Pfarrer) „zu hinderst in ein glid gestelt.“ Während der allgemeinen Verwirrung gelang es Herolt und zwei anderen Pfarrern, durch den Wald zu entfliehen und nach Waldenburg zu gelangen, wo sie von dem Grafen Georg von Hohenlohe, dem sie den Vorfall berichteten, aufgenommen wurden. Auch Rudolf von Eltershofen entkam. Die Haller erbeuteten 5 - 6 Wägen mit Nahrungsmitteln, Wein, Hacken- und andere Büchsen, Pulver u. a. Die Bauern flohen nach allen Richtungen, etliche sogar bis gen Backnang und Lendsiedel. Auf die letzteren, es waren vier Bauern, stießen zwei Reiter, fragten, ob sie den Hallern entlaufen seien und als sie dies bejahten, sagten die Reiter, sie wollten dem Rothenburger Haufen zulaufen und „heten derhalb in sie geschlagen, gestochen und verwundt, zu glubden genommen (sie verpflichtet), das (daß) sie sich für ein stetmaister und rate zu Halle stellen wollten, als (was) sie auch thaten“. Aber niemand wußte, wer die Reiter waren, „so das Gesellenstück begangen“. Am folgenden Tag erschienen viele der flüchtigen Bauern in Hall und baten den Rat um Gnade, da sie von den Aufrührern gezungen worden seien, mit ihnen zu ziehen. Nach einer kräftigen Strafpredigt wurden sie nach Hause geschickt. Die Anführer aber und eine Anzahl Bauern schlugen sich zu den Aufständischen, die teils zu Öhringen, teils in Schöntal, lagen.

Am 3. April 1525 war der Aufstand in und um Öhringen ausgebrochen. Die Bauern sammelten sich zunächst in Kirchensall und zogen dann nach Öhringen, wo sie bei einem großen Teil der Bürgerschaft unter Führung des Wendelin Hipler, eines früheren gräflich hohenlohischen Sekretärs und eines heruntergekommenen ehemaligen städtischen Beamten namens Claus Salb, Unterstützung fanden. Die aufständischen Einwohner der Stadt hatten dem Keller (Rentbeamten, nicht Kellermeister) der beiden Grafen Albrecht zu Hohenlohe - Neuenstein und Georg von Hohenlohe - Waldenburg, Hans Sigginger, die Torschlüssel weggenommen und die Bauern in die Stadt eingelassen. Eine Fuhr Mehl, die für den Grafen Georg nach Waldenburg gebracht werden sollte, wurde weggenommen, Hans Sigginger und der Stadtschreiber Alexander Hohenbuch wurden gefangen gesetzt, die Chorherren des Stifts ausgeplündert, alle geistlichen Güter „eingenommen“. Es wurde Sturm geläutet und geblasen, worauf zahlreiche Bauern aus den benachbarten Ortschaften in die Stadt zogen, die vollständig besetzt wurde. Ein Schloß war damals noch nicht in Öhringen; an der Stelle des jetzigen Schlosses stand ein Schulhaus. Inzwischen traf noch der Bauernführer Jakob Rohrbach, ein Wirt aus Böckingen bei Heilbronn, Jäcklin genannt, mit 1500 Bauern aus dem Neckar- und Weinsberger Tal in Öhringen ein. Die meisten Bauern zogen dann unter Jäcklin Rohrbachs Führung nach Schönthal und plünderten zusammen mit den unter ihrem Führer Georg Metzler von Ballenberg vom Odenwald gekommenen Aufständischen und den aus dem Taubertal, dem rothenburgischen Gebiet eingetroffenen Bauern das dortige reiche Mönchskloster, das stark beschädigt wurde.

Im Gebiet der Reichsstadt Rothenburg o. T. war der Aufstand schon am 23. März ausgebrochen, veranlaßt durch den vor Luther aus Sachsen gewichenen, bilderstürmerischen und hetzerischen Dr. Andreas Bodenstein aus Carlstadt am Main, „einen besessenen und unsinnigen man“, „das böse ABC“, nach den Anfangsbuchstaben seines Namens und Geburtsortes (Carlstadt) genannt. Etwa dreißig Bauern aus Ohrenbach zogen unter Trommelschlag, und Beschimpfungen gegen den mit seinen Gegenmaßregeln zu spät gekommenen Rat ausstoßend, durch die Stadt auf den Marktplatz und forderten die schon lange unzufriedenen Einwohner zur Teilnahme am Aufstand auf. Am folgenden Tag traten die meisten Einwohner mit Ausnahme der Färber und der Geschlechter (Patrizier) auf die Seite der Bauern. Auch der Gymnasialdirektor Magister Wilhelm Besenmeyer, der Prediger Dr. Johann Deuschlin (Teuschlin) und ein blinder Mönch.; Hans Schmidt, ein Franziskanermönch, der des blinden Mönches Schwester heiratete, der Priester Hans Kumpf, Bruder des Bürgermeisters Ehrenfried Kumpf, der Deutschordenskomthur Christian (Familienname nicht bekannt) schlossen sich unter dem Einfluß Bodensteins der Bauernsache an, da sie, schon seit 1523 der evangelischen Sache zugetan, von ihr Förderung auf Grund der Bauernartikel hofften. Der Bürgermeister Ehrenfried Kumpf folgte ihrem Beispiel. Am 25. März wurde ein Gemeindeausschuß von 36 Mann gebildet; der Rat hatte nichts mehr zu sagen. Es durfte keine Messe mehr gelesen werden; von Bodenstein aufgehetzt, plünderten die Müller des Taubertals die Kobolzeller Kirche, zerschlugen die Heiligenbilder und warfen sie in die Tauber.

Mittlerweile versammelten sich die Bauern aus den meisten rothenburgischen Ortschaften teils zu Ohrenbach, teils zu Brettheim und wählten aus jedem Dorf einen Bauern zum Hauptmann, zwei Bauern zu Räten, darunter waren Hans Haldmann von Ohrenbach, Leonhard und Bartel Reutner von Hilgartshausen, Lienhard Groß von Schwarzenbronn, Leonhard Denner und „das Pfäfflin von Leuzenbronn“. Im Lager von Brettheim waren 800 Bauern mit Büchsen, Harnischen und Fahnen versammelt. Am 27. März wurde ein Lager vor Insingen bezogen, am 28. März lagerten 2000 Bauern bei Neusitz und wählten den Gastgeber Lorenz Knoblauch von Rothenburg zu ihrem Hauptmann. Er wurde aber der Verräterei beschuldigt und am 4. April in Stücke gehauen. An seine Stelle trat als Hauptmann der Ritter Stephan von Menzingen, der an dem Ausbruch des Aufstandes in Rothenburg stark beteiligt war. Die Hauptmasse der Rothenburger Bauern zog weiter in das Taubertal und vereinigte sich mit den dortigen Aufständischen, die hauptsächlich dem Deutschordensgebiet angehörten und sich am 26. März erhoben hatten. Oberster Anführer dieses vereinigten sogenannten schwarzen Haufens war der Ritter Florian Geyer von Giebelstadt, „Gottes Freund und aller Pfaffen Feind“, der später und zwar am 15. Mai zu Rothenburg vom Chor der Hauptkirche zu St. Jakob, die 12 Artikel der Aufständischen verlas und die Einwohnerschaft zur Bruderschaft der Bauern schwören ließ. Am 7. April wurde von dem vereinigten schwarzen Haufen das reiche Frauenkloster Scheftersheim an der Tauber geplündert und das dem Deutschorden zu Mergentheim gehörige, als Sommersitz der Ordensherren dienende Schloß Neuhaus eingenommen; die aus über 30 Mann bestehende, gut bäuerlich gesinnte Besatzung ergab sich ohne Widerstand. Die Bauern plünderten das Schloß, in dem sie viele Lebensmittel, Feuerwaffen und Wertsachen fanden, und zündeten es an. Es brannte aber nur zum Teil ab und wurde bald wieder instand gesetzt. Von Markelsheim aus wurde eine Abteilung der Bauern nach Mergentheim geschickt, wo die Einwohnerschaft sich ganz auf die Seite der Bauern stellte. Diese plünderten das Deutschordensschloß, wobei der Keller (Rentbeamter) ihnen das Versteck der Kostbarkeiten verriet, verbrannten die Bibliothek im Dominikanerkloster, erschlugen drei Dominikaner, verübten auch sonst viele Grausamkeiten in und außer der Stadt, raubten alle Kirchen aus und nahmen vier Geschütze und 14 Doppelhacken weg. Dann zog der ganze, auf mehrere tausend Mann angewachsene Bauernhaufen nach Schönthal, wo er sich, wie erwähnt, mit den Odenwäldern, Neckartälern, Öhringern, Hallern, Künzelsauern vereinigte.

Markgraf Casimir von Brandenburg-Ansbach, auf dessen Gebiet der Aufstand von Rothenburg her, namentlich auf dem Aischgrund, auf die Ämter Crailsheim, Lobenhausen-Anhausen, Werdeck-Gerabronn und Bemberg-Wiesenbach übergriff, hatte schon am 27. März 1525 die fränkischen Fürstbischöfe von Würzburg, Bamberg und Eichstätt und die fränkischen Grafen von Hohenlohe, nämlich die oben genannten Grafen Albrecht von Hohenlohe-Neuenstein und Georg von Waldenburg, die zugleich Vormünder des minderjährigen Grafen Wolfgang von Hohenlohe-Schillingsfürst waren, ferner die Grafen von Limpurg, Wertheim, Henneberg und Castell, zu einer Beratung über gemeinsames Vorgehen gegen die Aufständischen, auf den 3. April nach Neustadt an der Aisch berufen, wo sich die Adeligen teils persönlich einfanden, teils durch Gesandte vertreten ließen. Des Markgrafen Vorschlag, ein Kreisheer aufzustellen und am 19. April bei Aub zu versammeln, konnte nicht verwirklicht werden, da die drei Fürstbischöfe die Anwerbung von Truppen für unmöglich erklärten. Man schrieb daher um Hilfe an die Kurfürsten von Mainz, Sachsen und der Rheinpfalz, an die Herzöge von Bayern und die Landgrafen von Hessen. Allein sie hatten mit der Niederwerfung des Aufstandes in ihren Gebieten vollauf zu tun. Da nun der Markgraf Casimir und die Fürstbischöfe damals Mitglieder des schwäbischen Bundes waren und Mannschaften zu dem in Oberschwaben gegen die Bauern kämpfenden, von dem Bundeshauptmann Georg Truchseß von Waldburg befehligten Bundesheer gestellt hatten, richteten sie auf einem weiteren Fürstentag zu Neustadt an der Aisch am 24. April ein Hilfsgesuch an den Bundeshauptmann. Dieser, der schon Anfangs April auf eine Anfrage des würzburgischen Fürstbischofs Konrad von Thüngen wegen Zusendung eines Teiles des Bundesheeres sich gegen jede Zersplitterung ausgesprochen hatte, erklärte, daß er in das Herzogtum Württemberg, das nach Vertreibung des Herzogs Ulrich dem Erzherzog Ferdinand, Bruder des Kaisers Karl V., als Reichsverweser überwiesen worden war, einrücken und dann nach Franken ziehen werde.

Inzwischen hatte der Aufstand in Franken und Schwaben einen immer größeren Umfang angenommen. Die bei Schönthal zusammengekommenen Bauern, etwa 8- 10000 Mann, zogen am 10. April nach Neuenstein, der Residenz des Grafen Albrecht von Hohenlohe, der nach Langenburg geritten war, nahmen ohne jeden Widerstand die Stadt und das Schloß ein, führten alle Kriegsgeräte und die Vorräte an Wein und Frucht fort und forderten die beiden Grafen auf, mit ihnen am 11. April bei dem Grindtbuhl (Grünbuhl bei Oberheppach zwischen Neuenstein und Waldenburg) in Verhandlungen wegen ihrer Beteiligung an der Bewegung einzutreten, mit der Bedrohung, „wo das nit geschehe, den flecken und schloß (zu Neuenstein) und was darinn were, auch anderswo (d.h. Auch andere Besitzungen der Grafen) zu verherten (verheeren). Die Grafen hatten also nicht nur mit der Zerstörung von Neuenstein, sondern auch anderer „Flecken und Schlösser“ zu rechnen, wobei namentlich auch das dem Grafen Albrecht gehörende Schloß zu Langenburg in Betracht kam. Dieses war damals in einem schlechten Verteidigungszustand, die Stadt noch nicht ummauert, sondern nur mit einem Pallisadenzaun umgeben, sodaß ein längerer Widerstand gegen die Bauern nicht möglich gewesen wäre. Zudem war der größte Teil der Bevölkerung der Stadt und aller Ortschaften des Amtes Langenburg auf Seite der Bauern. So erschienen denn die beiden Grafen, um schlimmes Unheil abzuwenden, am 11. April zu Grünbuhl vor einer Abordnung der Bauern, der eine von Waldenburg, der andere von Langenburg her, ohne daß sie sich vorher über gemeinsame Abwehrmaßregeln, die übrigens auch zu spät gekommen wären, verständigen konnten. Die Bauern ließen sich in keine Unterhandlungen ein. Die Grafen, vollständig in ihre Hand gegeben, haben den Bauern geloben müssen, „unnd der baur, dem sie gelobt - Wendel Kraß von Nidernhall - hat diese wort gesagt: bruder Albrecht und bruder Georg, komet her und gelobet bey den baurn als brudern zu pleiben, nicht wider sie zu tun, dan (denn) ihr seidt nimmermer herrn, sondern wir seind itzo herrn zu Hohenloe unnd unseres ganzen heeres meynung ist, das (daß) ir uf die zwerlff artikel schwoeren unnd mit uns uf ein jar zu halten euch sold unterschreyben“. Die Grafen mußten Brief und Siegel auf die 12 Artikel (als für verbindlich) ausstellen und bekamen Brief und Siegel des Hauptmanns Georg Metzler von Ballenberg, daß sich die Bauern mit ihnen dahin vertragen haben, „gegen ihre gnaden in argem oder ungutem mit tätlicher oder gewaltsamer handlung garnichts zu üben oder furzunehmen vielmehr sie zu schuetzen unnd zu schirmen.“ Darauf wurden sie entlassen. Sie mußten dann kurz darauf in das Bauernlager bei Weinsberg zwei Notschlangen und eine halbe Tonne Pulver schicken. Das dem Grafen Georg gehörige Schloß Bartenstein und das dem minderjährigen Grafen Wolfgang gehörige Schloß Schillingsfürst wurden bald darauf von anderen Bauernhaufen ausgeplündert und verbrannt. Schillingsfürst, von dem Amtmann Claus Hofmann mit nur wenigen Leuten verteidigt, fiel durch List und Überrumpelung am 18. Mai in die Hände eines aus dem Lager bei Heidingsfeld abgesandten Bauernhaufens unter Führung von Endris Wittich von Adolzhausen und Lutz Seybot von Steinbach im hallischen Gebiet. Alsbald nach der Einnahme des Schlosses wurden Boten „zu allen des amts Schillingsfürß baurnschaften geschickt, das (daß) sie söllen kommen uf sollichs sind alle baurnschaften des amts gain Schillingsfürß kommen und niemand ausplieben; haben das schloß geplündert, zerrissen, zerbrochen und zum letzten am nächsten sonntag darnach garaus gebrannt“. Der dem Grafen Wolfgang daraus erwachsene Schaden wurde auf mehr als 20000 Gulden, eine für die damalige Zeit sehr hohe Summe, geschätzt.

Am 12. April 1525 zogen die Bauern aus Neuenstein und der Umgegend ab, die Rothenburger und Taubertäler größtenteils wieder in den Taubergrund und das rothenburgische Gebiet, die Odenwälder Neckartäler und die hohenlohischen Bauern zu dem Zisterziensernonnenkloster Lichtenstein bei Löwenstein, das sie am gleichen Tag einnahmen. Trotzdem die Nonnen eine Brandentschädigung von 500 fl. zahlten, wurde das Kloster ausgeplündert und angezündet. Doch griff das Feuer nicht weit um sich, so daß die Nonnen nach Beendigung des Aufstandes die Gebäude wieder beziehen konnten. Die Neckartäler und Odenwälder nahmen an dem gleichen Tag noch Löwenstein und am 14. April (Karfreitag) Neckarsulm ohne Widerstand ein. Auf ihrem Zug dorthin forderten sie die zum Herzogtum Württemberg gehörende Stadt Weinsberg, in der sie zahlreiche Anhänger hatten, auf, in ihre Bruderschaft einzutreten. In der Burg Weibertreu über der Stadt lag, von der Stuttgarter Regierung des Herzogs Ferdinand aufgeboten, seit 12. April Graf Ludwig von Helfenstein mit 16 Rittern und 60 Reitern als Besatzung zum Schutz von Burg und Stadt gegen die Aufrührer. Graf Helfenstein hatte Frau und Kind bei sich.

Auf die Aufforderung der Bauern an die Stadt Weinsberg, machte Graf Helfenstein einen Ausfall, wobei viele Bauern getötet und verwundet wurden, weshalb die Bauern ihm Rache schworen. Am 15. April erhielt der Graf eine Warnung, daß die Bauern einen Anschlag auf Weinsberg planen. Er bat die Regierung dringend um Verstärkung. Auf die Festigkeit der Burg vertrauend, begab er sich am 16. April (Osterfest) bei Tagesgrauen mit den Rittern und dem größten Teil der Mannschaften in die Stadt. Da er den Einwohnern mißtraute, ließ er die Mauern und Tore besetzen. Um 9 Uhr morgens, während er mit den Rittern in der Kirche war, rückten die Bauern, 6- 8000 Mann stark, über Folenbach und Binswangen heran und besetzten den der Burg gegenüberliegenden Schemmelsberg. Der Graf eilte mit den Rittern aus der Kirche, ließ durch Frauen Wurfsteine auf die Mauern tragen und ermutigte die Besatzung. Als zwei Herolde der Bauern vor dem Stadttor erschienen und zur Übergabe aufforderten, ließ Dietrich von Weyler, ehe der herbeigerufene Graf antworten konnte, auf sie feuern, wobei einer derselben verwundet wurde. Mittlerweil hatten eine Anzahl von Bauern vom Schemmelsberg her die Burg „wie Katzen“ erstiegen, rasch die kleine Besatzung überwältigt und die Burg besetzt. Ein Karrenmann aus Neuenstein, Semmelhans genannt, den der Graf bei dem Ausfall gefangen genommen hatte, war an diesem Morgen aus der Burg entkommen und hatte den Bauern verraten, daß die Ritter und der größte Teil der Besatzung in der Stadt waren, und sie zu dem Überfall veranlaßt.

Alsbald nach der Rückkehr der Herolde in das Lager, begannen die Bauern den Sturm auf die Stadt unter Führung von Jäcklin Rohrbach und zwar hauptsächlich auf das untere dreifache Tor, das Graf Helfenstein entgegen dem Rat des Bürgermeisters nicht hatte verrammen lassen, weil er noch immer auf die Ankunft von Verstärkung rechnete. Die Besatzung, unterstützt von einem Teil der Bürger, wehrte sich tapfer durch Schießen und Steinewerfen. Aber die Bürger, die das kleine Tor bei der Kirche gegen die dort anstürmenden Bauern verteidigen sollten, waren im Einverständnis mit diesen. Dietrich von Weyler feuerte sie vergeblich zum Kampf an; sie verlangten die Übergabe der Stadt und hinderten die Besatzung an wirksamer Verteidigung. Als Hans Dietrich von Westerstetten einen Bauern erschoß, wurde er mit dem Tode bedroht. Unter diesen Umständen suchte Graf Helfenstein mit den Bauern wegen der Übergabe zu verhandeln. Sie erklärten aber, sie wollten den Bürgern das Leben sichern, aber alles was Stiefel und Sporen trage, müsse umgebracht werden. Darauf wollten die Ritter mit ihren Getreuen versuchen, einen Ausfall zu machen und sich durchzuschlagen, sie wurden aber von den Bürgern daran gehindert. Inzwischen wurde das kleine Tor bei der Kirche gesprengt, die wütenden Bauern drangen dort, durch die nun von innen geöffneten anderen Tore und über die Mauern ein, Helfenstein und Weyler, die vergebens Frieden und Ergebung anboten, zogen sich mit den Rittern und einem Teil der Mannschaften in den Kirchhof zurück. Auf dem Weg dahin wurden Bastian von Oew, Eberhard von Sturmfeder und Rudolf von Eltershofen erschlagen, die anderen, dem Ansturm der Bauern nicht mehr gewachsen, wichen in die Kirche zurück; die Bauern erbrachen die Tür und erstachen die Knechte. Die Ritter flüchteten in den Turm, die Bauern drangen ihnen nach. Weyler, dessen Sohn erschlagen wurde, rief zu einem Schalladen hinaus, sie wollten 30000 Gulden zahlen, wenn ihr Leben geschont werde, aber die wütenden Bauern schrien Rache und schossen nach ihm; schwer getroffen fiel er rückwärts. Es gelangten einige Bauern auf den Turm; sie warfen den sterbenden Weyler zum Schalladen hinaus, die übrigen Ritter mußten sich ergeben. Georg Metzler und andere Führer befahlen, niemand mehr zu töten. Die Gefangenen wurden aus der Kirche geführt, gefesselt, mißhandelt und dem Jäcklin Rohrbach, dem unmenschlichsten der Bauernführer, zur Bewachung übergeben.

Nach einer Stunde, um 10 Uhr, war alles vorüber. Von den Bürgern wurden beim Sturm 18 getötet, 40 verwundet. Die Häuser des Kellers (Rentbeamten), Geistlichen, Schultheißen, Stadtschreibers und des Bürgermeisters Prigel wurden geplündert. Die Burg wurde ebenfalls ausgeplündert und dann verbrannt; sie liegt seitdem in Trümmern.

Hinter dem Rücken Metzlers und der anderen Führer beschlossen nun die Bauern auf Antrieb des blutdürstigen Rohrbach, die gefangenen 12 Adeligen und 10 Knechte zu töten. Sie führten sie aus der Stadt auf einen Acker, Heilbronn zu, bildeten einen Kreis, in dem sie den Gefangenen das Todesurteil verkündeten, machten dann, mit Spießen und Hellebarden bewaffnet, eine Gasse und jagten die Gefangenen durch die Spieße, den Grafen als dritten. Ein Pfeifer, der früher in seinem Dienst gewesen war, Melchior Nonnenmacher von Ilsefeld, nahm ihm den Hut vom Kopf, setzte ihn selbst auf und ging, die Pfeife spielend, vor dem Grafen durch die Gasse; so wurde einer nach dem anderen durch die Gasse getrieben und niedergestochen. Ein Mohr, den die Gräfin bei sich gehabt hatte, erlitt das gleiche Schicksal. Vergebens hatte Graf Helfenstein 30000 Gulden Lösegeld geboten, vergebens seine Frau, eine natürliche Tochter des Kaisers Maximilian mit ihrem zweijährigen Söhnchen auf dem Arm sich vor Jäcklin Rohrbach und den Bauern auf die Knie geworfen. Die Leichen der Ritter wurden nackt ausgezogen und liegen gelassen, die Gräfin mit ihrem Kind, das mit dem Tode bedroht und verwundet worden war, auf einem Mistwagen nach Heilbronn gefahren.

Am 18. April zogen die Bauern von Weinsberg nach Heilbronn, wo der Rat der Stadt sie einlassen mußte, weil die Einwohnerschaft mit ihnen einverstanden war. Sie plünderten das Carmelitenkloster vor der Stadt, das Clarakloster, den Billigheimer Hof und das Deutschordenskloster, in dem sie viel Geld fanden. Eine Abteilung nahm dann am 19. April das Schloß Scheuerberg bei Heilbronn ohne Widerstand, da die Besatzung zur Verhinderung des Abfeuerns der Geschütze Wasser auf das Pulver gegossen hatte, plünderten und verbrannten das Schloß. Eine andere Abteilung nahm am 23. April das Deutschordensschloß Horneck über Gundelsheim a. N. ein. Der Deutschmeister Dietrich von Claan hatte unter dem Eindruck der Greueltat von Weinsberg mit der Schloßbesatzung über die Verteidigung beraten; aber die meisten Ordensritter verließen das Schloß und der Deutschmeister floh dann in einem Nachen auf dem Neckar nach Heidelberg zum Pfalzgrafen Ludwig. Als die Bauern an dem genannten Tag, gefolgt von einem Haufen Juden, nach Gundelsheim kamen, wurden sie freundlich aufgenommen. Sie besetzten das unverteidigte Ordensschloß, in dem sie reiche Vorräte, namentlich an Wein, fanden, plünderten und verwüsteten es. Das gleiche Schicksal hatte Schloß Domeneck bei Züttlingen, O.A. Neckarsulm. Am 5. Mai suchte ein anderer Bauernhaufen Schloß Horneck heim; zu diesem kam der Ritter Götz von Berlichingen von seinem nahegelegenen Schloß Hornberg a. N. herübergeritten, um sich seinen von einem anderen Bauernhaufen ausgestellten Schutz- und Schirmbrief sichern zu lassen. Die Bauern verlangten aber unter der Androhung der Zerstörung seines Schlosses, daß er mit ihnen ziehe und wählten ihn zu ihrem Hauptmann. Er konnte sich ihnen nicht entziehen und befahl nun, wohl um das Vertrauen der Bauern zu gewinnen, Schloß Horneck „ohn verzug abzubrennen bis auf den grund“. Darauf wurde es von den Bauern angezündet; es brannte von morgens 10 Uhr bis zur Vesperzeit. Erst lange nachher wurde der jetzige Schloßbau (Sanatorium) errichtet.

Der ganze Bauernhaufen zog hierauf über Amorbach, wo das Kloster ausgeplündert wurde, durch die Grafschaft Wertheim gegen Würzburg. Graf Georg von Wertheim mußte mit ihnen ziehen, „seine puchsen und anderes tarleyhen“.

Mittlerweile hatten sich die Bauern in der Grafschaft Limpurg, in und um Gaildorf erhoben. Sie bildeten den sogenannten Gaildorfer oder gemeinen hellen Haufen zum Unterschied vom hellen lichten Haufen der Oderwälder und Neckartäler, dem hellen christlichen Haufen der Württemberger und dem schwarzen Haufen der Rothenburger und Taubertäler. Ihnen schlossen sich an hällische Bauern aus dem Rosengarten (Gebiet links des Kochers) aus dem Kocher- , Bühler- und Fischachtal. Ihr oberster Anführer war Philipp Feinler, ellwangischer Vogt zu Tannenburg, ihr Kanzler (Schreiber), der nicht ganz freiwillig mit ihnen gegangene Pfarrer Wolfgang Kirschenesser (meist Kirschenbeißer genannt) von Frickenhofen, O. A. Gaildorf, Fähnrich der Judenhurt von Westheim, als Rat der Pfarrer Held von Bühlertann, auch der Pfarrer von Westheim war bei dem Haufen. Die Bauern trugen als Erkennungszeichen weiße, meist mit nur mit Kreide gemalte Zeichen auf den Röcken oder Hüten und ihre Losung war „Kreiden“. Nur die württembergischen Aufständischen trugen Kreuze und die württembergischen Hirschhörner in roter Farbe. Die Gaildorfer Haufen zogen am 17. April über Backnang zum Kloster Lorch; dieses wurde am 26. April geplündert und verbrannt, der Abt Sebastian tödlich verwundet. Von Lorch aus schickten die Bauern am 30. April einen von Pfarrer Kirschenbeißer geschriebenen Brief in doppelter Ausfertigung an den Rat und die Gemeinde von Hall, enthaltend die Aufforderung „in bruderlicher Liebe bei ihnen zu erscheinen und die zwolff artikel uffzurichten. Wo das nit geschehe, mußten wir gegen euch furnemen des wir lieber vertragen weren“. Diesen Brief und eine weitere kurz zuvor „von uns hauptleuten Jorg Betgen, Jorgen Rauber und Herr Wolfgang Kirschenesser, pfarrherr zu Frickenhowen an die ersamen hauptlewt und ein ganze gemainde zu Ottendorf am Kocher“ gerichtete schriftliche Aufforderung, zu ihnen zu kommen, anderenfalls es ihnen nicht wohl bekommen werde, welche die zur Haller Cent gehörigen Ottendorfer Bauern dem Rat von Hall brachten, kosteten den Pfarrer Kirschenesser später den Kopf. Der Rat von Hall leitete, um Zeit zu gewinnen bis zu der in Aussicht gestellten Ankunft des Bundesheeres, Verhandlungen mit den Bauern ein, die aber erfolglos waren. Von Lorch zog eine Abteilung Bauern weiter unter dem Hauptmann Jörg aus Böblingen, zum Hohenstaufen, geführt von einem Bauern aus dem Dorf Hohenstaufen, der ihnen zeigen wollte, wie man nachts in die Burg eindringen könne. Aber die Besatzung war auf der Hut, schoß und schlug den vom Hauptmann befohlenen Sturm ab. Die Bauern holten nun Verstärkung her und unternahmen den zweiten Sturm, der sofort gelang, weil die Besatzung ihn nicht abgewartet, sondern sich, wohl durch einen unterirdischen Gang davongemacht hatte. Es waren nur noch „zwee Maid im Schloß“, das die Bauern ausplünderten und in Brand steckten. Unter der Beute waren sechs Karrenbüchsen und zwanzig Hackenbüchsen. Die Hauptabteilung zog anfangs Mai wieder gegen Gaildorf und weiter in das benachbarte Gebiet der Probstei Ellwangen. In der Stadt Ellwangen hatte sich schon anfangs April 1525 ein Teil der Einwohnerschaft, aufgewiegelt durch den vom Bischof von Augsburg in den Bann erklärten Pfarrer Jörg Mumbach erhoben und die Chorherren bedroht, doch konnte der Stadtvogt Ritter Eberhard von Gemmingen, den der stets abwesende Probst, d.h. der Nutznießer der Probstei, Herzog Heinrich (von der Pfalz), Bischof von Utrecht, zu seinem Stellvertreter bestellt hatte, die Ordnung noch aufrecht erhalten, da der größte Teil der Einwohnerschaft auf seiner Seite stand. Aber in der zweiten Hälfte des April erhoben sich in den meisten Dörfern der Probstei die Bauern, zogen vor die Stadt und begehrten von dem Stadtvogt Einlaß unter dem Vorgeben, sie wollten nur „iren pfennig zeren, niemant kein schaden thon, allein zu morgen darinn essen und dann furter zu dem Gayldorfischen Haufen ziehen und haben solichs bey trewen (auf Treu und Glauben) zugesagt, aber nit gehalten“. Als der Stadtvogt, auf ihr Versprechen vertrauend, sie in die Stadt eingelassen hatte, „haben sie an die Bürger gesonnen, mit inen zu ziehen und als sie sich des gespert, sie gewaltiglich getrungen, zu inen zu globen und schweren und wollten alsbald mit ihnen vor das Schloß ziehen um es zu ersteigen, zu plündern und zu verbrennen, was aber die Mehrzahl der frummen burger nicht zuließ“.

Im Schloß saß der Amtmann des Probstes, Nikolaus Birger, mit nur drei Mann Besatzung. Die Bauern blieben nun ein paar Tage in der Stadt und wiegelten durch Abgesandte weitere Dörfer des Probsteigebietes auf. Als der Haufen auf etwa 500 Mann angewachsen war, fingen sie den Stadtvogt; „der must zu inen globen und schweren“ und die 12 Bauernartikel annehmen. Unterdessen schrieb Amtmann Birger dem Bund (Schwäbischen Bund), Kurfürsten (von der Pfalz), auch an Schirmfürsten Erzherzog Ferdinand (Bruder des Kaisers Karl V., der nach der Vertreibung des Herzogs Ulrich zum Statthalter des Herzogtums Württemberg bestellt worden war) um Hilfe und Rettung. Aber es konnte ihm vorerst nichts in Aussicht gestellt werden. Auf das Drängen der Bauern, die sich verpflichteten, „bey iren ayden, die sie zusammen geschworen, dem Probst weder an schloß noch stat noch sunst, auch dem amtmann kein schaden zuzufügen“, befahl nun der Stadtvogt, um Schlimmeres zu verhüten, dem Amtmann, den Bauern das Schloß zu öffnen, trotzdem er durch das frühere wortbrüchige Verhalten der Bauern hätte belehrt sein können. Sobald die Bauern in das Schloß eingelassen waren, verlangten sie von dem Amtmann Lebensmittel, Wein und Vieh im Wert von mehr als 1200 Gulden, außerdem mußte er sie in der Stadt und „im leger zu Dinkelspuhel speysen“ und war keine Stunde seines Leibes und Lebens sicher.

Am 28. April zogen die Bauern von Ellwangen ab nach Dinkelsbühl, wobei zwei ellwangische Chorherren, Hans von Gültingen und Wilhelm von Hesperg sich an ihre Spitze stellten. Ersterer grollte dem Probst, weil er selbst gehofft hatte, die feste Pfründe der Probstei zu erhalten, aber gegenüber der Bewerbung des Herzogs Heinrich zurückstehen mußte. Ein Abschwenken des Bauernhaufens zu dem der Probstei Ellwangen gehörenden Schloß Röthlen (bei Röthlingen O.A. Ellwangen) erfolgte nicht. Wer die „Hauptleute“ der Bauern waren, ist nicht festzustellen. Am gleichen Tag noch schlug der Bauernhaufen ein Lager auf dem Brühl, der Niederung vor dem Nördlinger Tor zu Dinkelsbühl. Wie der Rat der Stadt später an den Rat von Hall berichtete, „ist die versamblunge mitt täglichen zuzuge und stärkung etliche Tage nahent bey unser stat mit unserm und der unsern merklichen schaden gelegen“. Vom Lager aus wurden Abteilungen ausgeschickt in die Umgegend, um die noch fernstehenden anderen Bauern aufzuwiegeln. Schlösser und geistliche Niederlassungen zu plündern und auszubrennen. So wurde am 30. April „das kloster Rot (Mönchsroth) geplündert und ausgebrannt, desgleichen (um dieselbe Zeit) die schloß Wittelshoven und Turwangen (Dürrwangen) auch daneben geplundert und abprechen lassen das schwesterhaus zu Kemnaten (Dorfkemnathen) so der stat (Dinkelsbühl) hat zugehört“. Der Balthas Hans von Wilburgstetten wurde nach Beendigung des Bauernkrieges beschuldigt, an der Brandlegung im Kloster Roth beteiligt gewesen zu sein. Er wurde nach Dinkelsbühl gebracht, mit dem Schwert gerichtet und hernach verbrannt. Am Brand des Schlosses zu Wittelshofen sollen auch „einige dasige Einwohner sich verschuldet haben“ und deshalb mit einer namhaften Geldbuße belegt worden sein.

Die Bauern forderten nun Einlaß in die Stadt Dinkelsbühl. Der Rat war in einer schwierigen Lage, da zahlreiche Einwohner der Stadt und die Bauern des Stadtgebietes sich auf die Seite der Aufständischen gestellt hatten. Nach langen und schwierigen Verhandlungen von Verordneten des inneren und äußeren Rates und der „gemayn“ mit den Bauernführern im Lager, kam am 6. Mai 1525 folgender Vertrag zustande, der allerdings mehr ein Diktat der Aufständischen war:

„Wir burgermeister inner und äußer rate und die ganze gemayne zu Dinkelspuhel bekennen offentlich mit dieser schrift, das (daß) wir uns mit den edeln und vesten, erbarn und ersamen (!) hauptleuten, räten und dem ganzen hellen haufen der Bauernschaft, von Ellwangen ausgezogen, freundlich, gütlich und bruderlich der hienach volgenden artikel veraint und vertragen haben:

Zum ersten: nachdem aus den Burgern von Dinkelspuhel etwa vil in dem hellen haufen sein und ligen, sovil derselben darin wollen pleiben oder noch zu inen kommen, wollen wir daran nit verhindern.

Zum andern sollen wir dem hellen haufen keine eintrage thon als dasjenige im Teutschen haus und kloster (Karmeliterkloster) durch die verordneten räte und ausschuß, nemlich ungevarlich funfzig mann aus dem hellen haufen mitsampt obersten hauptmann und seinen Räten demselben hellen haufen in gemaine zu verpeuten, doch also das (daß) dieihenigen, so also in die stat werden eingelassen, ainichen burger oder sunst jemanden in der stat keinen weytern schaden noch eingriffe thon sollen. (In gemeinverständliches Deutsch übersetzt heißt dies, daß gegen die Zusicherung der Aufständischen, in der Stadt keinen weiteren Eingriff zu tun, dem obersten Bauernhauptmann mit seinen Räten - meist waren es zwei - sowie etwa 50 Aufständischen Einlaß in die Stadt, und die Erlaubnis gegeben wurde, das Deutschordenshaus und das Karmeliterkloster zu plündern und die Beute unter dem hellen Haufen zu verteilen. Diese beiden geistlichen Niederlassungen, deren Insassen wohl geflohen waren, wurden den Aufständischen von der Stadtverwaltung um so leichter zur Plünderung überlassen, als sie ihr nicht gehörten und als die Aufständischen es überall in erster Linie auf die geistlichen Besitztümer abgesehen hatten).

Zum dritten, wiewol wir seyen ain klaine arme stat ains klainen vermogens, wollen wir doch dem gemainen hellen haufen vergonnen die drey buchsen (Geschütze) mit sampt anderthalben zentner pulvers und darzu hundert und zwanzig großer kugeln, auch dergleichen hundert spies, das alles der helle haufe nach volnstreckung seines furnemens sollen wider antworten.

Zum vierten sollen in argen, unfreuntschaft oder strafliche weyse von uns gegen denjhenigen unsern burgern, so anfaenglich bey dem hellen haufen gewesen oder künftig bey im sein werden, nit furgenommen, kainerlay weis noch wege. Doch sollen dieselben unsere burgere solichs dergleichen gegen uns auch halten.

Und zum beschluß so haben wir uns bewilligt von wegen der zwolf artickel in dem trucke begriffen, was ander herrschaften und oberkayten in dem gezirke umb unser statt gelegen annehmen, das (daß) wir demselben gmeß wollen anhangen.

Zur urkunde mit unser stat sekret uffgetrucktem insigel bey ende der geschrift besigelt und geben uff sampstag nach Walpurgis (6. Mai) anno im fundundzwanzigsten.“

Darauf wurden noch an demselben Tag der oberste Bauernhauptmann mit seinen Räten und eine Abteilung Aufständischer in der festgesetzten Zahl in die Stadt eingelassen und ihnen die beiden geistlichen Niederlassungen zur Plünderung übergeben, „die beide sie eingenommen und besetzt haben“.

Nach erfolgter gründlicher Ausplünderung und Verteilung der Beute unter den „gemainen hellen haufen“, zogen dann die ellwangischen Bauern und die zu ihnen gestoßenen 5- 600 Aufständischen aus der Stadt und dem Gebiet von Dinkelsbühl, sowie aus der benachbarten Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach, insbesondere die aus den Ämtern Crailsheim und Feuchtwangen, am 8. Mai zusammen nach Ellwangen, nicht wie bisher irrtümlich angenommen wurde, in das Ries. Die neu zugezogenen Aufständischen wollten nun das Schloß zu Ellwangen plündern und ausbrennen, was aber durch den Widerstand der Ellwanger verhindert wurde; dagegen plünderten sie in der Stadt die Häuser des Kapitels und der Chorherren, „klaubten vil zusam“, und richteten große Verwüstungen daran an, zerschlugen die Öfen und Fenster, zerhieben die Bücher „in des capitels liberey“ (Bücherei), stahlen die Kelche und Meßgewänder. Dagegen traten nun in ihrer großen Mehrzahl die Einwohner Ellwangens und die Bauern des Probsteigebietes auf, „thaten sich mit irem fenlin zusam“, warfen die Plünderer zum Stadttor hinaus und nahmen ihnen die auf Wägen geladene Beute wieder ab. Die markgräflichen und Dinkelsbühler Aufständischen rückten darauf gegen das Schloß, „in maynung, es zu verprennen“. Aber Amtmann Birger schoß mit seinen Leuten kräftig gegen sie heraus und die ellwangischen Bürger und Bauern sind „mit irem fenlin hinden in sie gefallen, das (daß) sie schandlich hinwegzogen“.

Am 17. Mai kam dann wieder ein Bauernhaufen aus der Umgegend in die Stadt Ellwangen, um diejenigen zu sammeln, die zu dem Gaildorfischen Haufen ziehen wollten. Aber nun erschien plötzlich der Ritter Reinhard von Neudeck, pfalzneuburgischer Hauptmann und Pfleger zu Lauingen, mit etwa 300 Reitern und ebensoviel Fußknechten des Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein und einem „fain klain feldgeschütz“ im ellwangischen Gebiet und steckte drei „flecken“ (Ortschaften) in Brand, um die Aufständischen aus der Stadt zu locken. Alsbald zogen 3- 400 Bauern der Brunst zu, „um die reuter all zu erwürgen“. Aber der Ritter von Neudeck, der seine Mannschaften in einem Wäldchen versteckt hatte, überfiel sie, „pfefferte zu inen, das (daß) die burger und bauren in die flucht kamen“; über dreißig wurden erstochen, die übrigen flüchteten in die Stadt: „wo die geul nit so müd gewesen, heten die reuter die bauren all erstochen und die statthore abgerannt; drey buchsen (Geschütze), die die bauren ainstails den von Dinkelspuel inen gelyhen worden, jagten die reuter inen ab“.

Der Ritter von Neudeck nahm zunächst eine gedeckte Stellung nahe bei der Stadt ein und ließ einige Schüsse aus seinem Feldgeschütz in die Stadt und gegen die Torhäuser abgeben, die aus der Stadt und vom Schloß aus heftig, aber erfolglos erwidert wurden, da weder der Stadtvogt, noch der Amtmann wußten, wem die Truppen zugehörten. Der Ritter von Neudeck zog dann gegen das Schloß, da er annahm, daß es wie die Stadt in den Händen der Aufständischen sei. Als nun aber der Stadtvogt „ein fenlin unter dem haufen plöe und weyß (blau-weiß) sahe“ und hörte, daß Reinhard von Neudeck, der sein Schwager war, der Hauptmann sei, ritt er zu ihm heraus und vernahm von ihm, daß er von wegen des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz, aller Pfalzgrafen, nämlich Herzogs Heinrich, Bischof von Utrecht und der Stände des Schwäbischen Bundes gekommen sei, um Stadt und Schloß wieder einzunehmen oder Stadt und der Herzöge Otto-Heinrich, Friedrich und Philipp und besonders des Probstes, Land und Boden zu verderben. Auf die Zusage des Ritters von Neudeck, niemand an Leib und Leben zu strafen und nach langer Unterhandlung des Stadtvogts mit den Aufständischen, ergab sich die Stadt und Amtmann Birger öffnete den Truppen freudig das Schloß, „dann in daucht je nit (denn ihn bedünkte nicht), das er bauren zu herren leyden mochte“. Nachdem den aufständischen Ortschaften des Probsteigebietes und der Stadt eine Brandschatzung und den Einwohnern ein Eid auf die vorgenannten Pfalzgrafen, den Schwäbischen Bund und insbesondere den Probst, Bischof von Utrecht auferlegt worden war, daß sie ihren Verpflichtungen wie vor dem Aufstand nachkommen werden, zog der Ritter von Neudeck am 18. Mai mit seiner Truppe wieder ab.

Auch in den markgräflich-brandenburgischen Ämtern Crailsheim und Lobenhausen-Anhausen und Werdeck-Gerabronn und Bemberg-Wiesenbach brach, wie oben bereits teilweise berührt, Ende April 1525 der Aufstand aus, so insbesondere auch in den Ortschaften Onolzheim, Herbertshofen, Maulach, Roßfeld unter der Führung des Pfarrers Johann Breitengrafer, in Triensbach, Lobenhausen, Bölgenthal, Gröningen, Wallhausen, Scheinbach, Hengstfeld, Rot am See, Zwei Winden (Ober- und Niederwinden) und Blaufelden. In dieser schwierigen Zeit war in Crailsheim die Stelle des Amtmannes nicht besetzt; Verweser war der Junker Jörg Adelmann von Adelmannsfelden für den als Amtmann in Aussicht genommenen Ritter Wilhelm von Rechberg. Ihm zur Seite standen als markgräfliche Beamte der Kastner Kaspar Hirsing, der bei den Bauern nicht beliebte Wildmeister Otto Eisen und der Bürgermeister Georg Rietach, denen es gelang, die Ordnung in der mauerumgürteten Stadt leidlich aufrecht zu erhalten, wiewohl es auch in ihr Leute gab, die der Sache der Bauern zuneigten. So verlangte der Mühlhensle und der neu zugezogene Seiler Bastler, man solle 100 Mann zu den Bauern schicken. Andere schlugen vor, man solle losen, ob man dem Markgrafen Casimir, oder den Bauern zuziehen solle. Der Stadtrat, um Zeit zu gewinnen, verschob die Entscheidung um acht Tage; dann wurde gelost. Die Entscheidung fiel anscheinend gegen die Bauern aus. Mittlerweile erschien ein Haufen von etwa 450 Bauern vor der Stadt, lagerte „bey der zehentscheuer neben dem spitalsee hinauf“ und im Kuhnbachtal hinter dem Galgenberg, verlangte Öffnung der Stadt und Annahme der 12 Artikel. Es wurden Verhandlungen mit den Bauern angeknüpft, als aber ein Brief des Heinrich Georg von Elrichshausen eintraf, der die Bürger warnte, vor den Bauern auf der Hut zu sein, wieder abgebrochen. In der Bürgerschaft gärte es weiter, sie verlangte in einer an den Stadtrat gerichteten, 19 Artikel enthaltenden Schrift, Verbesserungen der Verwaltungen, gleiches Recht für Adel, Bürger und Geistlichkeit, Aufhebung entehrender Strafen, Schutz des Gemeindeeigentums. Die in die Stadt gezogenen und geflüchteten Edelleute mußten Söldner stellen und am Wachdienst teilnehmen, weitere Auswärtige durften nicht in die Stadt ziehen. So wollte der Kastner Dauer von Schloß Werdeck seine Habe nach Crailsheim flüchten, es wurde ihm aber abgeschlagen, weshalb er sich bei der markgräflichen Regierung in Ansbach beschwerte; doch bis diese ihm den Einlaß zubilligte, war der Bauernaufstand zu Ende. Die vor Crailsheim liegenden Bauern zogen nach einigen Tagen wieder ab, ein Teil davon gegen die Walsbühl, ein anderer gegen das Kloster Anhausen bei Wallhausen, das am 30. April erstmals geplündert wurde, und gegen das dem Ritter Kaspar von Crailsheim gehörende Schloß Erkenbrechtshausen. Der Schloßherr wurde gefangen, mußte mit den Bauern ziehen und sich Kaspar Baur nennen. In der Nacht vom 3. auf 4. Mai 1525 wurde das Schloß Lobenhausen in Abwesenheit des wohl nach Crailsheim geflüchteten Amtmannes Burkhard von Wolmershausen von den Bauern eingenommen, ausgeplündert und verwüstet.

Zu Anhausen, früher „an dem Hausen“ genannt, bei einem kleinen, bald abgegangenen Weiler dieses Namens, war anfänglich nur eine der Jungfrau Maria geweihte Kapelle, zu der 1344 Ulrich von Hohenlohe-Brauneck eine Stiftung machte. 1357 wurde von Lupold von Bebenberg (Bemberg), Bischof von Bamberg, einem bedeutenden Mann, die Kapelle wohl in größerem Maßstab neu gebaut; sie hatte schon 1390 drei Altäre. Am 15. Juni 1403 gründete Johann Hermann von Hornburg das Kloster, dem er mit Zustimmung seines Oheims, Kunz von Bebenburg und seines Vetters, Hans von Seldeneck Mönchen des St. Paulus, die sich nach dem ersten Eremiten, Paulanereremiten nannten, die Kapelle mit ihrem Eigentum übergab. Zu diesem gehörten u.a. ein 1367 von Kraft Weidner von Michelbach a. d. S. erkaufter Hof zu Waldhausen, ein 1398 von Hochbrand von Hornburg erkaufter Hof daselbst, und zwei 1395 als Pfand erworbene Höfe zu Gaggstadt. Außerdem überließ er den Mönchen den durch das Gotteshaus 1363 von Reinbot von Wolmershausen erkauften Teil des Kirchsatzes zu Wallhausen, worauf die Klostergebäude errichtet wurden. Das Kloster erwarb im Laufe der Zeit erheblichen Grundbesitz. Die Mönche, nach ihren hellbraunen Kutten und ihrem Sammeleifer „die Ratten“ genannt, waren beim Volk nicht beliebt, sie trieben hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht und in zahlreichen, teils unmittelbar beim Kloster, teils in der näheren und weiteren Umgebung von ihnen angelegten Weihern, eine ausgedehnte Fischzucht. Prior des Klosters war etwa seit 1499 der einer angesehenen und wohlhabenden Crailsheimer Familie entstammende, dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigte Johann Reinhart, ein strenger und gewalttätiger Herr, mehr Reitersmann als Klosterbruder, der beim Ausreiten stets ein Schwert unter seiner Kutte trug. Er war der Vertraute der Priorin des Prämonstratenser - Nonnenklösterleins Bruderhartmannszell bei Hausen am Bach, die ihm aus Furcht vor der Aushebung ihres Klösterleins ihre kostbarsten Gewänder zum Aufheben gab. Seine Mönche behandelte er streng, nicht viel besser wie Bauernknechte, gegen die ziemlich zahlreichen Untertanen (Hintersassen) des Klosters war er hart und unnachsichtig, so daß es nicht zu verwundern ist, wenn die aufständischen Bauern sich gegen ihn und sein Kloster erhoben.

Am Abend(Vorabend) Philippi und Jakobi (30. April) zur Nachtzeit, erschienen Bauern aus Roßfeld, „die den Pfarr daselbst (Johann Breitengraser) ufbracht“, ferner aus Onolzheim, Maulach, Rüdern und Zwei-Winden vor dem mit einer Mauer umgebenen Kloster, drangen ein, plünderten, richteten große Verwüstungen in den Kloster- und Wirtschaftsgebäuden, den Gärten und den bei dem Kloster befindlichen Fischweihern an und führten viele Beute weg. Sie legten auch Feuer an die Gebäude, „das das Gesind mit Wein und Milch gelassen (gelöscht) hat“. Der Prior und die Mönche waren wohl in den nahen Wald entkommen.

Am 2. Mai kam ein zweiter Bauernhaufen bei Tag zum Kloster Anhausen und raubte, was noch übrig geblieben war, selbst die Kirchenglocken, und zerstörte, was noch ganz war. Unter den Plünderern waren Bauern aus Gaggstadt, die namentlich viel Korn, Dinkel und Hausrat mitnahmen, weiter aus Wallhausen, Triftshausen, Hengstfeld, Michelbach a. d. L., Gröningen, Rot a. S., Helmshofen, Scheinbach, Bölgental, Mistlau, Lobenhausen und Triensbach. Heinz Schumm und Mathes Schumann aus Triensbach, die zwei Müller von Neidenfels, von denen der eine, der Kornmüller, sowie der Vogt von Burleswagen schon vorher den Müller auf der dem Kloster Anhausen gehörenden Gaismühle gezwungen hatten, mit den Bauern zu ziehen und ihm verboten hatten, dem Prior ferner Gült zu geben. Sie hatten auch sechs Hintersassen des Priors zu Bölgental genötigt, mit den Bauern zu ziehen. Beim Abzug setzten auch diese Bauern die Gebäulichkeiten in Brand, der diesmal weiter um sich griff. Prior Reinhart verzeichnete als verbrannt das Conventhaus, Backhaus, Fischhaus, Neuhaus, Torhaus, die Kirche, Schmiede, den Saustall und Roßstall. Doch ist nur das Innere der Kirche ausgebrannt und nach einem im Jahr 1529 und einem weiteren, nach Reinharts Tod aufgenommenen Verzeichnis sind das alte Conventhaus und die Ökonomiegebäude stehen geblieben, also wohl auch nur ausgebrannt, dagegen wurde die Wohnung des Priors, wohl das vorgenannte Neuhaus, gänzlich eingeäschert.

Geraubt wurden „Kelche, Meßgewänder, Alben, Epistelröcke, Chorkappen. Meßbücher, 14 messingene Leuchter, zwei Truhen mit Altartüchern und etliche vergoldete Monstranzen und viel Heiltums, in kleinen Truhen gelegen, im Gesamtwert von 200 fl., die zwei Kirchenglocken, 23 Betten, mit allem Zubehör (Bettladen, Leilachen, Pfulben, Kissen, Decken) im Werte von 100 fl., Bücher (diese wohl meist zerstört) im Werte von 200 fl.; Fischgarn, Hammen, Fischzeug 70 fl, 4 Hebeisen, 4 Steinzangen, eiserne Pickel, Hauen und Zeug zum Steinbruch 200 fl., Fleisch, Schmeer, Mehl, Küchengeräte 40 fl., Dinkel, Korn, Gerste, Haber 300 fl., wovon das meiste nach Wallhausen, Winden, Bölgental, Gröningen, besonders aber nach Gaggstadt geschafft wurde, 7 Behälter in der großen Stube mit Schlössern, Schlüsseln, Laden mit eisernen Glaschen (Gelenken), 60 Trinkgläser, 20 Kraußen (irdene Trinkgefäße), 6 eiserne Türzwinger, 16 Tische mit Sideln (Banktruhen) 270 fl., Zinnteller, Pfannen, Dreifuß, Badzuber 40 fl., Bronnenkeren (Leitung) nebst eisernem Eimer (für den Galgbronnen, Schöpfbronnen), 1 Zugseil am Kornhaus u.a. 20 fl., 1 ganzes Schmiedzeug mit Amboß und Blasebalg 32 fl., Futter, Ohmet, Heu, Wägen 200 fl., Mehl im Backhaus, Mühle (Handmühle) und Mahlkasten 30 fl., Fische aus den abgegrabenen Weihern 100 fl., 12 gute Ochsen, 62 Kühe, Stiere, Räupling, Jährling 200 fl., Hühner, Pfaben (Pfauen), Tauben 5 fl., Wein und Fischwässer 300 fl., Sättel, Seile u.s.w. 20 fl., eiserne Türen und 1 eiserne Truhe in der Küsterei (Ausspeiserei, Vorratskammer) 15 fl.“.

Selbst Scheuerntore und Brandstützen (Balken) führten die Bauern weg. Im Klostergarten gruben sie die jungen „geschlachten“ Apfel- Birn- und Nußbäume und die Tüll (Zaunstecken) aus und führten sie weg. Wein für 40 fl. Wurde teils ausgetrunken, teils ausgegossen. Die Pferde wurden von den Mönchen anscheinend in Sicherheit gebracht. Die Bauern scheinen zusammenfassend gründliche Arbeit getan zu haben.

Die Verwüstungen waren nicht minder umfangreich. In der Kirche wurde das eiserne Gitter vor dem heiligen Sakrament zerschlagen und herausgenommen. Die Bildtafel, Kruzefixe und das Margen (Marien)bild auf dem Choraltar zerhauen, „die Bebenburger und Crailsheimer Schild und Bild und Wappen“, d.h. die Totenschilde der in der Kirche beigesetzten Mitglieder der Familien von Bebenburg und Crailsheim, zehn an der Zahl, „zerhauen, zerstochen und vor die Kirche geworfen“. Das Kirchengestühl (Pultprett, Lesepult), sein geschnitzter Behälter aus Eichenholz, zerstört, die Fenster im Chor und in den drei Kapellen zertrümmert, 7 Altarsteine zerschlagen und das „Heiltum“ (Reliquien) herausgeworfen, ferner in des Priors Stuben und Kammer und vier anderen Stuben die Fenster, ebenso die Kachelöfen zerschlagen, ein in des Priors Stube gefundener Schild mit dem Wappen des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (zu dessen Gebiet Anhausen gehörte) zertrümmert und zum Fenster hinausgeworfen, „das Zimmer uf den Galgbronnen“ umgeworfen und verbrannt, d.h. das Zimmerwerk, die Balken, auf einem rundgemauerten Schöpfbrunnen mit Brüstung und zwei senkrecht aufgesetzten, oben durch einen Querbalken verbundenen Balken in Form eines einfachen Galgens. Der Querbalken hatte eine Rolle für das Zugseil des Schöpfeimers und ein Satteldach. Der Prior berechnete den erwachsenen Schaden im ganzen auf 7831 Gulden, doch war diese Schätzung offenbar übertrieben.

Nach Beendigung des Bauernkrieges kehrten die vertriebenen Mönche zurück. Der Prior nahm Wohnung im Pfarrhof zu Wallhausen und ließ die Klostergebäude wieder aufbauen. Auch die ausgebrannte Kirche wurde äußerlich wieder instand gesetzt und neu eingedeckt, aber nicht mehr eingerichtet, sondern zur Aufbewahrung von Gerätschaften und Gerümpel benützt. Schon im Jahr 1529 hatte das Kloster wieder ganz bedeutende Vorräte, 1533 waren zwei Reitpferde und vier Ackerpferde vorhanden. Der streitbare Prior Reinhart starb am 21. oder 22. Dezember 1532. Darauf wurde „eine Maid“ mit einem Kind, die er bei sich gehabt, davongejagt. Wenn G. Bossert sagt, der Prior sein kein Hochgelehrter gewesen, nach seinem Tod habe sich in seinem Nachlaß nur ein Buch, das Brevier, vorgefunden, so übersieht er, daß die aufständischen Bauern die ganze Bücherei des Klosters beseitigten, deren Ersatz zu damaliger Zeit mit großen Schwierigkeiten verbunden war.

Nach dem am 4. Oktober 1557 erfolgten Tod von Reinharts Nachfolger, des Priors Leonhard Löß, ließ der Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach das Kloster aufheben. Der Amtmann von Lobenhausen, Georg von Elrichshausen, bekam die Oberaufsicht über die Klostergüter, die schon seit 1537 an einen Halbbauern verpachtet waren und ihm weiter in Pacht belassen wurden. Der letzte, noch vorhandene, hochbetagte Mönch Melchior Traßmann wurde von dem Amtmann mit seiner Fahrniß und einer Wegzehrung an das Kloster Heilsbronn bei Nürnberg abgeliefert, wo die noch übrigen Mönche aus der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach untergebracht wurden. 1700 wurden die Klostergüter an die benachbarten Gemeinden verkauft, die baufälligen Klostergebäude niedergelegt. Viele Steine davon ließ Graf Carl August von Hohenlohe-Kirchberg mit Genehmigung des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, in den Jahren 1738-45 nach Kirchberg führen zur Verwendung bei der großen Schloßerweiterung. Die Klosterkirche verfiel immer mehr. Die Angaben G. Bosserts, daß noch am Anfang des vorigen Jahrhunderts ein großer Teil davon stand, ist nicht richtig. Ein Augenzeuge, Pfarrer Balthasar Niklas Mützel in Hengstfeld berichtet im Jahre 1756, daß damals „nichts als eine einzige Mauerwand von der Klosterkirche zu sehen übrig gewesen, und daß Lupoldus von Bebenhausen, gewesener Bischof zu Bamberg, in bischöflichem Ornat und die vier letzten dieses Geschlechts mit dem Ritterhabit in der noch stehenden Mauerwand in Lebensgröße eingehauen und mit ihren umschriebenen Epitaphien zu sehen sind.

Es war also schon damals nichts weiter mehr von der Kirche vorhanden als das jetzt noch stehende 15 Meter hohe Mauerstück, die sog. Anhauser Mauer, nämlich die nördliche Seitenwand des Chores mit zwei Gurtbogen, die linke Seite der Leibung des ersten Fensters des achteckigen Chores, Reste von zwei Strebepfeilern und die Spur einer von Wilhelm von Crailsheim um 1480 gestifteten Seitenkapelle. Die Kirche war also schon vor 1756 als Steinbruch benützt worden. An der Chorwand sind die fünf Grabdenkmale der Herren von Bebenburg, nämlich des vorerwähnten Bischofs Lupold, gest. 1357, des Ritters Engelhard, gest. 1410 vor dem heiligen Christtag, Wilhelm des Älteren, gest. 1414, Wilhelm des Jüngeren, gest. 1416, am Montag vor Mitfasten und Jörg, gest. 1482, am Montag nach dem Fronleichnamstag, noch ziemlich wohlerhalten; nur einem der steinernen Ritter wurde der stark entwickelte Bauch von Schatzgräbern, die Schätze darin vermuteten, aufgehackt. Das neben den Grabdenkmälern in die Wand eingelassene Steinbild der Schutzpatronin Maria wurde wohl von denselben räuberischen und abergläubischen Händen oder, was wahrscheinlicher ist, schon von den aufständischen Bauern stark verstümmelt. Etwa im Jahr 1871 wurde das Gewölbe der Gruft mit Pulver gesprengt, es fanden sich aber nur einige Eisenstücke darin; sie war also schon früher ausgeplündert. Möge die Anhauser Mauer als weithin sichtbares Wahrzeichen der Gegend noch lange den Stürmen der Zeit trotzen und von der Geschichte des Klosters erzählen. Kehren wir nach dieser Abschweifung zum Gegenstand dieses Kapitels, zum Bauernkrieg in der Gegend zurück.

Wie sah es nun in den Ämtern Kirchberg und Ilshofen aus, während ringsum der Aufstand loderte?

Die drei Städte hatten schon Ende Februar beschlossen, die Bestallung des Obervogts Heinrich Trüb in Kirchberg, auf Walburgi 1. Mai nicht zu erneuern, sondern Walther Büchelberger von Dinkelsbühl zum Obervogt von Kirchberg zu bestellen.

Am 25. März 1525 schrieb die Mahnungsstadt Dinkelsbühl an Hall und Rothenburg, zu Brettheim solle eine merkliche Versammlung der Bauern sein, was ihr Vorhaben sei, sei nicht bekannt. Es sei nötig, Kirchberg besser zu versehen und zu besetzen, es möge mitgeteilt werden, wie stark es besetzt werden solle. Vom Rat von Rothenburg kam keine Antwort, da er, wie erwähnt, nichts mehr zu sagen hatte. Hall und Dinkelsbühl einigten sich dahin, daß jede Stadt zehn Söldner nach Kirchberg schicke und jeder der beiden Vögte noch zwei Söldner für die Bewachung des Schlosses bestelle, was sofort geschah. Die Besatzung bestand also jetzt einschließlich der sechs Söldner unter dem Stadttor und der fünf Schloßknechte aus 35 Mann.

Am 19. April schrieben der Stättmeister Hermann Büschler und der Rat von Hall an die Mahnungsstadt Dinkelsbühl, es wäre gut, wenn der Obervogt von Kirchberg die Bauern der zwei Ämter mahnen würde, ruhig zu bleiben und ihnen dasselbe Maß von Erleichterung der Lasten in Aussicht stellen würde, das die umliegenden Städte und Herrschaften den Bauern gewähren werden, wie die Stadt Hall mit ihren Bauern gehandelt habe; auch möge Dinkelsbühl den neuen Obervogt anhalten, aufs fürderlichste (sobald wie möglich), da es die Notdurft erheische, aufzuziehen. Dinkelsbühl schickte entsprechende Weisung an Obervogt Heinrich Trüb.

Am 22. April brachten der Schultheiß Hans Müller und etliche aus der Gemeinde Ilshofen, nachdem die Ilshofer nach dem Treffen bei Gottwollshausen wieder heimwärts gezogen und ruhig geblieben waren, dem Obervogt den folgenden, ihnen von Bauern aus Thüngenthal gebrachten Brief nach Kirchberg und baten ihn um Rat, was sie tun sollten. Der vom Gaildorfischen Bauernhaufen mit der Auflage der Wiedergabe nach Thüngenthal geschickte Brief lautete:

„Wir Hauptleut und gemainer heller Haufen entbieten euch von Dungenthal im hallischen land, allen denen, die in der gantzen pfarr begriffen sind, es seien in den weylern und uff den hoffen (Höfen). Allen den die dem gantzen hellen haufen mit nachlossen, das (daß) dan dieselben nachmals wöllen komen und uns den armen helffen, retten und schirmen, die gotliche gerechtigkeit handhaben nach aufweysung des hailigen ewangely; wo Ir aber Solichs wurden (würdet) verachten und nit na komen, so werden wir euch leut schicken und Inen übergeben, als eur leiben und gut und des (das) alles vogelpreiß (vogelfrei) machen und den gemalten brieff (sollt Ihr) von ainer pfarr in die andern schicken und antwurten (überantworten) bey verlieren Eurs leybs und guts. Datum freittags nach ostern (21. April) Anno im 25. von unns Hauptleutten und gemainem hellen Hauffen.“

Der Obervogt riet ihnen, sie sollen den Flecken in Acht halten, tun als fromme Leute, sich an den Schreckbrief nicht kehren, so aber der Haufen oder eine Gewalt bei ihnen oder vor sie hinziehe, sollen sie Tor und Tür auftun, ihre Gründe mitteilen und gute Wort geben; wenn sie begehren, mit ihnen zu ziehen, dafür bitten (daß sie von der Teilnahme befreit werden), soll es nit helfen, sollen sie tun als Armleute, die sich der Gewalt nit können wehren; er werde den Städten Mitteilung von dem Brief machen und ihnen Nachricht zugehen lassen.

Kurz zuvor hatte der Untervogt Lienhard Wetzel die Nachricht erhalten, daß ein Bauernhaufen aus dem Taubertal am 19. April die Stadt Röttingen a. T. eingenommen, am 20. April das Schloß Bütthardt verbrannt habe, jetzt am Reichelsberg bei Aub liege und sich hören lasse, er wolle in Kürze vor Kirchberg ziehen - auf das der Haufen wohl durch Aufständische aus Kirchberg oder der Umgegend aufmerksam gemacht worden war. Der Obervogt fragte darauf unter Mitteilung des Briefes der Bauern bei der Mahnungsstadt Dinkelsbühl an, wie er sich verhalten solle, wenn die Bauern aus dem Taubertal oder andere vor Kirchberg ziehen mit dem Begehren, sie einzulassen oder Kirchberg aufzutun, wie an anderen Orten geschehen sei. Ohne Befehl der Städte werde er sie nicht einlassen; einstweilen werde er Schloß und Stadt in guter Acht und Verwahrung halten. Verspätet, erst anfangs Mai, als Obervogt Trüb schon nach Rothenburg abgezogen war, kam von Dinkelsbühl der wenig ermutigende Bescheid, der Obervogt solle laufen lassen, was nicht bleiben wolle; sollten die Bauern vor das Städtlein kommen und Öffnung verlangen, solle er sie mit guten Worten abweisen, im Notfall sie einlassen, aber das Schloß verwahren, für weitere Weisungen solle er sich an Hall und Rothenburg wenden, der Rat von Dinkelsbühl sei jetzt mit anderen Geschäften beladen, (d.h. mit dem Aufstand in eigenem Gebiet beschäftigt). Auf weitere Botschaften kam von Dinkelsbühl keine Antwort mehr, weil man die Boten wegen der vielen davor liegenden Bauern nicht in die Stadt einließ.

Die Ilshofer leisteten der Mahnung des Obervogts keine Folge, sondern rüsteten Ende April einen den drei Städten gehörenden, in Ilshofen stehenden Reiswagen aus, und zogen mit zahlreichen Bauern des Amts unter Führung des Schultheißen Hans Müller dem hellen Haufen der Odenwälder, Neckartäler, Haller, Künzelsauer zu, und mit gegen Würzburg; ihr Fähnrich war Claus Seybott (seubot) von Ilshofen.

Vor ihrem Auszug aus Ilshofen stellten die Aufständischen dem dortigen Pfarrer Hans Kraß am 28. April folgenden seltsamen „paspurten“ (Paßausweis) und zugleich Schutzbrief aus:

„Wir von Ulshofen ain ganze gemaine thon kont (kund) jedermann, das (daß) wir haben unsern aigen pfarrern herr Hannsen Krauß ausbuttert (seinen Besitz enteignet) und alles das sein (ist) unter wiewol wir ime etwa vil gnade erzaigt haben. Das haben wir gethan umb seiner Kind willen, die alles das sein erwerbt haben, auch pillich ist, das (daß) sie belonung haben darumb, das haben wir angesehen solichs seiner habe, ist nit herkommen von zehent, noch hauptrechten, noch gulden, sondern von großer arbait. Darbey hoffen wir eine zu behalten und wire eine weyter treybe den wollen wir auch eigen (enteignen) an den anden, da er pillich ist. Er ist gelobt und gschorn zum haufen, auch ausgezogt (schon ausgezogen) und (jetzt) erlaupt daheimen zu pleiben und das volk versehen.“

Es war also nur eine Enteignung zum Schein, um seine Habe vor dem Zugriff anderer Bauernhaufen sicher zu stellen.

Der Schultheiß Hans Müller ist dann Mitte Mai in das Bauernlager bei Heidingsfeld in der Nähe von Würzburg geritten, „hat vor hauptleuten und räthen fürgestanden, seine herrn von Hall verklagt, der meynung (um) den hellen haufen zu bewegen, für (vor) Hall zu ziehen“, wozu es aber nicht mehr kam.

Im Amt Kirchberg gärte es seit anfangs April in allen Orten, so namentlich in Eichenau, wo der Niedermüller Leonhart Schwarz, der klein Leula genannt, der Mittelmüller Jörg Eberhard die Hauptaufwiegler waren und im Verein mit dem Müller Simon Protz von Kirchberg „die ganze Jagstgegend ufrührten“. Auch Peter, der Obermüller von Eichenau beteiligte sich daran. Schwarz hatte schon vor den „Bauernlust sich gegen Edel und Unedel hören lassen, es tue kein gut, man schlage denn den Adel und den Vogt zu Tod“.

Als der bisherige Obervogt Heinrich Trüb mit seiner schwangeren Frau seinen Kindern und seinem Hausrat, begleitet von dem Söldner Schmied, Lienla von Kirchberg nach seiner Heimat Rothenburg abzog, wurde er bei der Durchfahrt durch Gaggstadt entgegen dem Versprechen der dortigen Gemeinde, in bis in die rothenburger Landwehr zu geleiten, von den Bauern festgehalten; er mußte ihnen geloben, dem Evangelium und der Gerechtigkeit beiständig zu sein, und so er von den Bauernhauptleuten gemahnt werde, sich bei ihnen zu stellen. In gleicher Weise wurde der Söldner Schmied verpflichtet. Dann erst durften sie weiterziehen. Sie wurden beide darauf in das Bauernlager bei Heidingsfeld berufen.

In der Nacht vom 1./2. Mai 1525 brachen Schwarz und Eberhard und vier Bauern von Lendsiedel auf, die sie überredet hatten, auch dem schwarzen Haufen zuzuziehen. Um die gleiche Zeit schloß auch Simon Protz sich den Bauern an, der wiederholt geäußert hatte, dem Vogt (womit er den von Burg Sulz meinte) werde noch eine andere Wohnung zuteil. Am 2. Mai schickten die aufständischen Bauern des Amts Crailsheim von Ilshofen aus ein Schreiben an die Gemeinde Lendsiedel mit der Aufforderung, es an die anderen Gemeinden der Pfarrei, besonders auch nach Kirchberg weiterzugeben; es enthielt die Aufforderung, alsbald mit ihnen nach Dinkelsbühl zu ziehen, und den Brüdern, die des Evangeliums beraubt seien, dazu zu helfen, und sie um etliche Beschwerden zu erleichtern.

In Kirchberg gehörten zu den Hauptaufrührern der Schultheiß Stephan Arnold, sein Sohn Fritz Wilhelm, Fritz Kaiser, der Metzler und Heiligenpfleger Seitz vom Berg, genannt Melsamer, dann im Tal Thoman Hörner, Zinkenthomas genannt, Christoffel der Bader, der Zimmermann Hans Wunderer, Zimmerhans genannt, und der schon genannte Müller Simon Protz. Stephan Arnold, seit vielen Jahren Schultheiß der drei Städte in Kirchberg, war Leibeigener der Stadt Hall und mußte jährlich sein Hofgeld dahin entrichten; seine Versuche, frei zu werden, waren bisher gescheitert. Als er einmal nach Hall geritten war, um wegen Erlassung des Hofgeldes beim Rat vorstellig zu werden, wurde er mehrere Tage dort gefangen gehalten. Es ist also erklärlich, wenn er mit den bestehenden Zuständen unzufrieden war. Er ließ sich oft hören, wenn er sterbe, müssen seine Kinder den Herren bei 50 Gulden (Hauptrecht) geben; „ist es nit eine arme Sach, wenn ein Armer stirbt, hat 5 oder 6 Kinder, hat 2 oder 3 Pferd, so nimmt der Herr das Beste, ein oder zwei Pferd und ist es (sie) vielleicht noch schuldig“. Wilhelm Arnold und Fritz Kaiser sagten im Wirtshaus zu Kirchberg „im dennen“ zueinander, es sei leicht um 6 Wochen zu tun, so wollen sie Herr sein und selber die Kapaunen und Hühner essen, und Wilhelm Arnold fügte bei, er wolle die Mauer abbrechen und einen Zaun um das Städtchen machen. Bei anderen Gelegenheiten ließ er sich hören, er wolle die großen Büchsen unter dem Tor (3 Geschütze, darunter die sogenannte große Schlange, Feldschlange, zur Verteidigung des äußeren Stadttores) nehmen, mit seinem Anhang, es verdrieße, wen es wolle; er wolle selber an die Büchsen sitzen und sie zum Haufen führen. Es müsse das Schloß und die Mauer an der Stadt hinweg, sie wollen (nur) ein Gatter vor dem Tor, brauchen kein Vogt, Pfaffen oder Söldner zu Kirchberg, und zu einem der Knechte des Untervogts Lienhardt Wetzel, namens Jörg Zink, sagte er: „wir wollen die buchsen unter dem Tor nemen und mit uns füren und ich will meine drey pferd davor setzen, den (denn) etlich der Räte zu Rothenburg (d.h. der Bauernräte) haben und daß geheißen“. Wilhelm Arnold zog dann heimlich fort zum schwarzen Haufen; sein eigener Vater veranlasste ihn dazu.

Hans Wunderer saß einmal bei dem Untervogt unter dem Tor (wohl Schloßtor) und sagte: „wir müssen einen Reiswagen haben und will niemand nichts dazu tun“. Danach ist er ins Schloß gekommen (was streng verboten war) und zu dem Untervogt in die Dürnitz gegangen, hat nach einem Hobel auf den Reiswagen gesucht (das gewölbte Lattengestell zum Auflegen des Plantuches) und gefragt, wo er sei und auf die Erklärung des Untervogt, er wisse von keinem Hobel, gesagt, es sei einer dagewesen, als man (1475) vor Neuß gezogen.

Auch Asmus vom Berg und sein Sohn Seitz vom Berg, Zehendenderlin, Jörg Metzler „und mehrere teil der Burger haben solche und noch vielmehr ungeschickte Red getrieben“.

„Christoffel der Bader hat mutwilliger Weise helfen des Wilhelm von Kreß, einem Knecht seine Kleider nehmen und ist ungemahnt (unaufgefordert) zu den Bauren zogen, Zinkenthoma hat gleichermaßen gehandelt wie Stoffel Bader“. Der Brunnen im Städtchen gab wenig Wasser; das Brunnenhaus wurde von dem Untervogt jeden Abend zugeschlossen, um zu verhindern, daß er beschädigt oder verunreinigt wurde, was für die Besatzung hätte verhängnisvoll werden können, da der tiefe Schöpfbrunnen auf dem Bollwerk Schütt damals nicht imstand war. Daß ein Anschlag auf den Brunnen geplant war, ist anzunehmen, denn als der Untervogt eines Abends ihn verschließen wollte, „ist der Sandschmied an ihn gekommen, (hat) hoch geredet, als sollt er nicht zuschließen und meint gleich, als sollte der Untervogt ihn darum fragen und (hat) Hermann Lädlin auch dazu geredet, übel geschworen, seine Herren (die drei Städte) müssen ihn und seine Kinder nähren, (in) tausend teufel namen“. „Do bin ich dahin gezogen und hon geschwiegen“, berichtet der Untervogt bezeichnenderweise. Auch die Frauen wollten nicht zurückstehen hinter ihren Männern. Asmus von Bergs Frau Klara und des Zinkenthomas Weib sagten zum Wirt im Städtchen Brosi Dobler, die zwei Vögt wollens ausbuttern (ihres Besitzes enteignen), den Untervogt über die Mauer hinaushenken und ihn (den Wirt) auch ausbuttern. Die Frau des Seitz vom Berg äußerte ähnlich, wie Wilhelm Arnold.

Am 2. Mai verbreitete sich in Kirchberg und der ganzen Umgegend das Gerücht, in der folgenden Nacht sollen die Schlösser Sulz, Hornberg und Lobenhausen niedergebrannt werden. Als der Amtmann Burkhard von Wolmershausen zu Lobenhausen es hörte, verkaufte er 15 Kühe an den Metzler Seitz vom Berg zu Kirchberg und flüchtete - wohl nach Crailsheim -, weil er mit seinen wenigen Knechten das Schloß nicht gegen die Bauern verteidigen konnte. Als Seitz vom Berg die Kühe in das Städtlein treiben wollte, ließ der Obervogt dies nicht zu, sondern befahl ihm, er solle sie im Tal unterbringen, bis Bescheid von den Städten käme. Da sagte Seitz, der schon vorher im Wirtshaus gedroht hatte, „das Schloß müsse abgebrochen werden, dies und kein anderes, scheinheilig, er wolle das Vieh nur wegtreiben, aber auf das bäldeste wiederkommen unt tun, als ein frummer Bürger, aber nachdem er aus dem Städtchen gegangen war, schrie er übel, er woll wohl besehen, wie er tue und wolle die Kühe zum hellen Haufen treiben und wolls ihn klagen“. Darauf trieb er die Kühe weg, besann sich aber bald eines besseren und kehrte zurück.

Am 3. Mai kamen die Einwohner von Lendsiedel und Kirchberg zum Obervogt und begehrten, er solle ihnen Spieße, Hellebarden und Pulver leihen, auch einen Wagen voll Proviant mitgeben, da sie den Bauern zuziehen wollten. Mit Mühe und Not vertröstete er sie auf den folgenden Tag, an dem der neue Obervogt aufziehen sollte. Sie verlangten weiter, man müsse ihnen die große Schlange und andere Notdurft leihen, wenn sie ausziehen. Es fielen auch Drohworte, das Schloß müsse bald brennen und hinfürder kein Söldner dasein. Die Wächter aus der Einwohnerschaft, die nachts mit einem Teil der Söldner zusammen auf der Ringmauer zu wachen hatten, waren widerwillig, da die Einwohnerschaft das von ihr aufzubringende Wachgeld nicht mehr bezahlte, sie also nicht gelohnt werden konnten. Auch die Söldner waren unzufrieden über den anstrengenden Dienst und verlangten Aufbesserung ihres Solds. Es war kein rechter Verlaß auf diese bunt zusammengewürfelten Soldknechte, sie waren auch teilweise untereinander zwieträchtig.

Am 3. Mai nachts hatten die Bauern von Gaggstadt die Burg Sulz bei Kirchberg verbrannt. Sulz gehörte schon seit längerer Zeit als hohenlohisches Lehen mehreren Ganerben (Miteigentümern). Sie hielten zur Bewachung der Burg einen Vogt dort, trotzdem die Burg leer stand und außer dem geringen Hausrat des Vogtes keine Wohnungseinrichtung mehr enthielt. 1472 saß als Vogt in der Burg Sulz Karl Gernert mit seinem Knecht. 1510 waren Ganerben Hans Jörg von Absberg, markgräflicher Amtmann zu Crailsheim, Ritter Eberhard Geyer, Amtmann zu Uffenheim, und Zenturius Gnodstätter, 1512 erscheint als weiterer Ganerbe neben den schon genannten, Philipp Weiß von Feuerbach zu Frankfurt und 1513 Wolfgang Gotzmann zu Rothenburg, der wie Dinkelsbühl am Ostermontag nach miseri cordia domini d. i. 12. April 1513 an Rothenburg schrieb, seine Bedingungen wegen Verkauf des Schlosses Sulz schickte und am Dienstag nach Trinitatis 1513 mit 20 Pferden (Reisigen) in Amlishagen ankam, wohl um das Ganerbenschloß zu besichtigen und mit dem damaligen Obervogt von Kirchberg, Hans von Espelbach, zu verhandeln wegen des Verkaufes, der aber nicht zustande kam. 1525 werden als Ganerben genannt Eberhard Geyer, „der Gnotstätter“, und Philipp Weiß. Ob auch Hans Jörg von Absberg, der damals nicht mehr Amtmann von Crailsheim war, und Wolfgang Gotzmann oder ihre Erben noch Ganerben waren, ist nicht ersichtlich. Wenn Dinkelsbühl sich 1513 dahin äußerte, daß das Schloß Sulz „nit anders, dan für einen Steinhaufen zu achten sei“, so geschah das keineswegs in absprechender Weise, als ob es damals schon ein Trümmerhaufen gewesen wäre, sondern in dem Sinn, daß es lediglich eine steinerne Befestigung ohne „zugehör“, d.h. ohne dazugehörenden Grundbesitz mit grundherrlichen Rechten war. Burg Sulz hatte Marx von Wolmershausen 1480 von Jürg Truchseß von Baldersheim gekauft, war 1481 von Hohenlohe Hohenlohe damit belehnt worden und verkaufte sie vor 1500 an Wolf Gotzmann.

Der Vogt in der Burg Sulz brachte sich mit seiner geringen Habe rechtzeitig in Sicherheit. Die Susanna im Tal hatte ihm gesagt, man werde Sulz verbrennen. Auch Simon Protz hatte vor seinem Abgang zum schwarzen Haufen geäußert, dem Vogt werde wohl eine andere Wohnung zuteil. Nachdem die Burg keine Inneneinrichtung mehr hatte, gab es nichts mehr „auszubuttern“. Warum die Bauern trotzdem diesen „Steinhaufen“ in Brand steckten, ist nicht aufgeklärt.

Hans Eberlein (an manchen Stellen der Akten auch Oberlin genannt, aber wohl zu unrecht), ein Bauer von Gaggstadt, kam nachts mit einigen Bauernsöhnchen und „Zugehörigen“ (Knechten) von dort, an des Schmieds „Kolbeder“ (Peter Kohl) Haus, weckte ihn und seine beiden Söhne Jörg und Oswald und verlangte von ihnen Kohlenfeuer aus der Schmiede. Kolpeter gab ihm solches „mit Befehl, daß sie solichs fürderlich vollenden sollen und wider kommen, es sei ein anderer Anschlag auch vorhanden (nämlich auf Schloß Hornberg, der aber nicht zur Ausführung kam). Kolpeter war also schon in den Plan eingeweiht. Dann zog der Haufen zur Burg Sulz und Eberlein legte mit Hilfe der anderen das Feuer an.

Beteiligt waren an dem Zerstörungswerk außer Eberlein und Kohls zwei Söhnen, der Schwager Eberleins, Martin, Lorenz Schmid, Adams Sohn, Hans Seuter, Hans und Michel Junkher, Julhans und sein Sohn Jörg, der Sibiller, Lenhard Klein, Hans und Linhard Schweiker, Michel Burkard, Jörg Schumm, Schaffkrutz, Thoman Krepfle, Colman der Wirt, auch der Pfarrer von Gaggstadt. Zu plündern gab es auf der Burg Sulz, wie schon berührt, nichts oder fast nichts. Thoman Krepfle hat Nägel genommen und Latten zerhauen; „samt anderem ist etlichen eisen von den thoren in des Schumm und Kolpeters Haus gekommen, desgleichen eisen, stein, ziegel und anderes in der abgemeldten und anderer behausung getragen worden durch sie und ihre Kinder, die damals ob dreißig gewesen“.

Die Burg wurde nicht mehr aufgebaut. Im Herbst 1540 ist Philipp Schletz von Hall im Namen von Sebastian und Ambrosius Geyer in Kirchberg vor den in Mahnung versammelten Ratsbotschaften erschienen und hat ihnen das ausgebrannte Schloß Sulz käuflich angeboten; außer ihnen hatten noch „etliche mehr teil am Schloß“. Rothenburg war damit einverstanden, „daß um das Gericht und um der Steine halben solch Schloß zum gebührlichen Kauf den Städten anzunehmen sei“. Aber der Kauf kam nicht zustande. In späteren Zeiten wurde die Burg als Steinbruch benützt. So wurden Steine von ihr zum Bau des großen Jagstwehres zu Kirchberg und zum Bau der herrschaftlichen Zehentscheune im Tal daselbst, die am 4. September 1871 infolge von Brandstiftung abbrannte, verwendet.

Die Kirchberger haben also täglich ein Stück der Burg Sulz vor Augen, ohne es bis jetzt gewußt zu haben. Einen letzten hohen schmalen Mauerrest der Burg, ähnlich dem der Anhauser Mauer, hat im 18. Jahrhundert ein Novembersturm umgeworfen. Der noch erhaltene Rest des Gewölbes des noch teilweise zugänglich gewesenen Kellers ist in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zusammengestürzt.

Am 4. Mai traf der neue Obervogt Walther Büchelberger, von Dinkelsbühl kommend, in Kirchberg ein. Er sah die rauchenden Trümmer von Sulz und den brennenden Aufruhr; „hätt gern ordnung gemacht, konnt nit seyn von wegen der entpörung, dan (denn) die burger gern bey den bauern gewest; die Burger lassen sich hören, wullen mir die knecht erstechen“, berichtet er. In dieser Zeit der höchsten Gefahr hat eine alte Frau, die Thurmmarger, des früheren Wächters auf dem vorderen Turm zu Kirchberg Witwe, Gertrud, das Schloß vor dem Schicksal von Sulz, Anhausen, Lobenhausen, Bartenstein, Schillingsfürst u.s.w. und das Städtlein vor blutigen Kämpfen bewahrt. Sie belauschte ein Gespräch von mehreren Bürgern, daß sie das Schloßgatter am inneren Stadttor fallen lassen wollten, so daß die das äußere Tor bewachenden Söldner außen bleiben mußten, d.h. den beiden Vögten und den Knechten im Schloß nicht zu Hilfe kommen konnten, „so wollten sie hernach der andern meister sein“, d.h. die beiden Vögte und die Schloßbesatzung überwältigen, worauf es ihnen ein leichtes gewesen wäre, mit Hilfe der von außen andringenden Bauern die zwischen dem äußeren und dem inneren Tor wie in einer Mausefalle sitzenden Söldner niederzukämpfen. Die Frau teilte den Plan der Frau des Wirtes Brosi Dopler und dieser dem Obervogt Büchelberger mit. Dieser, der keineswegs der rat- und hilflose, seiner Stellung nicht recht gewachsene Mann war, als welcher ihn G. Bossert bezeichnet, hat alsbald tatkräftige Sicherungsmaßregeln getroffen. Es mußte dies vor dem 1. Mai gewesen sein, da Eberhard am 12. Mai nachts fortzog. „Also han ich die ordnung gemacht, daß allweg 10 (Söldner) unter dem (äußeren) thor und uf dem stüble (Gatterzimmer über diesem Tor), wie bey den schloßgattern, vier uf den schut (Bollwerk Schütt) sein und die nit an letzen (an dem ihnen zugewiesenen Verteidigungsstand, also die in Bereitschaft befindlichen Söldner) sich bei einander ufhalten. Abend und morgens all bei dem zu- und aufsperren (der Tore) sein ohne die die neubrück inhalten (d.h. die Brücke über den ersten, dem Bollwerk Schütt gegen das Städtlein vorgelagerten Quergraben). Alle nachts wachen, halb vor, halb nach (Mitternacht auf der Ringmauer) und vier im schloß. In einem ließ man bey tag die statt von stund alsbald beschließen und eine rott (zwei Söldner) uf die mauer, die andern zum Neuenhaus (auf Schütt) desgleichen bey nacht uf mauer bescheiden; dann (denn) ich besorgt, ich mußt erstlich all burger einschließen, wollt ich anders statt und schloß behalten“.

In den letzten Tagen des April haben nach einer Zecherei im Wirtshaus zu Lendsiedel einige Bauern, meist Hintersassen der Herren von Velberg zu Leofels, „im Pfarrhof an den läden und in der kirche am gang (es ging nämlich vom 1. Stockwerk des Pfarrhofes ein aus Balken und Brettern hergestellter gedeckter Gang zum Chor der Kirche) etliche wappen unter denen irer acht einige gemalt, ausgewischt und vertilgt, unter denen drei städtische Bauern (Hintersassen der Städte) zu Lendsiedel sitzend gewesen und dazu geholfen und zwar sind an der zech und verwüstung gewesen: zwölf von Lendsiedel, darunter Mathes Horns Kinder (unter einer Nummer bezeichnet), einer von Herboldshausen, einer von Kirchberg im Tal, drei von Aichenau, darunter der Mittelmüller Jörg Eberhard und Peter der Obermüller, drei von Weckelweiler, einer von Unterschmerbach, von Dormitz und die alt Rügerin von Lenkerstetten.“ Es handelte sich um die Totenschilder der in der Kirche beigesetzten Herren von Velberg und von Crailsheim und um die an den Fensterläden des Pfarrhofes angemalten Velbergischen Wappen. Der alte Pfarrhof stand an der Stelle des jetzigen Schul- und Rathauses.

Einer der schlimmsten Aufrührer in Lendsiedel war der Bauer Matthes Wagner, Füßler Matle genannt, „er hat wollen einem hällischen knecht, der botschaft gegangen ist, (d.h. einem vom Rat der Stadt Hall an den Obervogt von Kirchberg abgeschickten Boten) den kopf abhaken missamt andern mutwilligen reden“.

Das von Gerbertshofen aus von einem markgräfischen Bauernhaufen nach Lendsiedel geschickte, oben erwähnte Mahnschreiben brachten dortige Hintersassen der drei Städte dem Obervogt Büchelberger am 4. Mai; er wollte es geheim halten und schickte - mit den Verhältnissen natürlich noch nicht genügend vertraut - den Schultheißen Stephan Arnold nach Lendsiedel mit dem Auftrag, die Bauern zu bereden, daß sie Ruhe halten und bei dem markgräfischen Haufen um einen längeren Aufschub nachsuchen sollen. Man kann sich denken, wie der Schultheiß den Auftrag ausgeführt hat: „Er hat die von Kirchberg und Lendsiedel ermahnt und darum gestärkt, sie sollen männlich und keck sein.“

Die Schutzmaßnahmen taten wenigstens für kurze Zeit ihre Wirkung. Die Einwohner von Kirchberg baten den Obervogt, ihnen Getreide zu leihen, das sie im Winter zurückgeben oder bezahlen wollten, dann wollen sie als fromme Leute für ihre Herrschaft Leib und Gut lassen. Der Obervogt erklärte, er müsse erst die Weisung der Mahnungsstadt einholen, womit sich die Leute zufrieden gaben mit Ausnahme des Weibes des Zinkenthomas, das schrie, er solle sehen, sie wolle es im Haufen wissen lassen und ehe drei Tag vergangen, müsse er (der Haufen) vor dem Schloß liegen, sie wolle Leitern zutragen, daß man zu ihm (in das Schloß) steige.

In der Nacht vom 5./6. Mai 1525 waren über 600 Bauern bei Rot a. S. Versammelt, darunter viele aus dem Amt Kirchberg, besonders auch solche aus Lendsiedel, die ihren Pfarrer Magister Wilhelm Wolf und einen seiner Kapläne bei sich hatten. Ob die beiden Geistlichen freiwillig oder gezwungen gekommen waren, ist nicht sicher festzustellen; doch ist das letztere anzunehmen. In dieser Bauernversammlung hat nun anscheinend Pfarrer Wolf aus Selbsterhaltungstrieb einige unvorsichtige Äußerungen getan über die Vernichtung der Wappen in der Kirche und am Pfarrhof zu Lendsiedel, die den Herren von Velberg hinterbracht wurden und ihn später teuer zu stehen kamen. Von Rot aus zogen die meisten Bauern dem schwarzen Haufen der Rothenburger zu. Pfarrer Wolf und sein Kaplan kehrten wohl nach Lendsiedel zurück.

Am 6. Mai ersuchte der Obervogt den Rat von Rothenburg um Geld, weitere Söldner und Bescheid, wie er sich den Bauern gegenüber verhalten solle. Die am gleichen Tag noch einlaufende Antwort lautete ähnlich wie die von Dinkelsbühl, „sie seinen dieser ufruhr unt entbörung halben also mit geschäften und handlungen beladen, daß sie dieser Zeit dem Amt Kirchberg ainigerlei hilf weder mit leuten noch mit geld tun, noch sonst etwas fruchtbarlichs wider der armen leut antwpörung fürnahmen rethen und helfen können“; das Geschütz solle der Obervogt den Bauern friedlich abschlagen und temporisieren (Zeit gewinnen) so gut es gehe; im übrigen solle er sich an die Mahnungsstadt Dinkelsbühl halten.

Am 8. Mai sagte der vom Obervogt als Bote an den Rat der Stadt Hall geschickte Stadtwächter und Söldner Clas Rupp nach seiner Rückkehr von dort, der Stättmeister Conrad Büschler in Hall habe sich hören lassen, Rothenburg und Dinkelsbühl seien von ihnen gefallen, darum wollen sie (die Haller) Kirchberg allein nehmen. Auf Befragen des Obervogts leugnete er die Äußerung, worauf dieser ihn sowie den Söldner Paul Schuster, weil er die unwahre Äußerung des Rupp weitergegeben hatte und „denen von Hall übel redete, in den Turm gelegt“, aber auf Bitte des Kaplan Niklaus Roth, der übrigen Söldner und ihrer Freundschaft auf Urfehde wieder freigelassen hat.

Kaplan Roth stand fest auf der Seite des Obervogts, gab ihm manchen Wink über die Stimmung der Einwohner Kirchbergs und mahnte diese fortgesetzt zur Ruhe, hatte aber bei den wenigsten Erfolg.

Am Montag nach Cantate, 15. Mai (nicht 7. Mai, wie G. Bossert angibt) kam im Auftrag des Rates von Hall der Ratsherr Dietrich Plank (Blank) nach Kirchberg. Die Einwohner wurden zusammengerufen und dann „hat er von der stadt wegen ernstlich von ihnen wissen wollen, ob sie bleiben wollen oder nit, im beysein der knecht in der besatzung mit beschlossem stadtthor, us welchen sich ain gemeint, sie vermögen mir (dem Obervogt) das schloß abzulaufen, da Gott vor ist gewesen“; d.h. während der Ratsherr seine Ansprache hielt, versuchten einige Leute aus der Versammlung, die wohl auf dem für die geplante Kapelle bestimmten Platz bei der Weth stattfand, hinterrücks in das Schloß einzudringen, was aber durch die Wachsamkeit der beiden Vögte und der Besatzung verhindert wurde.

An diesem 15. Mai schrieb der nach dem Abzug der Bauern aus Rothenburg in das Taubertal und gegen Würzburg wieder Dienst tuende, aber auf die Bauern verpflichtete Rat von Rothenburg an den Obervogt Büchelberger, daß er den Söldner Schmidlein (der den Obervogt Heinrich Trüb nach Rothenburg geleitet hatte, und wie dieser von den Gaggstadter Bauern auf ihre Sache hin verpflichtet worden war) mit etlichen Räten (darunter Trüb) und Geschütze zum schwarzen Haufen verordnet habe, weshalb Schmidlein verhindert sei, jetzt anheim (nach Kirchberg) zu kommen, der Obervogt solle daher einstweilen des Vischseiferlein (Seifried Fischers im Tal) Sohn an seiner Statt bestellen, damit Schmidlein nicht um seinen Dienst komme; das geschah, so daß die Zahl der sechs ständigen Söldner unter dem Tor wieder voll war.

Rothenburg mußte den Bauern zwei Büchsen (Geschütze), die von dem städtischen Büchsenmeister Hans Keßler bedient wurden, drei Pulverwägen, eine Anzahl Steine (Steinkugeln) sowie Zelte nach Würzburg zur Beschießung des Schlosses schicken. Außer Trüb und Schmid gingen Altbürgermeister Ehrenfried Kumpf, der Ratsherr Spalt und zahlreiche Bürger und Bauern nach Würzburg ab.

Am 16. Mai schrieb der Obervogt an den Rat der Stadt Hall, es möchten ihm von den drei Städten oder einer derselben „verständig und der kriegslauf geübt erfahrene (Männer) zugeschickt werden, das schloß und wer (Wehr) zu besichtigen, zu verordnen und gut regiment zu machen, darzu er in diesem bauernkrieg - lust sonder girig“ (besonderes Verlangen habe). „Aber“ - klagt er - „man schickte mir niemants zun, kan auch kain gleichsellig maynung von inen vernehmen, nun wolt ich gern das pest (Beste) thon, als ich mich auch vor diesen zeiten in kriegen und bey herren nit gespart, soverre (sofern) mir doch beschaid wurde (würde)“.

Er berichtete in seinem Schreiben noch, Heinrich Trüb habe ihm entboten, er müsse von der Gemeinde zu Rothenburg wegen der Bauern (gen Würzburg) zuziehen, diese haben zu Rothenburg einen Galgen auf dem Marktplatz aufgerichtet.

In einem anderen, in diesen Tagen an den Rat von Hall gerichteten Schreiben beklagt sich der Obervogt, daß zwar Hall und Dinkelsbühl je 10 Mann Verstärkung der Besatzung nach Kirchberg gelegt, aber Dinkelsbühl sonst nichts, Rothenburg gar nichts getan haben, „verließen sie doch sunst mit allem anderen Kirchberg gar, und dermaßen, wonach Got allain Hilfe nit gethon, hatten es, die ungehorsamen bauren gewitzlich auch eingenommen und wo sie ioch (ja) das schloß nit verprennt, das sie dann hart (kaum) unterlassen, haten sie doch inander wege wie leychtlich zu vermuten, merklichen schaden angericht“.

Der Rat von Rothenburg suchte sein Verhalten in einem Schreiben an den Rat von Hall vom 18. Mai zu rechtfertigen: „(wir) geben mit laydigem, bekomerten herzen und gemüt zu erkennen, das (daß) wir in diesen tagen der beschwerlichen ufruhr und loufe (Kriegsläufe) auch merklicher fare (Gefahr) und sorgen halben, darinnen wir, unsere leyb und guter (Güter) allhie sonderlich gegen den (die) unsern inner und außerhalb der stat gestanden sind, unswiter unsern willen und gemut haben zu der versammelten bauernschaft inhalt irer artikel, dero wir awer erbarn weisheit ain abschrift hierin verwart zuschicken, verprudern und verbinden, auch daruff dem haufen im lager (Lager) vor Würzburg etlich geschutze samt stain, pulver, zelten und anderer geraitschaft darzu gehörig, darzu zwo personen, aine aus uns (dem Rat) und die ander aus unser gemaynte, sie als hauptleut und räte im haufen gebrauchen zu lassen, verordnen und zuschicken müssen. Die sind also nächstvergangen dinstags (16. Mai) in das lager von Würzburg gekommen und ligt der haufe daselbst vor dem schloß, haben als uns anlangt, an dreyen orten darzu geschenzt und graben, untersten das mit schießen, graben und anderen zu noten und erobern, wiewol das Schloß mit guten leuten statlich besetzt ist, sollen etwa vil leut des haufens schaden durch das geschütz aus dem schloß empfangen haben und sonderlich aus dem schloß in die stadt herabe vil schadens mit schießen geschehen, aber wenn oder wie sie das schloß erobern werden, das waiß Got.“

Die diesem Schreiben angeschlossenen „Artikel“ der versammelten Bauernschaft im Lande zu Franken lauteten:

„Erstlich will gemaine versamblung das hailig wort Gottes, die evangelisch ler (Lehre) ufrichten und das (daß) solichs hinfüro raine und lauter gepredigt werden soll one vermischung menschlicher ler und zusetze.

Und was das hailig evangelium ufricht, soll ufgericht sein, was das niderlegt, solle nidergelegt sein und pleyben.

Und mittlerzeit soll man kainem herren weder zins, zehent, gult (Gült), hantlone, hauptrecht oder dergleichen nichtz geben, solang bis durch die hochgelarten der hailigen, gotlichen, waren (wahren) schrift ain reformation ufgericht werde, was man gaistlicher und weltlicher oberkait schuldig sey zu laysten oder nit.

Item es sollen auch alle schedliche schloß und wasserheuer (mit Wasser umgebene Burgen) auch befestigung, daraus gemainem mann bishere merkliche beschwerung zugestanden sein, eingebrochen oder ausgeprannt werden, doch das darinen von werender habe ist, solle inen, sovern (sofern) sie bruder sein wollen und wider gemaine versamblung nit gethon haben, widerfahren (also die Fahrniß ausgefolgt werden).

Und was für geschütze in solichen hausern vorhanden, solle gemainer versamblung zugestelt werden.

Es sollen auch alle die gaistliche und weltliche, adel und unadeln hinfüro sich des gemainen burger und bauern rechtens halten und nit mer sein, dann was ain anderer gemains man thon solle.

Item die adelleut alle geflohente gutere (in ihre Burgen geflüchteten Güter) der geistlichen oder anderer, sonderlich deren vom adel, die wider den haufen geton haben, der versamblung zustellen, bey verlierung jedes leybs und guts.

Und beschließlich was die reformation und ordnung, so von den hochgelarten der hailigen schrift, wie obstat, beschlossen wurde, ausgeweyst, des solle sich ain jeder gaistlichs und weltlichs stands hinfuro gehorsamlich halten.“

Diese Forderungen der Bauern gingen also erheblich weiter als die in den ersten 12 Artikeln enthaltenen. Sie waren schon am 15. April von dem obersten Führer des schwarzen Haufens, dem mehrgenannten Ritter Florian Geyer in der Hauptkirche zu St. Jakob in Rothenburg öffentlich verkündigt worden.

Die meisten Bauernhaufen aus Franken und teilweise auch aus Schwaben zogen in der ersten Hälfte des Monats Mai gegen Würzburg, die Residenz des Fürstbischofs Conrad von Thüngen, wo sie bei den Domherren, in den Klöstern und sonstigen geistlichen Niederlassungen besonders aber in dem am linken Mainufer auf dem Frauenberg (jetzt Marienberg genannt) gelegenen fürstbischöflichen Schloß reiche Beute zu machen hofften.

Schon Ende April wurde dem Fürstbischof von seinem Amtmann Jörg von Rosenberg im Schloß auf der Reichelsburg bei Aub (Ufr.) gemeldet, daß die in der Rothenburger Landwehr zusammengerotteten Bauern einen Zug nach Würzburg androhen. Der Fürstbischof rüstete darauf sein Schloß auf dem Frauenberg aus und verstärkte die Besatzung. In der Stadt Würzburg machte sich unter den Einwohnern eine aufrührerische Stimmung bemerkbar, hervorgerufen hauptsächlich durch einen eingewanderten, mundfertigen Spielmann von großer Körperstärke, Hans Bermederlink genannt. Es wurden von ihm und seinen Anhängern Mahnbriefe an den Straßenecken angeschlagen mit der Aufforderung, die anrückenden Bauernhaufen willkommen zu heißen und mit ihnen Bruderschaft zu machen. Der Bürgermeister und der Rat der Stadt waren gegen dieses Treiben machtlos, die Aufrührer gingen in kurzem so weit, daß sie unter Bermeders Führung die Häuser der Geistlichen plünderten; die Beute wurde im Grünen Baum (einer Wirtschaft im Rathausgebäude) verteilt. Die Nonnenklöster Maidbronn und Himmelspforten wurden überfallen und ausgeplündert. Manche aus der Klausur befreite Nonnen nahmen dies gar nicht so übel und eine davon, die Tochter des Hans von Bibra, ließ sich mit einem hübschen Zimmergesellen trauen. Nach der Niederschlagung des Aufstandes ließ aber der Fürstbischof den armen Teufel köpfen und die junge Gattin wurde wieder in das Kloster gesteckt.

Am 2. Mai hielt der Fürstbischof in seiner Kanzlei in dem jetzt leider abgebrochenen schönen Kürschnerhof beim Dom zu Würzburg, in dem auch das Hofgericht seinen Sitz hatte, einen Landtag ab, nachdem der Rat der Stadt versprochen hatte, ihn vor den Aufständischen zu schützen. Nur von wenigen seiner vertrauten Räte begleitet, kam er vom Schloß Marienberg in die Stadt. Auf dem Weg über die Mainbrücke und die Domstraße entlang zum Kürschnerhof stand der treugebliebene Teil der Bürgerschaft in Wehr und Waffen. Die Verhandlungen auf dem Landtag, insbesondere mit dem Rat der Stadt über die gegen die Aufständischen zu ergreifenden Maßregeln waren erfolglos. Es wurde nur beschlossen, mir den in einem Lager bei Schwarzach versammelten Bauern nochmals zu verhandeln. Aber die Bauern erklärten, nicht mehr verhandeln, sondern das Begonnene stracks vollenden zu wollen und stellten die in den neuen Artikeln enthaltenen Forderungen auf, die der Fürstbischof ablehnte.

Am 5. Mai floh der Fürstbischof mit seinen Schätzen und einigen seiner Räte nach Heidelberg zu dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, um dessen Hilfe persönlich nachzusuchen und legte die Leitung der Verteidigung des Schlosses in die Hände des tatkräftigen, tapferen Domprobstes Markgraf Friedrich v. Brandenburg.

Am 7. Mai erhielt der Rat der Stadt die Nachricht, daß die Odenwälder, Neckartäler, Weinsberger, Hohenloher, Haller Bauern, sowie Bischofsheim (Tauberbischofsheim), Wertheim und Aschaffenburg zusammen etwa 18 000 Mann unter ihrem Hauptmann, dem Ritter Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, bei Höchberg, eine Stunde von Würzburg, und die fränkischen Bauern aus der Markgrafschaft Ansbach, der sog. schwarze Haufen der Rothenburger, Taubertäler, darunter auch die aus dem Amt Kirchberg, etwa 20 000 Mann stark bei Heidingsfeld, in der gleichen Entfernung von Würzburg, ein Lager geschlagen haben. Götz von Berlichingen, der in seinem Schloß Hornberg am Neckar unterhalb Gundelsheim saß, war unter Androhung der Zerstörung seines Schlosses von den Bauern des hellen Haufens, die wie oben erwähnt, die Burgen am Neckar ausplünderten und zerstörten, gezwungen worden, die Artikel der Bauern anzunehmen und mit ihnen zu ziehen und hatte die oberste Führung wohl nur übernommen, um die schlimmsten Ausschreitungen zu verhindern.

Am 8. Mai kamen einige Hauptleute der Odenwälder und Neckartäler und kurz nach ihnen drei Hauptleute von anderen Haufen, in die Stadt Würzburg und in den Grünen Baum, der Rathaus und Zechstube zugleich war. Sie verlangten von dem Rat von Würzburg Anschluß an die Bauern unter Androhung der Zerstörung der Weinberge im Falle der Weigerung. So mußte der Bürgermeister in seiner Not geloben, „daß die Würzburger bei dem (immer verschobenen) Evangelium bleiben und es den Bauern helfen aufrichten wollen“.

Am 9. Mai erschien dann vor dem Rat als Abgesandter des ganzen fränkischen, darunter des schwarzen Haufens, sowie der Neckartäler und Odenwälder der Ritter Florian Geyer mit fünf Begleitern und verlangte die Beschwörung des Bündnisses. Der Rat stellte die Bedingung, daß keine Hilfe beim Angriff auf das Schloß geleistet werden müsse, Leben und Gut der Einwohner sichergestellt werde und die Besteuerung der Einwohner in der Hand des Rates verbleibe, was von Florian Geyer zugestanden wurde. Darauf schwuren der Rat, die Viertelmeister, der Rechenmeister und der Ausschuß einerseits, und die Bauernhauptleute andererseits, sich gegenseitig Treue bei Gott und den Heiligen. Nachträglich verlangten aber die Bauern doch Hilfe gegen das Schloß. Inzwischen wurde vom Schloß in die Stadt geschossen und die Bauern begannen an diesem Tag die Belagerung des Frauenberges. Sie machten eine Schanze auf dem südlich vom Frauenberg gelegenen, von diesem durch ein schmales Tal getrennten Cleßberg (Nikolausberg) und besetzten sie mit vielen hinaufgezogenen Büchsen (Geschützen), „aber die im schloß schussen so saftig heraus, das (daß) sie mit den schantzkörben nit uff kunten pleiben und unten wurden abgetrieben. Darnach machten sie die schantz unter den garten (auf der Ostseite des Schlosses) neben der steigen, die hinauff zu dem schloß geht.“ Die Unbotmäßigkeit des Pöbels in der Stadt wuchs inzwischen, die Bauern kamen in Mengen in die Stadt, requirierten, raubten, stahlen, was ihnen paßte, entgegen der beschworenen Zusage. Der Rat war energie- und machtlos diesem Treiben gegenüber.

Am 11. Mai boten fünf Abgesandte aus dem Schloß, die in das Rathaus kamen, die Zahlung von 20 000 Gulden an den Ritter Götz von Berlichingen an, wenn die Bauern von dem Verlangen der Übergabe des Schlosses absehen und abziehen. Die fränkischen Bauern waren damit einverstanden, aber die Odenwälder und die anderen Bauernhaufen verlangten die Übergabe des Schlosses, die von den Abgesandten verweigert wurde.

Am 13. Mai schickten die Hauptleute der vereinigten Haufen an den Rat der Stadt ein Schreiben mit der Aufforderung, im Schloß zu erklären, daß die Bauern Übergabe des Schlosses gegen Zusicherung freien Abzuges der Besatzung verlangten, im Weigerungsfall sie das Schloß stürmen und plündern würden. Den zwei von dem Rat in das Schloß geschickten Abgesandten erteilte der Hofmeister Sebastian von Rothenhan eine scharfe Absage und die Schloßbesatzung beschoß heftig die Stadt.

In der folgenden Nacht wurden die Odenwälder, Neckartäler und sonstigen Anhänger des hellen Haufens durch den Bürger Sebastian Vermuth heimlich, ohne Wissen des Rates, in die am linken Mainufer unterhalb des Schlosses gelegene ummauerte Vorstadt eingelassen. Einige Bauern von Eibelstadt begannen daraufhin sofort oberhalb des St. Burkardstiftes einen Gang gegen das Schloß zu graben in der kindlichen Hoffnung, es in die Luft sprengen zu können.

Am 15. Mai teilten die Bauernhauptleute dem Rat der Stadt mit, daß sie die dem Schloß vorgelegten Schanzen mit den gegen die Stadt gerichteten Batterien erstürmen wollen und verlangten die Bereitstellung von Leitern und sonstigen Sturmgeräten. Unterhalb der Stadt wurde eine Floßbrücke über den Main gebaut, da die steinerne Verbindungsbrücke zwischen der Stadt und dem Frauenberg unter dem Feuer der Schloßbesatzung lag.

In der Nacht vom 15./16. Mai zwischen 9 und 10 Uhr begannen die Bauern den Angriff auf die mit Schanzkörben, Palisaden und Gräben geschützten Batterien. In ganz unmilitärischer Weise stürmten die Bauern mit fliegenden Fahnen unter großem Geschrei, Trommelschlag, Trompetengeschmetter, Pfeifenspiel, mit Leitern, Holzbündeln, Äxten versehen gegen die Batterien, rissen die Palisaden nieder, füllten die Gräben mit Holzbündeln aus und bestiegen die Schanzen, deren Besatzung rechtzeitig in das Schloß zurückgenommen worden war.

Durch ihren Erfolg ermutigt, machten sie sich daran, das Schloß selbst zu stürmen. Der Kommandant, Domprobst Markgraf Friedrich von Brandenburg und der Hofmeister Sebastian von Rothenhan, hatten sich mit den Adeligen und den bunt zusammengewürfelten Söldnern durch einen gemeinschaftlichen Eid zu gemeinsamem Leben und Sterben, zur Verteidigung des Schlosses bis zum letzten Atemzug verschworen und alles für die Abwehr des Sturmes wohl vorbereitet. Die Zimmer im Erdgeschoß des Schlosses gegen die Angriffsseite waren ganz mit Erde aufgefüllt worden. Als nun die durch ihren ersten scheinbaren Erfolg tollkühn gewordenen Bauern die Mauern ersteigen wollten, wurden sie von oben mit einem Hagel von Feuerkugeln, brennenden Pechkränzen, siedendem Öl und kochendem Wasser, mit Steinen und Sand derart überschüttet, daß sie sich mit großen Verlusten zurückziehen mußten. Sie setzten aber alsbald einen zweiten Sturm an, der jedoch in gleicher Weise blutig zurückgeschlagen wurde. Das Schloß sah aus wie ein Flammenmeer. „Götz von Berlingen (Berlichingen) der hauptmann lag in der statt (im Bett), wiß gantz nicht darumb, bis der sturm das halbtheil vergangen, entwacht, hört das schussen und sturmen, kam in einem wameshampt zu dem sturm geloffen, mant die bauern wider ab, dan (denn) der tag anprach unnd liecht ward“, d.h. schon um 2 Uhr nachts war der Sturm, bei dem auch der Müller Simon Protz von Kirchberg fiel, zu Ende. Einem dritten Sturm hätten die Verteidiger nicht widerstehen können, da fast alle Kugeln verschossen und die sonstigen Verteidigungsmittel verbraucht waren; die ganze Nacht über wurden im Schloßhof an zwei Feuern Kugeln gegossen. Die Verluste der Bauern waren groß; in den Schloßgräben lagen gegen 400 tote Bauern; etliche, die noch lebend darin waren, konnten nicht mehr herauskommen, „es wurden auch vil im sturm erschossen, nit allein von denen aus dem schloß, sondern von iren mitgesellen, da sie etwa auß unsinnigkeit einer alsbaltt den andern vor ine erschuß, als er zu einem schußloch in dem schloß schießen that“.

Am 20. Mai erschienen zwei Abgesandte der Bauern vor dem Schloß mit der Anfrage, ob die Übergabe zu den früheren Bedingungen erfolge. Zur Antwort ließ der Kommandant, der geheime Nachricht vom Anrücken des Heeres des schwäbischen Bundes unter dem Bundeshauptmann Georg Truchseß von Waldburg und des Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein mit seinen Truppen erhalten hatte, auf sie schießen. Darauf beschlossen die Bauernführer, an diesem Tag noch einen allgemeinen Sturm auf das Schloß auszuführen; allein es kam nicht mehr dazu, denn die Unordnung unter den Bauern in der Stadt und im Mainviertel wurde immer größer; sie waren alle betrunken, jeder wollte befehlen.

Am 21. Mai meldeten Kundschafter dem Rat der Stadt, daß der Bundeshauptmann die Bauern bei Böblingen geschlagen habe und mit seinem Heer gegen Weinsberg rücke. Darauf schickte der Bauernrat den Ritter Götz von Berlichingen mit dem hellen Haufen, den Odenwälder, Neckartäler, Weinsberger, Öhringer, Künzelsauer, Haller Haufen u.s.w. in Stärke von 8000 Mann ihm entgegen.

Der Bundeshauptmann Georg Truchseß von Waldburg, wegen seiner Erfolge gegen die Bauern auch Bauernjörg genannt, war nach der Niederwerfung des Aufstandes in Oberschwaben anfangs Mai in das Herzogtum Württemberg mit seinem Heer eingerückt, hatte, über Rottenburg und Tübingen heranmarschierend, einen Bauernhaufen aus der Stadt Herrenberg vertrieben (die die Bauern am gleichen Tag nach zweimaligem vergeblichen Sturm durch Verhandlungen mit den Bürgern nach vorausgegangenen Drohungen mit Plündern und Niederbrennen, eingenommen hatten) und rückte gegen Böblingen, wo über 20 000 Bauern, darunter auch die aus Herrenberg vertriebenen, in einem Lager zwischen Böblingen und Sindelfingen versammelt waren. Am 12. Mai, morgens 10 Uhr, ließ der Bundeshauptmann 4- 500 Reiter gegen das Lager vorgehen und seine Geschütze feuern; „sobald er in die vörderen geplatzt, haben die andern angefangen zu fliehen und ein solche flucht worden, die kam (kaum) erhört oder gesehen ist; bis in dreytausend (3000) haben sie erstochen, erschossen, erwürgt“. Es wurden auch zahlreiche Bauern gefangen, darunter der Pfeifer Melchior Nonnenmacher von Ilsfeld, der bei der Tötung des Grafen Helfenstein aufgespielt hatte. Er versteckte sich in einem Haus in Sindelfingen im Taubenschlag und wurde von einem Knaben den Bündischen verraten: „Den haben sie im lager vor allem volk offentlich an ain baum gebunden mit ayner aysin ketten, ain fewer in zimlicher weyte umb ine gemacht und also lassen verschwitzen und verpraten, bis er gestorben ist und hat her Georg Truchseß und andere graven und hern und vom adel holz zutragen.“ Am 14. Mai zog der Bundeshauptmann von Böblingen über die Filder nach Pliningen, am 18. Mai nach Kornwestheim und Hammheim und am 19. Mai früh 3 Uhr gegen Heilbronn und Weinsberg. „So haben sich jetzo vil vom adel, die vor bey denn bauren gewest und inen vom punde (bündischen Heer) abgedrangen, gerüst, die zu dem pundischen lager ziehen und mitrayten.“ Der Bauernführer Jäcklin Rohrbach war nach der Schlacht bei Böblingen dem Vogt von Hohenasperg in die Hände gefallen, der ihn dem Bundeshauptmann nachschickte; er wurde bei Neckargartach unweit von Heilbronn an einen Weidenbaum angekettet und lebendig gebraten wie der Pfeifer Melchior Nonnenmacher; seine Schmerzensschreie wurden durch Trommeln und Pfeifen übertönt. Auch der gefangen genommene Schultheiß von Böckingen erlitt das gleiche Schicksal.

Beim Anmarsch der Bündischen gegen Weinsberg zog ein Teil des bei der Stadt lagernden Bauernhaufens davon nach Neckarsulm, der Hauptteil nach Öhringen; zahlreiche Bewohner der Stadt flohen mit ihnen. Am 19. Mai abends kam der Bundeshauptmann in Weinsberg an und nahm furchtbare Rache für die Untat vom 16. April. „Sie haben Weinsberg und funf dörffer ausgebrandt und bey vierhundert baurn erschlagen.“ Weinsberg sollte auf Befehl des Schwäbischen Bundes nie wieder aufgebaut werden; als aber der vertriebene Herzog Ulrich von Württemberg 1534 sein Land wieder gewann, genehmigte er den Wiederaufbau der Stadt und ihrer Befestigung; die Burg Weibertreu dagegen wurde nicht wieder aufgebaut.

Am 20. Mai kamen von Ulm über Aalen nach Hall etwa 600 Mann bündischer Truppen zu Roß und zu Fuß, geführt von Eytel Sigmund vom Berg als Hauptmann, Rudolf von Westerstetten, Pfleger zu Heidenheim, Hans Daniel und Sebastian von Besserer (aus der bekannten Ulmer Patrizierfamilie), die die von den Bauern in der Burg Hohenstauffen geraubten Büchsen (Geschütze), die zu Gaildorf sein sollten, zurückerobern wollten. Sie waren aber unterwegs von aufständischen, in den Wäldern versteckten Bauern hart bedrängt worden; diese hatten ihnen einen mit erbeutetem Gut beladenen Wagen abgedrungen und mehrere Knechte, die etwas zurückgeblieben waren, erschossen. Sie wollten den Rat der Stadt Hall veranlassen, ihnen zu einem in der folgenden Nacht anzutretenden Zug nach Gaildorf eine Truppenabteilung zur Verfügung zu stellen. Der Rat schlug aber vor, zunächst Kundschaft über den derzeitigen Standort der Bauern einzuziehen, was geschah. Die Kundschafter brachten die Meldung, „daß der zertrennt Gayldorfisch haufen sampt andern aus Wirtembergischem lande verjagt, zu Thann (Bühlertann) bey zwaytausend starke lagen, unter denen etlich auch herein in die Stadt entboten, man solle den den Bündischen abgedrungenen Wagen und ein Pferd, das sie dem kurz zuvor auf Kundschaft ausgesandten Söldner Hans Seuter abgejagt hatten, bei ihnen zu Thann holen“. Darauf wurde beschlossen, in der folgenden Nacht um Mitternacht nach Thann zu ziehen; aber man war so unvorsichtig, durch mehrmaliges „Umbschlagen“ (Trommeln) das Zeichen zum Antreten der städtischen und bündischen Mannschaften zu geben. Die Bauern, die ihre Kundschafter bis vor die Tore Halls geschickt hatten, wurden von diesen durch Schüsse und durch Feuer, die auf dem Einkorn angezündet wurden, gewarnt. Als dann der Zug nach Bühlertann kam, war das Nest leer, die Bauern hatten sich verzogen, worauf der Rückmarsch angetreten wurde. Unterwegs aber gelang es, den Karrenmann Semmelhans aus Neuenstein, der die Bauern zur Burg Weibertreu geführt hatte, zu fangen und nach Hall zu führen. Die Bündischen wollten ihn durch die Spieße jagen, aber der Rat von Hall behielt sich seine Bestrafung vor. Darauf zogen die Bündischen wieder gegen Ulm.

Der Pfalzgraf Ludwig war am 13. Mai mit dem Erzbischof von Trier, dem Fürstbischof von Würzburg und dem Herzog Ottheinrich mit 1000 Reisigen und 2000 Fußknechten von Heidelberg ausgezogen, hatte den Aufstand in seinem Gebiet niedergeworfen, 28 Aufständische enthaupten lassen. Am 25. Mai mußte sich ihm Bruchsal auf Gnade und Ungnade ergeben, das er seinem Bruder, dem Bischof von Speyer, wieder zustellte. Dann zog er mit den anderen Fürstlichkeiten nach Neckarsulm, das er am 28. Mai einnahm. Er nahm 60 Bauern gefangen, von denen er 15 wegen Teilnahme an der Weinsberger Mordtat enthaupten ließ; auch „drey uffrührische prediger“ sollen enthauptet worden sein. Die dem Deutschorden gehörende Stadt wurde dem Deutschordenskommtur von Horneck wieder übergeben. Am gleichen Tag fand die Vereinigung des pfalzgräfischen und bündischen Heeres statt, wovon die Besatzung des Schlosses von Würzburg, ebenso wie vorher schon von dem Zug des Bundeshauptmanns durch Württemberg gegen Franken, durch ein vorher verabredetes Zeichen verständigt wurde.

Der Bundeshauptmann rückte dann am 30. Mai mit den vereinigten Truppen von Weinsberg her bis Öhringen, das er mit einer Brandschatzung von 2000 Gulden belegte. Wenige Stunden vor seinem Einzug hatten die Bauern Öhringen verlassen und waren gegen Krautheim zur Vereinigung mit den von Würzburg unter Götz von Berlichingen heranziehenden 8000 Bauern gezogen. „Als er (Götz)aber gen Krauttem an die Jagst kam, machte er sich bey nacht davon; die Hallischen (Hällischen) Bauern, so zu Wurtzburg gelegen, waren auch bey ime. Die zugen auch haimlich darvon, machten sich aus dem staub.“ Die Odenwälder und Taubertäler zusammen mit den unter Führung Wendel Hiplers von Weinsberg nach Öhringen gekommenen und ihnen unterwegs zugezogenen Bauern wichen nun dem anrückenden Bundeshauptmann nordwärts aus und schlugen ein Lager bei Königshofen auf der Höhe, über dem rechten Ufer der Tauber. Dort ereilte sie der Bundeshauptmann. Er ging am 1. Juni nachts bei Königshofen über die Tauber, schnitt die Rückzugslinie der Bauern gegen Würzburg und Heidingsfeld ab und ließ in der Morgenfrühe des 2. Juni das Lager von vier Seiten angreifen: „Da ward ein fliehen, als ob man um ein cleinat (Kleinod) luff; warffen die wehr von inen; die anndern, ob (obgleich) sie die wehr behielten, wisten nit, wie sie dies prauchen solten; sie hatten sehr vil handtrer (Gewehre), wisten vor zittern und angst nit, wie sie die prauchen sollten, sondern fliehn war ir beste wehr. Ein röttlein (Häuflein) hat sich in ein waldt gethon und zur wehr gestellt, die seindt von Fußknechten erstochen, vil uff den baumen mit den handroren herabgeschossen, vil von reuttern an die spieß gefast und mit den pferden zertreten, deren bey dreyzehnhundert gewest, aber des gantzen hauffen sechstausend erschlagen.“ Nach anderer Quelle sollen nahezu 8000 Bauern erschlagen worden sein, darunter 300 Einwohner von Königshofen, fast die ganze wehrfähige Mannschaft des Dorfes, das zur Strafe niedergebrannt wurde; nur 15 Einwohner blieben am Leben; aber auch von diesen wurden nachträglich noch vier enthauptet. Wendel Hipler entging nur mit knapper Not dem Gemetzel; sein Mantel wurde erbeutet.

Auf die Nachricht von der Niederlage der Bauern bei Königshofen ließ der Bauernrat zu Würzburg Generalmarsch schlagen und unter den Hauptleuten Göbel und Jakob Kohl 5000 Bauern abgehen. Aber sie gelangten nur bis Sulzdorf bei Giebelstadt. Dort überraschte sie am Pfingstsonntag, 3. Juni, das von dem Bundeshauptmann vorgeschickte „Rennfänlein“, d.h. die berittene Vortruppe unter dem Pfalzgrafen Ludwig. Die in Unordnung geratenen Aufständischen versuchten eine Wagenburg zu schlagen; aber die Reiter drangen erbittert ein. In einer Stunde waren 3- 4000 Bauern erstochen und erschlagen, eine kleine Schar von 600 Mann, der Rest des Haufens, zog sich gegen das Schloß von Ingolstadt zurück, verfolgt vom Pfalzgrafen mit 1200 Rittern und Reisigen. 200 Bauern warfen sich in die Kirche des Dorfes. Sie wurde angezündet und die Bauern verbrannten. 3-400 Bauern gelangten in das leerstehende Schloß und verrammelten das Tor. Der Pfalzgraf ließ am Pfingstsonntag Geschütze auffahren und die Ringmauer niederwerfen, dann traten die Ritter und Reisigen zum Sturm an. Die heftig feuernden Bauern schlugen mit dem Mut der Verzweiflung den Sturm ab. Trotzdem 100 von den Angreifern gefallen waren, wurde ein zweiter Sturm angesetzt. Die Bauern hatten nun ihr Pulver verschossen und kämpften nur noch mit Steinen und Hellebarden. Aber auch diesen Angriff wiesen sie heldenhaft zurück. Erst der dritte Sturm gelang. Die Übermacht drängte die Bauern immer weiter zurück, bald war das innerste Mäuerlein genommen; die letzten Bauern flüchteten in den Schloßkeller. Nun wurden Pulverfässer, Strohbündel und Brände hineingeworfen und die Bauern so vernichtet. Von allen 600 Bauern blieben nur drei am Leben.

Schon am 5. Juni schwärmten die bündischen und pfalzgräfischen Reiter um die Stadt Würzburg, deren Tore auf die Nachricht von den Niederlagen der Bauern geschlossen worden waren. Am 6. Juni forderte der Bundeshauptmann die Stadt auf, Abgesandte in das bündische Lager bei Heidingsfeld zu schicken zu Verhandlungen wegen der Übergabe. Als diese erschienen, wurde ihnen vom Bundeshauptmann erklärt, daß die Stadt sich auf Gnade und Ungnade ergeben müsse. Am 7. Juni morgens 6 Uhr ergab sich dann Würzburg. Am 8. Juni ritten der Bundeshauptmann, der Pfalzgraf, der Fürstbischof, die Ritter und Bundesstände von dem Schloß aus, das sie schon am 7. Juni entsetzt hatten, in die Stadt ein, in der noch etwa 9000 Aufständische eingeschlossen waren.

Damit war der Bauernkrieg im wesentlichen zu Ende. Die noch vorhandenen Bauernhaufen lösten sich auf, die Bauern kehrten heim. Aber nun kam ein furchtbares Strafgericht.

Für den Einzug in die Stadt hatte der Fürstbischof bestimmt, daß sich die Bürger der Stadt auf der „Grad“ beim Dom (jetzige Domstraße), die Auswärtigen aus anderen Städten auf dem Judenplatz (jetzigen Marktplatz), die aus den Dörfern auf dem Rennweg aufzustellen hatten. Der Zug machte zunächst Halt auf den Greden. Der Fürstbischof ließ drei Henker hervortreten und zuerst dem bei Ingolstadt gefangenen Bauernhauptmann Jakob Kohl von Eibelstadt, dann fünf Würzburger Bürgern mit dem Schwert den Kopf abschlagen. Dann ging der Zug zum Judenplatz, wo 24, und darauf zum Rennweg, wo 36 Leute, Unschuldige mit den Schuldigen, geköpft wurden. 40 Bürger, darunter der berühmte Holzbildhauer Tilmann Riemenschneider, der unter anderem den prächtigen Altar in der Herrgottskirche zu Creglingen geschaffen hat, der Stadtschreiber und Chronist Martin Cronthal und der Zimmergesell, der die Jungfrau von Bibra aus dem Kloster Himmelspforten befreit und geheiratet hatte, wurden ausgesucht und als Gefangene in ein Gewölbe des Schlosses gesperrt. Am 14. Juni ließ man 14 davon frei, am 22. wurden Riemenschneider und drei andere hart gefoltert, acht geköpft, darunter der Zimmergeselle. Am 8. August wurden die anderen, auch Riemenschneider und Cronthal, freigelassen.

Der Fürstbischof trat am 20. Juni mit 200 Reitern und 400 Fußknechten, die von dem Koadjutor Hans von Fulda und seinem Vetter, dem Grafen Wilhelm von Henneberg geführt wurden, sowie mit sieben Meistern (Scharfrichtern) eine Rundreise durch sein Land an, das einen Flächeninhalt von 94 Geviertmeilen und 29 200 Einwohner hatte, an, um das Strafgericht zu vollziehen. Bis zum 30. Juli ließ er in 27 Städten und Dörfern 143 Leute köpfen, darunter in Mellrichstadt den anscheinend dorthin geflüchteten Pfarrer von Kissingen, der das Evangelium gepredigt und die Forderungen der Bauern für berechtigt erklärt hatte, ferner drei Bauernhauptleute und den Schultheiß Krummfuß. In Münnerstadt ließ er zwölf Leute köpfen, nachdem auf Befehl des Grafen Henneberg etliche Tage zuvor schon 22 Leute geköpft worden waren, die nicht in die obige Zahl eingerechnet sind. In Lauda wurden elf Leute, darunter der Pfarrer Lienhard Bauß, geköpft. Am 30. Juni nahm der Fürstbischof Stadt und Amt Meiningen (damals würzburgisch) ein und ließ vierzehn Leute köpfen, die gleichfalls nicht in die obige Zahl eingerechnet sind; sie erhöht sich also auf 179 Köpfe.

Am 20. Juli kehrte der Fürstbischof nach Würzburg zurück. Am 9. August, Laurentiustag, erfolgte die Erbhuldigung der Bürgerschaft, die schwere Bedingungen auf sich nehmen mußte. Zur Feier des Tages wurden dreizehn Gefangene auf den Fischmarkt geführt und enthauptet. Dann hielt der Fürstbischof noch eine kleine Nachlese. Am 16. August wurden in Karlstadt neun, am 20. in Heidingsfeld drei Leute geköpft, nachdem der Bundeshauptmann dort vorher schon drei Leute hatte hinrichten lassen. Die von diesem sonst verfügten Hinrichtungen sind nicht bekannt. In Würzburg wurden im ganzen 295 Personen enthauptet.

Nach Peter Gropps „Sammlung fränkischer Geschichtsschreiber im Bauernkrieg in Franken“ sollen in den Kämpfen bei Königshofen, Sulzdorf, Ingolstadt und bei der Belagerung Würzburgs im ganzen 9772 Aufständische gefallen sein.

Auch die Grafen von Wertheim, Henneberg und Hohenlohe, sowie die Deutschordenskomthure zu Mergentheim und Horneck übten scharfe Strafjustiz, wenn auch nicht entfernt in dem Umfang wie der Fürstbischof von Würzburg.

Furchtbar wütete de Markgraf Casimir von Brandenburg-Ansbach. Er verwüstete sein eigenes Land, verbrannte ganze Dörfer und ließ allenthalben hinrichten, so in Neustadt a. d. Aisch, in Markt-Bergel 24 Personen, in Feuchtwangen 300 Personen. Die schauerlichste Bluttat des ganzen Bauernkrieges aber verübte er in Kitzingen. Dort hatten die Bürger bei Beginn des Aufstandes gerufen, sie wollen keinen Markgraf mehr sehen. Nach der Niederlage der Bauern bei Königshofen schickte der Rat der Stadt am 6. Juni Gasandte an den in Uffenheim weilenden Markgrafen mit der Bitte, die Stadt wieder in Gnaden aufzunehmen. Dieser empfing die Gesandten am 7. Juni und gab ihnen den Bescheid, daß er die Stadt auf Gnade und Ungnade wieder annehme und alle des Lebens versichere. Am gleichen Tag kam er mit vier Fähnlein Söldnern und vielen Geschützen nach Kitzingen. Am 8. Juni mußten die Bürger im Rathaus erscheinen, während seine Söldner den Marktplatz besetzt hielten. Die Bürger mußten Treue schwören und die Waffen abgeben „noch bei Sonnenschein“. Dann aber wurde ein Verzeichnis der strafbaren Bürger verlesen, diese wurden im Leidenhof in einen großen Keller gesperrt, die anderen entlassen, nachdem fünf Männer von Burgbernheim auf dem Marktplatz enthauptet worden waren. Am 9. Juni nun ließ Markgraf Casimir allen gefangenen Bürgern, es waren 58, durch seinen „Meister“ Augustin die Augen ausstechen. Nun konnten sie keinen Markgrafen mehr sehen. Sein Versprechen, alle Bürger des Lebens zu versichern, hatte er gehalten, sie des Leibes zu versichern hatte er nicht versprochen. Augustin beeilte sich sehr mit dem Blendwerk, daß er es, zur großen Befriedigung des Markgrafen und seiner Umgebung, an einem Tag vollendete; er durfte alles, was die Gefangenen bei sich hatten, Zinnkannen, Taschen, Geld an sich nehmen. 45 weitere Bürger, denen das gleiche Schicksal zugedacht war, konnten sich rechtzeitig durch die Flucht retten. Auf Befehl des Bundeshauptmanns wurden am gleichen Tag noch acht Bürger von Kitzingen auf dem Marktplatz geköpft; am 10. wurden dort zwei fremde Männer, am 11. ein Kriegsmann enthauptet und den Brüdern Stephan und Michel Sechzigherren am Falterturm die Augen ausgestochen. Die Stadt mußte 3000 Gulden Strafe zahlen.

Am 12. Juni zog der Markgraf nach Schweinfurt, der Marktplatz dort rötete sich vom Blut der Geköpften.

Nach dem Gefecht bei Königshofen waren die rothenburgischen Aufständischen, die nicht daran beteiligt waren, von Würzburg heimgezogen und hatten den Rat der Stadt um Gnade gebeten. Der mußte aber selbst bei dem Bundeshauptmann um Gnade bitten. In seinem Auftrag traf als Bundesexekutor am 28. Juni der Markgraf Casimir mit 1500 Mann und vielen Geschützen in Rothenburg ein. Er schickte am 29. Juni 500 Mann nach Ohrenbach und Brettheim; beide Dörfer wurden vollständig ausgeplündert und abgebrannt; wer sich widersetzte wurde erstochen. Am 30. Juni mußten alle Bürger Rothenburgs auf dem Marktplatz erscheinen, die Waffen abgeben und den Reichshuldigungseid leisten, nachdem im Auftrag des Markgrafen der Ritter Hans von Seckendorf eine Strafrede gehalten hatte. Nachdem eine Liste der Aufwiegler verlesen worden war, wurden der Gymnasialrektor Magister Wilhelm Besenmayer, der Priester Hans Kumpf, Bruder des alten Bürgermeisters Ehrenfried Kumpf, und acht Handwerker mit dem Schwert gerichtet. Am 8. Juli wurden sodann 15, (nach anderer Quelle 17) Personen enthauptet, darunter der Hauptmann Teuschlin und Angehörige des Bauernausschusses, Ritter Stephan von Menzingen, der Hauptprediger Dr. Deuschlein, der blinde Mönch Hans Schmidt, die vorher gefoltert worden waren, ferner vier Bürger, die Ohrenbacher und Hilbertshauser (Hilpertshauser) Hauptleute Hans Waldmann, Lienhardt und Bartel Reutner und ein paar Bauern aus Endsee. Der blinde Mönch weigerte sich furchtlos, niederzuknien. Der unsicher gewordene Scharfrichter schlug wiederholt fehl, erst nach dem vierten Streich endete der Mönch. Alle diese Männer lehnten die (katholische) Beichte ab. Besenmayer, Kumpf, Deuschlin, Schmidt wurden auf besonderes Betreiben der wieder ans Ruder gelangten katholischen Ratsparteien, die noch grausamer waren als der Markgraf und in ihnen die Häupter der evangelischen Bewegung treffen wollten, hingerichtet. Für den Ritter von Menzingen, der früher Beamter und Vertrauter des Markgrafen gewesen war, hatte dieser vergebens Fürsprache eingelegt. Das Blut der Hingerichteten lief von dem gesättigten Marktplatz in die tiefer gelegene Schmiedgasse hinunter. Jedes Haus innerhalb der Ringmauer mußte 7 Gulden Brandschatzung bezahlen; von 572 Häusern wurden 4004 Gulden erhoben. Die Stadt mußte an den Markgrafen bzw. den Schwäbischen Bund zweimal 50 Zentner gekörntes Pulver liefern.

An diesem Tag zog der Markgraf wieder von Rothenburg ab. Am 16. Juli ließ der Rat weitere zwölf Personen köpfen. Von den Mitgliedern des von den Aufständischen gebildeten Gemeindeausschusses wurden acht enthauptet, sechs des Landes verwiesen. Der Pfarrer Stöcklein von Neusitz wurde an den Pranger gestellt, gebrandmarkt (d.h. mit einem glühenden Eisen ihm ein Buchstabe auf die Wange oder die Stirne gebrannt), mit Ruten gestrichen (gepeitscht) und dann geköpft. Nebenher ging das von den zeitgenössischen Chronisten gar nicht einzeln aufgezählte Augenausstechen, Fingerweghacken und Brandmarken. Viele Leute wurden mit Ruten gepeitscht, des Landes „in das Elend“ verwiesen. Die Weiber, die in den geistlichen Häusern geplündert hatten, wurden an den Pranger gestellt. Schließlich wurde das Haus des Tuchscherers Etschlich, das ein Sammelplatz der unzufriedenen Rothenburger gewesen war, niedergerissen, die Stätte zum Zeichen ewiger Verfluchung mit Salz bestreut. 41 Personen war es gelungen, vor Beginn des Blutgerichts zu entkommen, so dem Deutschordenskomthur Christian, dem Franziskaner, der des blinden Mönches Schwester geheiratet hatte, und dem Magister Bodenstein. Dieser wurde von einem Edelfräulein von Badall und Bürgermeister Kumpf nahe dem Burgtor in einem Korb durch ein Fenster der Stadtmauer an einem Strick (in den Stadtgraben) hinuntergelassen. Unstät und flüchtig, gehetzt von seinen Verfolgern, starb er arm und krank an der Pest. Auch der Altbürgermeister Kumpf konnte entfliehen. Sein „demütiges Gesuch“ an den Rat der Stadt vom 9. Juli, ihn wieder zu Gnaden anzunehmen wurde abgelehnt, „er ist auslendig unsinnig geworden und one vernunft im ellend vergangen“. Lienhard Groß von Schwarzenbronn, einer der Hauptleute im schwarzen Haufen wurde von einer rothenburgischen Streifwache in der Velbergischen Wirtschaft zu Lendsiedel betroffen und niedergestochen. Dies behagte dem brandenburgischen Amtmann Christoph von Wolmershausen zu Werdeck und Bemberg nicht, obwohl es ihn nichts anging. Er schrieb an Rothenburg das Begehren, dafür zu sorgen, daß dem Markgrafen, der die fraischliche Obrigkeit zu Lendsiedel habe, kein Abtrag geschehe. Rothenburg antwortete tatkräftig: „Wir haben den Groß unseren Hintersassen, weil er ein gefährlicher Hauptmann in dem bäuerischen aufruhr war und in vill weg forwerndlich gewaltiglich zeig nit allein gegen uns, sondern auch gegen Fürsten Herren und ander leute mit schädigung und anderem gehandelt, durch unsere diener kraft des rechts des kayserlichen lantfriedens und heiliger Reichsordnung zu Lendsiedel, da er betreten worden, all da die fraisch den städten zusteht, strafen und umbringen lassen wie wohl wir lieber gehabt , daß er zu unsern händen und in unser Gefängnis gebracht. Daß aber die Markgrafen die Fraisch haben zu Lendsiedel, gestehen wir inen nit zu, wollet also von jedem Eintrag in unser Oberkeit daselbst, abstehen, sonst mußten wir klag erheben.“ Trotzdem erschien am Allerheiligentag, 1. November, der Kastner von Gerabronn mit dem Schreiben des Amtmanns von Werdeck und zwei Knechten in Lendsiedel, ließ die Gemeinde zusammenläuten und erklärte, daß die Markgrafen alle Obrigkeit und Fraisch im Dorf und auf der Gasse haben, und kein anderer sie habe. Es sei einer erstochen worden, aus dem Haus wolle er einen Span zur Urkunde hauen, darauf hieb er einen Span aus dem Türgestell der Haustür der Wirtschaft und ritt mit seiner Begleitung weg nach Leofels in das Schloß; „dort hat er gegessen und getrunken“. Die Mahnungsstadt Dinkelsbühl setzte zur Stellungnahme gegen diesen unberechtigten Angriff eine Mahnung auf den 6. November nach Kirchberg an, aber Rothenburg schrieb am 4. November ab, „denn wir erhielten Warnung einer tapferen (großen) Versammlung reisigen Zeugs (von Reitern), so an der Jagst erfolgen soll; wir wissen auch selbst, daß sich vergangene Nacht bey 1½ hundert pferd auswendig unser Landwehr ist versammelt und den kopf gen Schrotzberg fürten zugewendet hat; was sie wollen ist uns unbekannt“. Die Städte wahrten aber ihre Rechte später gegen den Markgrafen.

Der Spielmann Bermeter-Link, einer der Rädelsführer von Würzburg flüchtete nach Nürnberg, wo er sich zwei Jahre verborgen hielt. Dann aber wurde er an den Fürstbischof Conrad von Thüngen verraten. Dessen Ersuchen um seine Auslieferung lehnte der Rat von Nürnberg ab, dagegen ließ er (der Rat von Nürnberg) den Bermeter am Kilianstag 1527, dem höchsten Festtag Würzburgs, an dem sonst derartige Geschäfte ruhten, enthaupten.

Florian Geyer, der oberste Führer des schwarzen Haufens, eine Persönlichkeit, die vielleicht als einzige, geistiger Führer der Bewegung war, hatte sich nach dem Zusammenbruch des Bauernaufstandes in die Wälder bei Gmünd geflüchtet. Er machte den Versuch, die versprengten Bauern aus der dortigen Gegend, aus dem Württembergischen und aus dem Kocher- und Jagsttal, die sich der Huldigung und Entwaffnung entzogen, und ohne Hoffnung auf Gnade in den Wäldern versteckt hatten, wieder zu sammeln. Bei dem Versuch, sich allein nach Norden durchzuschlagen, wurde Florian Geyer an der Rimparer Steige bei Würzburg von einem Knecht seines Schwagers, Wilhelm von Grumbach, ermordet.

Markgraf Casimir zog am 2. Juli von Rothenburg nach Blaufelden, wo er 11 Bauern hinrichten ließ, und dann mit vielen gefangenen Bauern nach Crailsheim. An einem der folgenden Tage ließ er davon vier Anführer enthaupten. Am 8. und 9. Juli wurden die gefangenen Crailsheimer Bürger und vier Bauern aus dem Amt Werdeck-Gerabronn gegen Bürgschaft freigelassen, darunter Wendel Gogelin von Gerabronn. Die Stadt Crailsheim und die Ortschaften der oben genannten markgräflichen Ämter, so auch Rot a. S. Mußten Brandschatzung zahlen, „von jeder Herdstelle 6 Gulden“. Ein Maurer, Michel Geymann, kam nach dem Ende des Bauernkrieges nach Ansbach und äußerte in einer Wirtschaft, er habe dazu geholfen, das Kloster Anhausen zu verbrennen und die Ratten zu verjagen „den fieng man und hieb ime den kopf ab“.

Der Rat von Dinkelsbühl hielt sich anscheinend an den mit dem Bundesführer abgeschlossenen Vertrag; es sind wenigstens außer den früher erwähnten Hinrichtungen des Bauern Barthel, Hans von Wilburgstetten keine Strafmaßnahmen gegen die Aufständischen festzustellen. Die städtischen Akten über diese Zeit sind allerdings verschwunden.

Dagegen nahm der Rat von Hall seine Rache. Die Bauern mußten sich auf Gnade und Ungnade ergeben und ihre Waffen abliefern, jedes Bauernhaus 6 fl. Brandschatzung zahlen. Fast aus allen Dörfern hat man 1 - 2 Bauern gefangen genommen, sodaß alle Türme der Stadt und die Keller unter dem Salzhaus und dem neuen Rathaus voll gefangener Bauern waren. Pfarrer Wolfgang Kirschenesser von Frickenhofen, der im Pfarrhof zu Westheim von den Hallern gefangen genommen worden war, wurde am 2. Juni von den Ratsherren Hermann Büschler, altem Stadtmeister und Heinrich Schultheiß verhört, dabei zuerst an die „wag“ (das Folterseil) gestellt (Territion), dann „heruffgezogen und ein gute weil hangen lassen“, „Bitt (et) daruff durch Gotswillen, man soll ime den kopf abhawn, damit er der marter entledigt sey“. Am 3. Juni wurde er von den beiden nochmals verhört, wieder „heruffgezogen unnd über ain gute weil hangen lassen. Bat daruff abermals, man soll ime den kopf abhawen, damit er nit dermaß gemartert wurd“. Am 23. Juni wurden dann er, ferner der Sichelschmied Michel King von Hall, der den Bauern Büchsen nach Öhringen gebracht, die Erstürmung Weinsbergs mitgemacht, Rudolph von Eltershofens Pferd und Wetschger (Felleisen) mit viel Geld erbeutet hatte, der Karrenmann Semmelhans, der den Bauern die Burg Weibertreu verraten hat und Veit Lang von Geißlingen a. K., der an dem Ausbruch des Aufstandes in Braunsbach beteiligt, und einer der Hauptleute war, mit dem Schwert gerichtet. Am 12. September wurden Leonhard Beheim, genannt Seitzinger von Gerlsfingen, Weidner von Gaugshausen und Luz Seybot, genannt Leux von Steinbach, der an der Plünderung und Niederbrennung des Schlosses Schillingsfürst beteiligt gewesen war, enthauptet. Vier Bauern, darunter der Hafenstater von Unteranspach, einem der Anführer und den zwei Stechern von Reinsberg hat der Rat auf dem Marktplatz am 13. September zwei Finger der rechten Hand abhacken lassen. „Zweien hat man durch die back hineingeprannt, vielen anderen die Wehr- und Wirtshäuser verboten“. Der Spießgeselle des Laux, Endres Wittich von Adolzhausen, der eine Beute von 200 fl. Bei sich trug, wurde auf der Flucht in der Nähe von Nürnberg von den ihn begleitenden Genossen erstochen und ausgeraubt.

Einen velbergischen Bauern, der sich gerühmt hatte, daß er bei dem Sturm auf Weinsberg gewesen und Dietrich von Weyler vom Kirchturm herabgeworfen habe, ließ Wolf von Velberg, der Vetter Weylers, gefangen nehmen, und vom Velberger Schloßturm in den Schloßgraben hinabstürzen.

Im Auftrag der Stände des schwäbischen Bundes fahndete der Rat von Hall auf den Vogt Philipp Fierler von Tannenburg und den Pfarrer K. Held von Bühlertann; es gelang ihnen aber, zu entfliehen. Held begab sich in seine Heimatstadt Nördlingen, wo er schließlich auskundschaftet, und auf Antrag Halls in das Gefängnis gelegt wurde. Zu seiner Folterung verstand sich der Rat von Nördlingen nicht; er trat vielmehr mit des Pfarrers Verwandtschaft um Begnadigung ein, die dann auch erfolgte. Fierler wurde nach etlicher Zeit auf Fürbitte des Pfalzgrafen Ludwig und des Probstes von Ellwangen gleichfalls vom Bund begnadigt.

Die drei, von dem Fähnrich Philipp Baumann von Münkheim, Judenhut von Westheim, Jörg Kochenschneider von Honhardt getragenen Fahnen wurden lang im Neuen Bau, dem Zeughaus von Hall aufbewahrt.

Wendel Hipler wurde nach längerem Umherstreifen von pfalzgräfischen Häschern ergriffen und starb im Gefängnis, bevor ihm das Urteil gesprochen wurde. Jörg Metzler von Ballenburg und andere Führer fanden in entlegenen Kantonen der Schweiz Versteck und Unterhalt.

Am Besten erging es den Aufständischen der Ämter Kirchberg und Ilshofen. Keiner von ihnen wurde gefoltert, keiner an Leib oder Leben gestraft. Nach der rasch durch Flüchtlinge bekannt gewordenen Niederlage der Bauern bei Königshofen sind viele Bauern beider Ämter zu dem Obervogt Walther Büchelberger gekommen und fragten ihn, wie sie bei den drei Städten wieder Gnade finden könnten. Er verwies sie an Hall, „da werden sie bescheid von des ampts wegen finden, aber Lendsiedel und Aichenau wollten nit hinein“, besonders der von schwarzen Haufen zurückgekehrte Mittelmüller Jörg Eberhard „stärkte ihnen den mut, sie sollen getrost und keck sein, er hab noch geld genug, um 2-3 knecht (Soldknechte) auf ein ganzes jahr zu besolden“.

Am Pfingstsamstag (3. Juni) fiel plötzlich von Leofels her Wolf von Velberg - 1527 Amtmann zu Möckmühl - mit einigen Reisigen in Lendsiedel, wo verschiedene velbergische Untertanen, insbesondere auf den Heiligengütern, saßen, ein, und nahm den Bauern alles Vieh weg, „mußtens um 200 gulden wieder lösen“. Am Pfingstmontag (5. Juni) überfielen Wolf von Velberg und der im Dienst des Markgrafen Casimir stehende Wilhelm von Crailsheim - später Amtmann zu Werdeck-Bemberg - Weckelweiler, wo die Bauern geloben mußten, sich wegen der Beschädigungen am Pfarrhof und in der Kirche zu Lendsiedel zu vertragen. Dann zogen sie weiter nach dem zur Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach gehörenden Lenkerstetten, wo sie plünderten und drei Häuser niederbrennen ließen. Schließlich kamen sie nach Gaggstadt, wo sie gleichfalls plündern und außerdem den Bauern das Vieh wegnehmen ließen. Während der letzteren Plünderung hat der Soldknecht Beyfuß im Schloß zu Kirchberg ein Geschütz gegen Gaggstadt abgefeuert und sich gerühmt, „er hätt sich geflyssen (bestrebt) ob er einen weiten hätt erschießen mögen“. Er wurde mit dem Turm gestraft, darum, daß er „ohne heißen (Geheiß) geschossen, aber (in kurzem) auf bitt uf urfehde wider ausgelassen“.

Als der Obervogt Büchelberger später, nachdem die Bauern wieder zu Gnaden angenommen waren, sich bei Wolf von Velberg wegen seines Vorgehens zu Lendsiedel und Gaggstadt beschwerte, erklärte dieser, wenn die Bauern des obersten Hauptmanns Unterschrift mit dem österreichischen Zeichen (d.h. eine Bescheinigung des Bundeshauptmanns mit dem Reichsadler) bringen, wolle er ihnen zurückgeben, was er genommen, Erbarmen seien die Leute nicht wert, denn man habe in Lenkerstetten Kleider von Edelfrauen gefunden, die von den Bauern geraubt worden seien.

Am 9. Juni 1525 kam Stättmeister Hermann Büschler von Hall nach Kirchberg und „waren vor Augen (dort versammelt) die bauren des ampts Kirchberg und hielt einen vor, wie man inen zu gut kündet, welcher dem bund und der herrschaft wider huldigen wollt, (den) nehm man uf gnad und ungnad“ und verlas die Huldigungs- und Eidesformel:

„Ihr werdet schwören, daß ir euren ordentlichen Oberkeiten und herrschaften getreu gehorsam und in allen ziemlichen sachen, auch wie von gemainen Bundesständen in den irrungen und beschwerden sich zwischen den oberkeiten und unterthanen habend, ordnung und maß furgenommen, würdet gewärtig sein wollen, auch der pflicht, als er euch in bundnuß und vereinigung zusammengethan, einander ledig zählen, euer keinen hinfüro und den andern derhalben anziehen, darzu auch nimmermehr außerhalb rechtens wider gemaine Bundstände, eure herren und ordentlichen oberkeiten erheben, entpören, noch zusammen verpflichten wollt, in kein weise noch weg und wo euer ainer oder mehre gegen sein herrschaft eine beschwerd hätt oder forderung zu haben vermaint, soll (er) dieselbig vor seiner ordentlichen oberkeit gebührlich fürbringen und dartun und darauf bescheids gewarden; welcher auch in künftigs vermerken wird, daß sich die ungehorsamen widerum zusammentäten, derselb soll bey seiner herrschaft oder oberkeit anzeigen alles getreu und ungefairlich.“

Darauf haben 89 Personen (nicht 84 wie Bossert sagt) zu Kirchberg den Huldigungseid geleistet und jeder die folgende, vom Obervogt vorher verlesene Bescheinigung erhalten:“ Ich, Walter Büchelberg, Obervogt zu Kirchberg, tue kund aller mäniglich, daß N. N. an statt und von wegen meiner herren mir gehuldigt in meiner gnädigsten und gnädigen herren gemainer ständ des hochlöblichen Bundes zu Schwaben, auch meinen Herrn (der drei Städte) gnad und ungnad sich ergeben und daruf einen leiblichen eid geschworen; uf das bitt ich einen jeden mit fleiß, in was stand oder wesens der sei, daß er gemelten N. wolt unbelässigt an seinem leib, hab und gut unverletzt, sunden dabey bleyben lassen. Zur urkund hab ich mein aigen angeboren in siegel offen zu end dieser schrift hiefür gedruckt, doch mir und meinen erben ohne schaden.“

Unter denen, die den Huldigungseid leisteten, waren auch etliche Hintersassen der Herren von Velberg, von Crailsheim, des Ritterstifts Comburg und der Klosterfrauen zu Rothenburg (also der meisten Ganerben von Lendsiedel und Gaggstadt). Trotz der Huldigung hat Wolf von Velberg „etlich angriffen und brief (die Bescheinigung) veracht, aber die herren von Hall haben gegen Wolf von Velberg bey dem Bund erlangt, wer gehuldigt und brief gehabt, daß er denen das genommen wider (hat) müssen geben mit unwillen“. Die „die nit bey der hand waren“ (bei dem Huldigungsakt), sollten zum Obervogt kommen, dem Büschler Vollmacht zur Eidesabnahme gab. Melchior Gerber von Lendsiedel wollte nicht huldigen, sondern erklärte, er habe keinen Herren, dem er gelobt oder geschworen, er wolle auch den Städten wegen der Leibeigenschaft seines Weibes und Kindes nichts mehr geben, weshalb ihn der Obervogt in den Turm legen ließ. Auf Bitte der Velberger, die dem Obervogt anzeigten, daß sein Gut gültbar sei dem Heiligen (der Kirche) zu Lendsiedel, dessen sie Lehensherren seien und ihn baten, wenn Gerber dem Bund etwas verschuldet habe, möge er die Strafe ihnen zu lieb genug sein lassen, ließ ihn der Obervogt, nachdem sich Gerber zum Huldigungseid bequemt hatte, am 8. Juli 1525 (nicht am 10. Mai 1526, wie Bossert behauptet) frei.

Am 17. Juni bekam Hall vom Schwäbischen Bund den Auftrag, alle Aufständischen im Gebiet der Grafen von Hohenlohe und von Limpurg, der Herren von Velberg und anderen benachbarten Herrschaften zu brandschatzen.

Am 20. Juni wurde von Gesandten des Rats der Reichsstadt Hall und der Grafen von Limpurg und Hohenlohe, die in Hall zusammen kamen, vereinbart, sich zur Verhütung und bei etwaigem Ausbruch eines weiteren Aufstandes gegenseitig zu unterstützen, den Untertanen alle Wehren abzunehmen, mit Ausnahme der langen Messer und Schweinespieße (Saufedern), „das Fluchen, Gotteslästern, Zutrinken bey strafe leibs und gutz zu verbieten und wegen des langen weintrinkens nächtlicher weil ein ordnung zu machen“.

Entsprechend dieser Vereinbarung ließ der Rat von Hall am 24. Juni in allen Orten verkünden, „daß alle inhabenden wer (Wehren) namlich groß und klein geschütze, puchsen, pulver, armprusten, harnasch, wurfbeyler, langspieß, heleparten und alle trommen (Trommeln) in die stadt Hall über antworten sollen bei verlierung leybs und guts“.

Der Rat schickte diese Verfügung auch in das Amt Ilshofen, worauf die dortigen Untertanen der drei Städte ihre Wehren nach Hall ablieferten. Dagegen erhoben aber Rothenburg und Dinkelsbühl Widerspruch; sie verlangten in der Folgezeit wiederholt mündlich bei den Mahnungen und schriftlich von Hall, „den reiswagen und die wer gein (nach) Kirchberg zu antworten“. Hall erklärte aber, es habe auf Befehl des Bundes in Schwaben gehandelt, könne also keine Änderung tun.

Der Bauer Claus Seubot von Ilshofen, der als Fähnrich auch einmal nach Lendsiedel gekommen war, wurde anfangs des Jahres 1526 „uf große fürbitt seiner Freundschaft“ und Bezahlung von 10 Gulden wieder in Ilshofen eingelassen, mußte aber vor den, in der andern Woche nach Ostern in Kirchberg in Mahnung versammelten Ratsbotschaften erscheinen, die ihn nach einer Strafpredigt des Gesandten Hans Eberhardt, Bürgermeister von Rothenburg, „von des bauernlust, wegen dem daß er ein fähnrich ist gewesen“ eine Geldstrafe von 50 Gulden auferlegten, und ihn nach geschworener Urfehde wieder in Gnaden annahmen.

Der Markgraf Casimir erlaubte seinen Untertanen nur „abgeprochen protmesser und weiß steblin oder stecklin“ zu tragen.

Am Sonntag, 2. Juli, (nicht am 30. Juni, wie Bossert angibt) ist der hallische Ratsherr Conrad Büschler nach Kirchberg gekommen und hat „des ampts bauren von des Bunds wegen gebrandschatzt, eine jede feuerstatt umb 6 Gulden“ nach Verlesung folgenden Mandats:

„Wir Römischer kaiserlicher und hispanischer königlicher Majestät, Curfürsten, Fürsten und ander ständ des Bunds zu Schwaben Botschafter, Hauptleut und Rät, jetzt zu Ulm versammelt, tuen den Schultheißen, Richtern, Dorfmeistern und Hauptleuten und ganzer gemaind zu K. zu wissen, wie wohl ir umb euer merklich und unerhörlich und widerbillig fürnehmen, das zu zerstörung des heiligen Römischen Reichs und aller ehrbarkeit nit klein sondern höchlich gedient, an euren leibern und leben andern zum exempel und ebenbild billig zu strafen gewest, so seid ir doch von uns als den Herren, so zu der schärfe ja nit geneigt, dermaßen und also bedacht und begnadet, daß ir zu straf obangeregter euer frevel und mutwilligen Handlung und ungehorsam von ainer jeden feuerstadt allein und besonder, in eurem flecken habend, 6 Gulden bezahlen und geben (sollt), derhalben wollet dieselben Summen uf euch selbst unter einander nit den feuerstetten sondern der steuer nach zerschlagen und den ersamen, weisen, unseren lieben, besonderen und zu den freunden Städtmeister und Rat zu Schwäbischen Hall oder iren dazu verordneten, sowie derhalben befehl gethan, nachdem auch dieser unser brief behandelt wurde, über 8 tag die nächsten gewißlich und unverzüglich von unser wegen antworten und deren keinswegs säumig erscheinen, denn wo nit, werden wir gegen euer leiber, haben und güter mit brandschatzung und in ander weg handeln wie sich gebühren würd, darnach wißt und habt euch entlich zu richten. Geben und von gemeiner Bundständ wegen mit der dreyer Hauptleut pitschieren (Petschaften) besiegelt uf den Tag des monats ....... 1525 (Datum unleserlich).“

Den Gebrandschatzten hat der Obervogt im Auftrag Büschlers einen an die Haustüre anzuschlagenden Brief mit den aufgemalten Wappen der drei Städte gegeben, auch den velbergischen Hintersassen.

Auf Befehl der drei Städte hat dann der Obervogt am 3. und 4. Juli den Bürgern und Bauern des Amts Kirchberg die Wehren abgenommen und in die Türnitz des Schlosses geordnet, wohl auch mit Ausnahme der langen Messer und Schweinespieße. Neben diesen Maßregeln gingen her die Untersuchungen der Ratsgesandten, insbesondere der von Hall gegen die am Aufstand beteiligt gewesenen Kirchberger. Als am schwersten belastet wurden festgestellt: Jörg Eberhart Mittelmüller, Lienhard Schwarz, Niedermüller zu Eichenau; Stephan Arnold, Schultheiß; sein Sohn Wilhelm Arnold; Hans Wunderer, genannt Zimmerhans, zu Kirchberg; Thomann Hörner, genannt Zinkenthomas; Christoffel, der Bader im Tal; Mathes Wagner, Lendsiedel; Hans Müller, Schultheiß; Claus Seubot, gewesener Fähnrich zu Ilshofen. Sie wurden mit Ausnahme des Schultheißen, Stephan Arnold, und des flüchtig gegangenen Claus Seubot, nach Mehrheitsbeschluß der drei Städte auf Befehl der Mahnungsstadt Dinkelsbühl vom Obervogt am 2. bzw. 3. September gefangen genommen und zu Kirchberg in den Turm gelegt.

Die Darstellung Bosserts, daß sie schon vorher gefangengesetzt, dann wieder freigelassen und auf Befehl des Schwäbischen Bundes am 25. August nochmals ins Gefängnis gelegt worden seien, ist falsch.

Diese acht Gefangenen „von der Bauernlust“ lagen bis Mitte Oktober 1525 im Turm zu Kirchberg, dann wurden sie „uf ihrer hausfrauen und frauen und sunst von drey gemeinden groß bitt“ gegen Urfehde, in der sie sich zu sofortiger Gestellung auf erfolgende Mahnung verpflichten mußten und gegen Bürgschaft von zusammen 22 Personen, darunter zwei aus Eichenau (des Niedermüllers Schwarz Stiefsohn, Hans Weber, und Peter der Obermüller), drei aus Lendsiedel, zwei aus Ilshofen, einer aus Rot a. S., einer aus Hopfach, die übrigen aus Kirchberg freigelassen. Am Stephanstag nach Weihnachten, 27. Dezember, Abends, ritten „die ehrbaren Ratsbotschaften“ Heinrich Trüb (der frühere Obervogt) und Hans Nüßler von Rothenburg, Antoni Hoffmeister und Hans Ott von Hall, Hans Eberhart und Mathis Roser von Dinkelsbühl, in Kirchberg ein und beschlossen, die acht Freigelassenen auf Freitag, 29. Dezember, vorzuladen. Sie erschienen alle, und nun wurde ihnen von den Gesandten „nach der Läng gesagt, was sie in dieser bäuerischen ufruhr vor anderen gehandelt und von iren herren abfällig, treulos und meineidig geworden, darum man fug hätt, sie an ihrem leib und leben zu strafen, aber angesehen irer kleinen und unerzogenen kinder wollen inen die Städte gnad und barmherzigkeit erteilen und (mit Ausnahme des Schwarz) nur eine geldstrafe uflegen; darum solten sie von stund an wider in die straf gehen und nit heraus, bis jeder die geldstrafe, die ihnen der Obervogt verlesen werde, geben würd“. Darauf gab der Obervogt die Geldstrafe bekannt; es hatten zu zahlen: Jörg Eberhart, Mittelmüller von Eichenau, 100 Gulden, Hans Müller, Schultheiß von Ilshofen 50, Matthis Wagner von Lendsiedel 28, Wilhelm Arnold und Thoman Hörner je 15, Hans Wunderer und Christoffel der Bader je 10, zusammen 280 Gulden. Dem Niedermüller Lienhard Schwarz wurde der Befehl eröffnet: „sein leben lang bey 20 meilen wegs sich zu dem flecken Kirchberg nimmermehr zu thun, das er also vollführt und fleißig gedankt“. Er hatte also wohl mit einer schwereren Strafe gerechnet. Die Missetäter wurden darauf wieder in das Turmgefängnis hinuntergehaspelt. Schwarz hat am folgenden Morgen „hinweg müssen schwören“, d.h. in einer Urfehde sich eidlich verpflichten müssen, nicht mehr zurückzukehren, dann wurde er in der üblichen Weise durch den Büttel und ein paar Bewaffnete „zu der Stadt hinausgeführt“ an die Grenze des Amtes Kirchberg, wahrscheinlich gegen Lobenhausen. Die übrigen Gefangenen hat der Obervogt, nachdem die Strafgelder von ihren Familien bezahlt waren, am Jahresabend gegen Urfehde freigelassen. Des Zinkenthomas Weib haben die Ratsbotschaften „in des Büttels haus in eisen schlagen lassen, man soll ir 8 tag wasser und brot klein zu essen geben“; dann wurde sie gleichfalls auf Urfehde freigelassen, die übrigen Weiber, die sich durch ihre Zungenfertigkeit hervorgetan hatten, gingen straffrei aus.

Die Frage der Bestrafung des Schultheißen Stephan Arnold wurde von den Ratsgesandten „in ruh gestellt bis uf (nächste) rechenmahnung; es sollen sich die Städte mittlerzeit entschließen, wie er zu strafen, ob mit geldstraf oder entsetzung seines ampts“. Schon vorher, als es sich darum gehandelt hatte, ihn ebenfalls gefangen zu setzen, eilte es den Städten damit nicht „wegen seiner treuen dienst, in langer zeit getan, da (bey) ihm auch kein untreue gemerkt worden, er auch bei gutem vermögen ist“. Es wurde dann in der Folgezeit von seiner Bestrafung vollständig abgesehen.

In Ilshofen ließ der Rat von Hall den den drei Städten gemeinsam gehörenden, für ihre Zwecke dort bereitgestellten Reiswagen, den die Aufständischen bei ihrem Zug zum hellen Haufen mitgenommen hatten, durch seinen Spitalmeister abholen und nach Hall führen.

Lienhard Schwarz von Eichenau hatte den Ende April 1526 in Kirchberg anwesenden Ratsgesandten ein Bittgesuch zugehen lassen, ihn wieder zu den Seinigen kommen zu lassen, „da ihm seine Handlung leid sei, er nichts habe denn seine Mühle, dazu ein alt, krank verlebt Weib und einen elenden Krüppel, der im 11. Jahr krank sei, liegen beide dort, können ihre Nahrung und Brot nicht gewinnen, dazu liege die Mühle öd“. Er fand aber kein Gehör, weshalb Ende Oktober 1526 sein Bruder Hans Schwarz, Bürger zu Culmbach, ein weiteres Bittgesuch für ihn einreichte; „werde seinem Bruder Gnade nicht erzeigt, so möge demselben das Seinige ausgefolgt werden, damit er sich anderswo anrechten und enthalten (Aufenthalt nehmen) könne“. Als auch dieses Gesuch unbeachtet blieb, wandte sich die Frau des Schwarz Anfangs Dezember an den neuen Obervogt, - wiederum Heinrich Trüb von Rothenburg - und bat um Gottes willen, ihren Mann wieder zu Gnaden anzunehmen und einkommen zu lassen, denn die Mühl zergehe, habe nichts zu mahlen, sie wisse vor großer Armut die Güld nicht zu geben. Darauf hat der Obervogt auf Befehl der nunmehrigen Mahnungsstadt Rothenburg anfangs Januar 1527 dem Schwarz freies Geleit gegeben, um nach Kirchberg und Eichenau kommen zu können und ihm am 5. Januar eröffnet, daß die drei Städte ihn wieder in Gnaden annehmen unter den Bedingungen, daß er erstens einen Huldigungs- und Treueid leiste, zweitens, in den nächsten zwei Jahren je 10 Gulden bezahle „zu Bekenntnus seiner bösen geübten handlung“, drittens, sein Leben lang in keinem offenen Wirtshaus eine Zeche im Trinken oder sonst darin sei, es werde ihm denn von den drei Städten gegönnt, viertens, keine Wehr mehr trage ohne Erlaubnis der Städte. Schwarz war zur Erfüllung der beiden ersten Punkte ohne Weiteres bereit, „bat aber um Gottswillen, daß man ihm die Wirtshäuser, seine ungefährliche Zeche wie andere zu trinken nit verbiete, denn sollt er nit zu leuten gehen, wär seine mühl verderbt, und wenn man den armen (Untertanen) ir wer zustell, soll man im auch ein werlein zu tragen vergonnen; wenn nicht, woll er keine nacht pleiben, sondern wieder 20 meilen hinwegziehen, hoff, daß man an der straf genügen und wieder einkommen lasse“. Aber die drei Städte ließen nicht mit sich handeln. Dinkelsbühl erklärte, „wenn er die bedingungen nit annehme, soll die sach stehen, wie zuvor; wenn er uf der städte güter betreten wird, soll der vogt ihn fangen, denn er ist bey uns als ein sonder unerträglich böser bub berühmt“. Die beiden anderen Städte stimmten bei. So bequemte sich Schwarz denn am 14. Januar 1527, die Bedingungen anzunehmen und den Eid darauf zu leisten, worauf er wieder in Eichenau zugelassen wurde.

Wegen der Zerstörung des Schlosses Sulz trat, zugleich in Vertretung der übrigen Ganerben, der Ritter Eberhard Geyer, Amtmann zu Uffenheim, auf den Plan. Er stellte entweder selbst, oder, was wahrscheinlicher ist, durch den Vogt von Sulz eine Untersuchung über die an der Brandstiftung Beteiligten an und übersandte eine Liste der Dorfherren (Ganerben) von „Jagstatt“, die die Namen der bei der Zerstörung der Burg Sulz beteiligten Personen enthielt. Der Hauptbrandstifter Hans Eberlein ist rechtzeitig geflohen und nicht mehr zurückgekehrt. Seine Frau kam mit den Kindern in große Not. Die drei Städte hatten dem Eberlein das seinerzeit von ihnen zum Brechen von Sandsteinen in Gaggstadt für den geplanten Kapellenbau gekaufte Grundstück pachtweise überlassen. Da nun die Frau den Pachtzins nicht mehr zahlen konnte, ließ ihr der Obervogt Heinrich Trüb Ende Juli 1528 von etlichen Äckern das Korn abschneiden und nach Kirchberg führen. Darauf führte sie ihre Kinder vor das Stadttor von Kirchberg und ging davon; sie wurde aber eingeholt und mit den Kindern im Büttelhaus in Verwahrung genommen. Da ihre Brüder Simon und Lorenz Stepper in Gaggstadt sich bereit erklärten, die Kinder aufzunehmen und zu verhalten, wurde sie am 15. August gegen Urfehde freigelassen und ihr das Korn zurückgegeben.

Am 28. August 1525 beauftragte die Mahnungsstadt Dinkelsbühl gemäß Mehrheitsbeschluß der drei Städte, den Obervogt Walther Büchelberger, „den Kolpeter von Jagststatt (der das Feuer zur Brandstiftung geliehen hatte) von wegen der stäte fänglich anzunehmen“, was dieser alsbald tat. Es gefiel aber dem Kolpeter nicht im Turmgefängnis zu Kirchberg; er stellte sich schon am 4. September „als ob er krank werden wollte“, was ihm aber nichts half. Da Kolpeter ein Hintersasse des Markgrafen Casimir war, setzte der Obervogt den markgräflichen Amtmann Wolf von Rechberg zu Crailsheim von seiner Gefangennahme und den Grund in Kenntnis. Dieser schrieb am 10. September dem Obervogt zurück, er werde in der Sache anders berichtet. Der Obervogt hätte billig die rechten Täter und anderen Mithelfer auch gefänglich annehmen sollen, nicht bloß den markgräflichen Hintersassen, und verlangte an des Markgrafen Statt von dem Obervogt, den Kolpeter von Stund an aus dem Gefängnis kommen zu lassen. Habe Kolpeter unbillig gehandelt, werde er sich nicht versehen, gebührlich gegen ihn fürzunehmen. Auf diese kräftige Wort hin, schlug Dinkelsbühl vor „damit die sach nit weiter einreiße gegen den Amtmann und sunst“, den Kolpeter auf genugsam Bürgschaft auszulassen, und Hall und Rothenburg waren damit einverstanden. So wurde denn der Kolpeter am 16. September vom Obervogt, nachdem er in Gegenwart des Untervogts Lienhard Wetzel und der Söldner Hans Goß und Hans Stiefele von Dinkelsbühl, Jörg Keßler und Lienhard Ziegler von Hall versprochen hatte, auf Mahnung sich wieder zu stellen, Urfehde geschworen, und 14 seiner Verwandten sich eidlich für ihn verbürgt hatten, freigelassen.

Am 11. August waren fast alle Dorfherren von Gaggstadt, und zwar die drei Städte, vertreten durch den Obervogt Walther Büchelberger und den Ratsherren Dietrich Plankh von Hall, Wilhelm von Crailsheim zu Hornberg, Hans Bartelmeß von Velberg zu Leofels, der Schultheiß von Comburg für das dortige Ritterstift, der Schultheiß von Rothenburg für die dortigen Klosterfrauen, in Lendsiedel versammelt gewesen, und haben „die ausgetretenen Bauern von Jagststatt, auch etlich andere von der gemaind verhört“, d.h. die Aufständischen, die an der Brandstiftung von Sulz beteiligt waren. Die Dorfherren beschlossen daher, daß am 21. August „die von Jagststatt die ausgetretenen wieder bringen“ nach Lendsiedel zu einem weiteren Verhör durch die Dorfherren, und daß ein Schreiben aller Dorfherren an den Amtmann Eberhard Geyer, der eine schriftliche Anforderung an die Gemeinde Gaggstadt wegen Ersatzes des ihm zugefügten Schadens gerichtet hatte, nach Uffenheim zu schicken mit dem Ersuchen, mit weiteren Schritten drei Wochen nach Empfang des Briefes still zu halten. Hans Bartelmeß von Velberg, der Schwager Geyers, mit dem die beiden Vertreter der drei Städte außerdem vereinbart hatten, die Kirchweih zu Lendsiedel in diesem Jahr nicht abhalten zu lassen, ritt alsbald mit dem Schreiben nach Uffenheim. Schon am kommenden Sonntag (10. September) konnte er, nach Leofels zurückgekehrt, dem Obervogt Büchelberger durch seinen Schultheißen mitteilen, daß er bei Eberhard Geyer und „dem Gnotzstetter“ gewesen und wegen Sulz geredet habe; diese hätten gesagt, sie wollten die ganze Gemeind (Gaggstadt) in der Fehde haben, und wenn man sie schon alle von Gaggstadt bringe, wollten sie sich doch nicht daran kehren; wenn man sich aber gütlich mit ihnen vertrage, wollen sie denen von Velberg etwas zu Gefallen tun. Hans Bartelmeß teilte noch seine und der übrigen Velberger Ansicht mit, daß die Ganerben von Sulz bald Gaggstadt angreifen werden, und daß man einen gütlichen Tag suchen, d.h. gütliche Vereinbarungen mit ihnen auf einem von ihnen festzusetzenden Verhandlungstag treffen solle.

Auf entsprechende Anregung setzte Eberhard Geyer einen Verhandlungstag auf 10. Oktober in Weikersheim fest, auf dem die Dorfherren und die ausgetretenen Bauern von Gaggstadt erscheinen sollten. Darauf versammelten sich einige der Dorfherren (Ganerben) von Gaggstadt, darunter als Vertreter der Städte der Obervogt Büchelberger, und für Comburg der dortige Schultheiß, sowie Wilhelm von Crailsheim zu Hornberg und Wolf und Wilhelm von Velberg zu Velberg, sowie der Prior Reinhard vom Kloster Anhausen am 5. Oktober zu Gaggstadt zu einer Besprechung, „wie man sich schicken soll uf den gütlichen tag zu Weikersheim“, und erklärten dabei, „sie wollten sich der sach nit annehmen, weil von ihren armen (d.h. Hintersassen) niemand dabey gewesen“ und diejenigen Bauern, deren Söhne ohne der Alten Wissen bei der Brandstiftung beteiligt waren, erklärten sich bereit, sich mit den Ganerben zu Sulz für ihre Kinder gütlich zu vertragen. Beteiligt waren Söhne von Hintersassen der drei Städte, der Velberger von Leofels (Jörg, Hieronymus und ihr Vetter Hans Bartelmeß) und der Klosterfrauen von Rothenburg. Die anwesenden Velberger, der Schultheiß von Comburg und der Obervogt schickten nun ein Schreiben an Eberhard Geyer mit der Bitte um Verschiebung des Termins, da noch der weitere Ganerbe von Sulz, Philipp Weiß, „bey Frankfurt“ sich gefunden habe. Nun wurde aber Geyer ungeduldig. Am 9. Dezember schickte er ein für alle Dorfherren von Gaggstadt bestimmtes Schreiben an Hans Bartelmeß von Velberg nach Leofels, „da die zu Jagsstatt sein Schloß Sulz wider alle Billigkeit und mutwillig unverschuldet ausgebrannt haben, sollen sie ihm billige Mehrung und Abtragung tun; zu der Dorfherren Gefallen sei er bisher in Ruh gestanden, das verziehe aber nun zu lange und bringe ihm zum vorigen Schaden noch weiteren an Zehrung und Botenlohn, er bitte nun, sich mit ihm ohne Verzug zu vertragen und Mehrung zu tun, andernfalls werde er nach Gutdünken handeln, um seinen Schaden ersetzt zu erhalten“. Hans Bartelmeß von Velberg schlug darauf dem Obervogt vor, man solle dem Amtmann Geyer einen baldigen Verhandlungstag benennen.

Darauf fand am 28. Dezember eine Mahnung der Gesandten der drei Städte zu Kirchberg zur weiteren Stellungnahme, ferner anfangs Februar 1526 eine Verhandlung zwischen Geyer und den übrigen Ganerben einerseits, und den Gaggstadter Bauern andererseits in Crailsheim statt. Die Dorfherren hatten ihren Hintersassen geraten, sich unmittelbar mit den Ganerben von Sulz zu vertragen und hielten sich abseits. Die Ganerben verlangten, daß die Bauern ihnen 1500 Gulden entrichten, „oder aber vermög des vertrags im Herzogtumb Franken durch die ritterschaft mit ihren armen (Untertanen) ufgerichtet, etliche vom Adel, auch werkmeister, zimmerleut und steinmetzen dazu (zur Besichtigung des Schlosses Sulz) berufen und von inen erkentniß des schadens gewarten“. Darauf erboten sich die an der Brandstiftung Beteiligten bzw. ihre Väter 300 Gulden zu zahlen und die übrigen Gemeindeangehörigen zusammen innerhalb von 6 Jahren noch 100 Gulden, auf 4 Jahreszinse verteilt, zu entrichten, obwohl dies über ihr Vermögen gehe. Die Ganerben beharrten aber auf ihrer Forderung und verlangten Antwort innerhalb 14 Tagen. Sie ließen es auch nicht an Drohungen mit einem Überfall auf Gaggstadt für den Fall der Ablehnung ihrer Forderung fehlen. Darauf schickte die ganze Gemeinde am 6. Februar 1526 von Gaggstadt eine „Supplikation“ an die Dorfherren mit der Bitte, nochmals mit den Ganerben zu handeln, daß sie die 400 Gulden annehmen, „damit wir der beschwerlichen handlung abkommen und zu ernährung unserer weiber und kinder gewarten mögen“. Wenn die Ganerben ablehnen, wären sie bereit, sich einem Schiedsgericht von zweien vom Adel, zweien von der Gemeinde Verordneten und je zweien Unparteiischen zu unterwerfen; oder wenn die Ganerben dies vorziehen, „sollen die Stände des Schwäbischen Bundes nach Inhalt ihres Verlassen (Erlasses) über den Aufruhr und Schaden erkennen“. Weiter bat die Gemeinde um Schutz und Schirm der Dorfherren.

Darauf versammelten sich am 10. Februar 1526 zu Hall die Dorfherren von Gaggstadt bzw. deren Vertreter, darunter der Dechant von Comburg, Kraft von Ruchtzingen (Rixingen), Hans Bartelmeß von Velberg, und für die drei Städte der Obervogt Büchelberger und die Ratsherren Antoni Hofmeister und Hans Ott von Hall, und beschlossen, die Supplikation an Eberhard Geyer zu schicken mit der Bitte, die angebotene Summe von 400 fl. anzunehmen, da die meisten der Gaggstädter Bauern unschuldig seien, oder sonst, wie sie vorschlagen, gütlich oder rechtlich mit ihnen fürzukommen. Die Supplikation und das Schreiben wurden dann alsbald an Geyer abgeschickt, aber der Dechant und Hans Bartelmeß von Velberg erklärten, „die Ganerben werden es nit annehmen, denn uf die fränkischen verträge, sie werden von stund an gegen die von Jaxstatt handeln“. Deshalb, und weil in der von Geyer aufgestellten Liste der Beteiligten auch Einwohner vom Tal zu Kirchberg genannt waren, bat der Obervogt am 12. Februar bei Dinkelsbühl „um Unterricht, was zu tun sei, wenn im Thal oder zu Jaxstatt brennen oder angreifen werde mit schießen oder an der gegenwehr, da er von den drei Städten Befehl habe, sich nicht zu tief in den Handel zu schlagen, andererseits die Armen in der Supplikation um Schutz gebeten haben, ob er die städtischen Hintersassen oder (auch) andere zu sich in das Städtchen flöheln (flüchten) lassen soll oder nicht, oder was er sonst tun solle; er besorg, daß die Ganerben von Sulz von Stund an vollenden, was sie tun wollen, denn er höre eben, daß über 14 vom Adel und der Reinle, Jörg Rein, ein Führer und Werber von Söldnern, in der Nachbarschaft liegen. Sie wissen, daß die Bauern keine Wehr haben, wenn angegriffen werde, müsse er wissen, wie er sich verhalten solle, die Ratsbotschaften (Hofmeister und Ott) hätten gemeint, er solle drei Schuß (gegen Gaggstadt) tun, hätten ihn aber an Dinkelsbühl gewiesen“. Die Antwort Dinkelsbühls ist nicht ersichtlich, es machte dann an Hall den Vorschlag, wenn die Ganerben von Sulz gegenüber dem gerechten Inhalt der Supplikation auf ihrem Vorhaben beharren, sollen die beiden, dem Schwäbischen Bund angehörenden Städte (Rothenburg gehörte ihm nicht an), „sich daselbst vor hauptleuten und räten beklagen und hilfe suchen, damit ihre hintersassen nit wider recht und ihr erbieten bedrängt und beschädigt werden“.

Ein Angriff der Ganerben von Sulz fand indessen nicht statt. Diese ließen längere Zeit nichts mehr von sich hören. Dann fand gegen Ende des Jahres 1526 wieder ein Schriftwechsel zwischen den Dorfherren von Gaggstadt und Eberhard Geyer zur gütlichen Beilegung der Sache statt. Die Dorfherren schlugen Eberhard Geyer eine Tagsatzung am Dienstag nach dem Obersttag (8. Januar) 1527 nach Rothenburg vor, und dieser erklärte, er werde ihnen zu Gefallen diesen Tag zu Rothenburg auf der Malstatt erscheinen. Während die 6 Ratsbotschaften der drei Städte am 27. Dezember 1526 zu Kirchberg versammelt waren, erhielten die beiden Gesandten, Antoni Hofmeister und Hans Ott von Hall, ein Schreiben vom Dechanten von Comburg, und anderen Dorfherren zu Gaggstadt, sie halten für gut, daß sie oder ihre Verordnete ihre und der drei Städte Verordnete auf diesem Tag erscheinen und helfen handeln, dies möge auch den übrigen Gesandten und dem Obervogt angezeigt werden. Darauf beschlossen die vorgenannten von Hall und die von Dinkelsbühl (Hans Eberhard und Matthes Rößler) „den unschuldigen Armen uf den tag nach Rothenburg zur gütlichen handlung von den drei Städten einen zu Beistand mit rat und tat zu ordnen, damit die unschuldigen ohne entgelt abkommen“; die Gesandten von Rothenburg holten die Zustimmung ihres Rates ein.

In diesem Termin zu Rothenburg ist es nun den Gaggstädtern, unter denen auch Kolpeter erschien, und den ihnen von den Dorfherren gestellten Beiständen wohl gelungen, die Ganerben von Sulz zur Annahme der von den Bauern gebotenen Summe von 400 Gulden zu bestimmen, und so den langwierigen Handel, über den nichts wieder in den Akten enthalten ist, aus der Welt zu schaffen.

Die Herren von Velberg zu Leofels, nämlich die Junker Jörg und Hieronymus, ließen die Beschädigung und Zerstörung von Wappen- und Totenschildern zu Lendsiedel nicht ruhen. Am Montag nach Simon und Judä (7. April) 1526, kamen sie vor das Stadttor von Kirchberg geritten, und erklärten dem herbeigerufenen neuen Obervogt Heinrich Trüb, sie hätten die Absicht gehabt, die an der Tat beteiligten eigenen Hintersassen von Lendsiedel, und die drei dortigen städtischen Bauern, die auch mitgeholfen, am Leib zu strafen, da aber alle, ihrer sechzehn, unerfordert nach Leofels gekommen seien und um Gnade gebeten hätten, hätten sie alle zusammen nur um hundert Gulden gestraft, obwohl von den meisten jeder 50 fl. zu zahlen hätte, und ersuchten den Obervogt, die drei städtischen Hintersassen anzuhalten, daß sie „ir angebürnuß laut zusage gen Lehenfels antwurten one verzug, wenn nit, müßten sie weiteres fürnehmen, was sie als gute nachbarn vermeiden möchten“. Der Obervogt erklärte, er werde den Bescheid der Mahnungsstadt, nunmehr Rothenburg, einholen. Auf deren Weisung sagte der Obervogt den drei Bauern, sie sollen sich mit den Velbergern vertragen. Die Bauern gingen dann auch nach Leofels und boten den Junkern eine Geldsumme an, die aber von diesen, als zu gering, nicht angenommen wurde. Da die Bauern in der Folgezeit nichts mehr von sich hören ließen, ritten die beiden Junker am 16. Februar 1527 wieder vor das Stadttor von Kirchberg und baten den Obervogt, die drei Bauern zur Zahlung des ihnen Auferlegten anzuhalten, was dieser tat. Aber die Bauern erklärten dem Obervogt, „daß sie sich zum Recht erbieten“, d.h. eine richterliche Entscheidung über ihre Zahlungspflicht verlangen. Ob weitere Schritte der beiden Junker darauf erfolgten, ist nicht ersichtlich. Hans Bartelmeß von Velberg, der dritte der Leofelser und Vetter der beiden anderen, war mittlerweile Vogt zu Ellwangen geworden.

Dem Pfarrer Magister Wilhelm Wolf von Lendsiedel ist es übel ergangen. Die Herren von Velberg zu Leofels, die bekanntlich den Kirchsatz, d.h. das Recht der Verwaltung des Kirchenguts, sowie die Einsetzung des Pfarrers, der anderen Kirchendiener und der Lehrer hatten, konnten ihm nicht vergessen, daß er im Bauernkrieg in der Bauernversammlung zu Rothenburg gewesen war und eine unvorsichtige Äußerung über den Anschlag auf die Wappen und Totenschilder zu Lendsiedel getan hatte. Sie hatten ihn wohl im Verdacht, nicht ganz unbeteiligt gewesen zu sein. Daher war er ihrer Rache verfallen. Aber sie ließen sich Zeit. In Lendsiedel selbst konnten sie ihm nichts anhaben, weil er unter dem Schutz der drei Städte, die die hohe und fraischliche Obrigkeit dort hatten, stand, und mit seinen Gängen über Land war er zunächst vorsichtig. Längere Zeit war er offenbar krank, oder von Lendsiedel abwesend, denn von Herbst 1531, bis weit in das Jahr 1532 hinein war der oben schon erwähnte Dechant Kraft von Rüxingen als Pfarrer daselbst. In der Folgezeit waltete aber Wolf wieder seines Amtes in Lendsiedel. Am Montag nach Bartolomäi (31.8) 1534 wollte er auf die Nachkirchweih nach Lobenhausen gehen; „als er zu 8 uhr morgens uf den ramstatt zwischen Kirchberg und Lobenhausen bey der deufelsklingen hereinwärts, dem halsgericht (Galgen) gleich bey dem Düllenzaun (Dielen) kommen (also am Ende der später gepflanzten Lindenallee) ist Hieronymus von Velberg selbander (mit einem Knecht) uf in gestoßen, haben in geschlagen, gefangen und mit inen hinweggeführt, Velberg zu; als sie in Orckershausen (Eckartshausen) gleich gebracht, haben sie im beyde hochbälg (Hoden) ausgeschnitten und wiederumb gehen lassen“. Als der Obervogt Ludwig Virnhaber zu Kirchberg alsbald die Sache erfuhr, „ist er in beyden ampten ufgewesen (d.h. er hat berittene Untertanen beider Ämter Kirchberg und Ilshofen aufgemahnt) und nachgeeilt bis gen Triensbach, wohin der Junker mit seinem Gefangenen gezogen war, ins Dorf mit den Kirchbergischen und Ilshofern (die wohl von ihrem Schultheißen geführt wurden) an Schmerbach (vorbei) schier gen Orckershausen“. Diese Verfolgung verhinderte den Junker, den Pfarrer nach Velberg zu bringen und veranlaßte ihn, diesen laufen zu lassen nach Vornahme der unmenschlichsten Handlungen, die nach Angabe des Junkers erfolgten, weil der Pfarrer „aus Furcht soll ausgesagt haben, daß zu Lendsiedel in der Kirche und im Pfarrhaus etlich Wappen seyen ausgetilgt worden“. Auf Anfrage des Obervogts an die Mahnungsstadt Dinkelsbühl, wie er sich zu der Sache verhalten solle, erhielt er den Bescheid der drei Städte, sie ruhen zu lassen. Pfarrer Wolf hatte einige medizinische Kenntnisse und heilte sich selbst. Aus Dankbarkeit dafür, daß sich der Obervogt des Pfaffen angenommen, ließ der Pfarrer den Hieronymus an das Kammergericht laden; „Herr Heinrich und Conrad von Bamelberg, der lang und klein Heß haben sich in die Handlung geschlagen, es wurd die sach zu Hall montag nach Sebastian 1535 von der freundschaft getaidingt; hatten zu beiden teilen ob hundert pferd“, d.h. auf Veranlassung des angerufenen Reichskammergerichts zu Speyer erfolgte zu Hall durch die Vorgenannten und andere, schiedsrichterliche Entscheidung, zu der von beiden Seiten zusammen über 100 Berittene (darunter wohl zahlreiche Zeugen) erschienen. Der Schiedsspruch lautete: „wer verloren hat, der hat verloren“. Das war ein schlechter Trost für den verstümmelten Pfarrer. Dieser hatte schon zu Weihnachten 1534 Lendsiedel verlassen, nachdem er sich noch anfangs November bei dem Obervogt beklagt hatte, „daß etliche Bürger zu Kirchberg ihm sein pfarrliches Seelgerät (Gebühr für die Seelenmesse) nit wollen zugestehen lassen“, nämlich ½ Gulden von einem Menschen, und ihn gebeten hatte, sie zur Bezahlung anzuhalten, damit er seinen Junkern (von Velberg), denen er gelobt, der Pfarre nichts abgehen zu lassen, vor seinem Abzug auf Weihnachten Bescheid geben könne. In der nächsten Mahnung hatten dann die Ratsgesandten entschieden, daß es beim alten Brauch bleiben solle.

Götz von Berlichingen, auf den der Schwäbische Bund fahndete, war in den letzten Tagen des Monats Mai 1527, wie Obervogt Trüb durch seine ausgeschickten Kundschafter erfuhr, zu Leofels bei einer großen Versammlung von Reitern, denen die Junker Jörg und Hieronymus von Velberg eine große Gastung gaben. Anwesend waren außerdem Wolf von Velberg zu Velberg und Daniel Treutwein, Amtmann zu Boxberg, die am Montag nach Exaudi dort miteinander einritten, ferner Wolf von Rechberg, Amtmann zu Crailsheim, Adam von Thüngen, Jörg von Berlichingen, Wolf von Weyler, „der noch beim Herzog Ulrich von Württemberg ist und ander viel mehr vom Adel ohne die knecht, aber mehr denn 50 pferd, sie sollen sich durch ausschicken von briefen noch um mehr reiter bewerben“ - berichtete der Obervogt an Rothenburg -; „gegen wen es geht, weiß ich nit; sie haben jetzt zu Velberg auch so eine gesellschaft und gastung gehabt, haben sich einesteils zu Lichtenberg gesammelt und miteinander gen Velberg getan; wenn es umbgeht (d.h. weitere Versammlungen erfolgen), werden sie zuletzt auch nach Hornberg kommen; ich hör, daß der Amtmann zu Crailsheim das Gesindlein auch zu Gast haben wird, uf welchen tag weiß ich noch nit.“ (Es handelte sich wohl um Beratung über Hilfeleistung für den vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg, dem besonders die Velberger treu waren.) Götz von Berlichingen wurde am Donnerstag nach Jubilate 1528 zu Blaufelden von Jörg von Eisenheim, Hauptmann bei den schwäbischen Bundestruppen, im Wirtshaus gefangen genommen, aber gegen das Versprechen jederzeitiger Gestellung vor dem Bund wieder freigelassen. Er war wohl auf dem Weg von oder zu dem Schloß in Schrozberg, das zur Hälfte den Herren von Berlichingen gehörte.

An sich waren die Kirchberger also nicht entscheidend am Bauernkrieg beteiligt. Die Verbrennung der wehrlosen Burg Sulz durch die Gaggstadter Bauern kann ebenfalls nicht als Heldentat bezeichnet werden. Trotzdem aber schlugen die Wellen des Aufruhrs gerade in unserer Gegend hoch und veranlaßten manchen, sonst mit seinem Los zufriedenen Bauern, sich dem Unternehmen anzuschließen. Die Sehnsucht nach Freiheit und Volkwerdung war erwacht und kam nicht mehr zur Ruhe. Eine neue Zeit pochte an das Tor der deutschen Geschichte.

zurück