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» Kirchberg an der Jagst - Schicksal einer hohenlohe-fränkischen Stadt Band I «

Bearbeitet nach dem Manuskriptnachlaß des Kriegsgerichtsrats

Theodor Sandel

und im Auftrag der Theodor Sandel - Stiftung herausgegeben von

G. Harro Schaeff-Scheefen



1936

Verlag Lorenz Spindler Nürnberg


entnommen, und deckt inhaltlich nicht nur die Geschehnisse des Dreißigjährigen Krieges im Raum Kirchberg, sondern das gesamte hohenlohische Gebiet und darüber hinaus ab. Wer sich zusätzlich über die bekanntesten historischen Persönlichkeiten und die Hintergründe des Dreißigjährigen Krieges informieren möchte, dem seien die Seiten „Wer war Wer im Dreißigjährigen Krieg“ von Dr. Klaus Koniarek wärmstens empfohlen.

Der Dreißigjährige Krieg

Dieser von 1618 bis 1648 währende Kampf des Hauses Habsburg und des mit ihm verbündeten Herzogs Maximilian von Bayern gegen die evangelischen Stände Deutschlands und Österreichs und die sich mit ihnen verbündeten Schweden und Franzosen, der sich schließlich zu einem Eroberungskrieg Schwedens und Frankreichs auf deutschem Boden entwickelte, brachte großes Elend wie über Deutschland, so auch über die Hohenloher Lande.

Schon im Frühjahr 1619 erfolgten Durchzüge und Einquartierungen von Truppen beider Parteien. Am 1. Juni hatten hällische Bauern von Wolpertshausen und Großalmerspann, die vom Rat der Stadt Hall unter Führung eines hällischen Hauptmanns zum Schutz des Riegels (Durchlasses) an der Haller Landhege zwischen Klein- und Großalmerspann bestellt waren - wie dann Hall alle Riegel der Landhege besetzen ließ - ein Scharmützel mit »niederländischen Völkern«, d.h. Einem Trupp von kaiserlichen Soldaten oder Marodeuren aus den Niederlanden, die wohl das Amt Kirchberg heimgesucht hatten. Dabei fiel eine Anzahl Bauern, während ihr mutiger Hauptmann sich in einem Backofen verkroch. Der tapferste der Bauern war der Krumme Jack von Kleinaltdorf, der 30 Wunden erhielt. Vierzehn Bauern wurden in Ilshofen, zwei in Lendsiedel begraben. In diesem Jahr wurde der Bauer Leonhard Strempfer von Lendsiedel vier Wochen nach seiner Hochzeit von Soldaten derart verwundet, daß er starb.

Am 7. Oktober 1621 kam Graf Ernst von Mansfeld (von der evangelischen Partei) mit einem Heer von 25 000 Mann aus der Oberpfalz in Rothenburg o. T. an, um durch Franken an den Rhein zu ziehen. Der Graf Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg, dem damals das Amt Kirchberg nebst dem Amt Döttingen gehörte, ritt ihm entgegen und ersuchte ihn, die Grafschaft Hohenlohe, d. h. die Gesamtgrafschaft, mit Einquartierungen zu verschonen und wenn dies nicht zu umgehen sei, wenigstens für scharfe Disziplin unter seinen Truppen zu sorgen. Mansfeld erwiderte, er marschiere auf dem nächsten Weg nach Boxberg und werde dabei nicht vermeiden können, für eine Nacht in hohenlohischen Ortschaften Quartier zu nehmen. Der Marsch ging von Rothenburg teils durch das Taubertal, teils über Schrozberg und durch das Vorbachtal nach Weikersheim. In der Schrozberger Gegend flüchteten die Bauern ihr Vieh und ihre wertvollste Habe in die verborgensten Klüfte der Waldungen. Das Amt Kirchberg wurde von diesem Zug nicht berührt. Mansfeld stieg im Schloß zu Weikersheim ab. Die Truppen, die sich zahlreiche Mißhandlungen, Räubereien und Plünderungen gegenüber den Einwohnern zuschulden kommen ließen, wurden in Weikersheim und den benachbarten Ortschaften untergebracht. Am 9. Oktober setzte Mansfeld seinen Marsch nach Boxberg fort. Auch der ihm auf dem Fuß folgende bayerische General Johann Tzerklas von Tilly berührte mit seinen Truppen nicht das Amt Kirchberg.

Im Frühjahr 1622 war eine Truppenabteilung, von welcher Partei ist nicht bekannt, in der Umgegend von Kirchberg. Der Bauer Hans Hehr von Kleinalmerspann wurde von Soldaten erschossen. Im August dieses Jahres zogen 6000 Mann bayerische Truppen (der Katholischen Partei) durch das Kochertal und dabei wohl durch das Amt Döttingen, im September weitere 1600 Musketiere und 1000 Mann durch das Jagsttal, jedoch nur durch das untere; sie gelangten nicht in das Amt Kirchberg. 1624 zogen Truppen durch das Amt, von welcher Partei sie waren, ist nicht ersichtlich; der »Brittenmüller« Hartmann Hofmann von Steinbach bei Hall wurde von fünf Soldaten, darunter dem sogenannten Schmied Marx beim Lendsiedler (jetzt Eichenauer) See straßenräuberischer Weise überfallen, tödlich verwundet und an den Lendsiedler Kirchhof geschleppt. Die Täter wurden eingefangen und in Kirchberg gefangen gesetzt. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Am Ostermontag 1625 ritten 1000 kaiserliche Reiter, von Rothenburg herkommend, über Kirchberg, wo sie sich nicht aufhielten, in das hällische Gebiet und nahmen Quartier in Ilshofen, Hörlebach, Haßfelden, Wolpertshausen, Hohenberg, Altdorf; erst im Mai zogen sie weiter. Am 27. Mai rückten, gleichfalls von Rothenburg her, 80 Fahnen (eine Fahne etwa 300 Mann) bayerische Reiter unter Oberst Truchseß über Kirchberg in das hällische Gebiet und quartierten sich in Sulzdorf und den benachbarten Ortschaften ein, wo sie übel hausten und von den Einwohnern viel Geld erpreßten; am 29. Mai ritten sie weiter über Steinbach und Münkheim. Eine ihnen von Rothenburg nachrückende Abteilung von vier Kornet bayerischer Reiter konnte der Rat von Hall durch Bezahlung von 1000 Rthlr. an dem Riegel bei Allmerspann vom Betreten hällischen Gebiets abhalten. Wohin sie sich dann wandten, ist nicht bekannt.

Im Sommer 1625 rückte wieder die Gefahr von Truppendurchzügen nahe. Am 15. Juni versammelten sich daher im Jagdschloß Hermersberg bei Niedernhall die Häupter der regierenden Linien des Hauses Hohenlohe zu einer Beratung und Beschlußfassung über gemeinsame Verhaltungs- und Schutzmaßregeln. Es trafen sich die schon genannten Grafen Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg und Georg Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim, ferner die Grafen Kraft von Hohenlohe-Neuenstein, Philipp Heinrich von Hohenlohe-Waldenburg, Ludwig Eberhard von Hohenlohe-Pfedelbach und Georg Friedrich II. von Hohenlohe-Schillingsfürst. Sie beschlossen, sich gegenseitig Beistand und Schutz zu gewähren; jeder Graf solle mir den Seinigen im Notfall in dem Schloß eines der Anderen Zuflucht finden; jeder solle auf seine Kosten aber für gemeinsamen Dienst einen kriegserfahrenen Edelmann mit einem Jahresgehalt von 160 Reichstalern bestellen, der mit Hilfe des hohenlohischen Ausschusses (Landmiliz) Truppendurchzüge durch die Grafschaften verhüten oder rasch durchleiten, ferner Sendungen an die Truppenbefehlshaber bestellen und das Recht haben solle, diesen zur Abwendung von Durchzügen bis zu 100 Reichstalern anzubieten. Zu den darauf angestellten Edelleuten gehörten ein Herr von Rapwitz und ein Herr von Crailsheim. Weiter wurde vereinbart, daß je drei Grafen zusammen, nämlich die von Weikersheim, Langenburg und Schillingsfürst einerseits, die von Neuenstein, Pfedelbach und Waldenburg andererseits einen »Einspänniger« (berittenen Boten) mit 10 Rthlr. monatlicher Löhnung zum Versenden und Einziehen von Nachrichten anstellen, ferner daß alle sechs Grafen gemeinschaftliche Agenten in den benachbarten Reichsstädten, so den Doktor Ölhafen in Nürnberg, unterhalten, die Quartierkosten gemeinsam tragen und auf die Untertanen umlegen sollen, wobei vier Siebtel auf die Neuensteinische Hauptlinie (Neuenstein, Weikersheim, Langenburg mit Kirchberg und Döttingen), drei Siebtel auf die Waldenburgische Hauptlinie (Waldenburg, Pfedelbach , Schillingsfürst) fallen sollten und zwar sollten angesetzt werden für einen Oberst 25 Rthler., einen Obristlieutenant 15, einen Rittmeister oder Hauptmann 10, einen Lieutenant 6, einen Kornet 5, einen Korporal 3, einen Kürassier 1½ , einen Arkebusier 1, jeden sonstigen Gemeinen ½ Rthlr. für einen Tag und eine Nacht, dazu ein Weingeld, das jeder Graf auf eigene Kosten reichen solle. Unterhandlungen bei Kaiser und Reich sollten nur gemeinsam geführt werden. Der Vertrag solle ein Jahr gelten und dann erneuert werden. Alle sechs Grafen waren evangelisch. Erst im Jahre 1667 traten die beiden Söhne Georg Friedrich II. von Hohenlohe-Schillingsfürst, der aus der Waldenburgischen Linie stammte, nämlich Graf Christian, Gründer der Bartensteinischen Linie und sein jüngerer Bruder Graf Ludwig Gustav, Gründer der weiteren Schillingsfürster Linie, jener zu Mainz, dieser zu Regensburg, wohl auf Veranlassung ihrer katholischen Gattinnen, der Schwestern Lucie und Maria Gräfinnen von Hatzfeld, zur römisch-katholischen Kirche über gegen den Widerspruch der übrigen Verwandten. Ludwig Gustavs Urenkel, Karl Albrecht III. setzte die Waldenburg-Linie nur als katholische fort.

Graf Georg Friedrich war Offizier in kaiserlichem Dienst gewesen. Im Jahre 1611 erhielt er von Kaiser Rudolph II. als gewesener Oberst über 200 Reiter die verlangte rückständige Bestallung und weitere 24 000 fl. Im Jahre 1618 noch bestellten die »Direktoren und Landräte des Königreichs Böhmen« den Grafen zum Generallieutenant und kapitulierten mit ihm über die Anwerbung von 3000 Mann zu Fuß und 100 Pferden (Reitern). Ob die Anwerbung erfolgte, ist nicht festzustellen.

Im Juli reisten die Grafen Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg und Philipp Heinrich von Hohenlohe-Waldenburg zuerst nach Kulmbach, wo sie mit dem Obersten des fränkischen Kreises, dem Markgrafen Christian von Brandenburg-Culmbach, eine Besprechung über die Kriegslage hatten und dann nach Böhmen zu dem von Kaiser Ferdinand II. zum Befehlshaber eines neu aufgestellten Heeres und zum Herzog von Friedland ernannten Albrecht von Wallenstein, der im Begriff war, aus Böhmen gegen Niedersachsen uns Süddeutschland mit 50 000 Mann vorzurücken. Sie trafen ihn in Königswerder, zwei Meilen östlich von Eger; er nahm sie freundschaftlich auf und sagte ihnen zu, das hohenlohische Gebiet mit längeren Quartierlasten ganz, mit Truppendurchzügen möglichst zu verschonen und stellte ihnen am 30. Juli eine Salva Guardia (Schutzbrief) für die Gesamtgrafschaft aus, »da sie dermaßen durch bisherige Durchzüge verarmt und ausgesogen, daß mehrere Einlagerung unerschwinglich sei«. Dieser wohl absichtlich etwas verschwommen gehaltene Schutzbrief wurde von den Truppenführern nicht beachtet. Vom Monat August ab zogen die kaiserlichen Regimenter Plarer, Gratz und Altringer durch hohenlohisches Gebiet, wobei namentlich die Ortschaften Schmalfelden, Schrozberg, Vorbachzimmern, Hollenbach, Könbronn, Elpersheim, Schäftersheim hart mitgenommen wurden.

Am 21. August fiel der kaiserliche General Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg mit seinen Truppen in Ilshofen ein; am 8. September marschierte er von dort ab. Ob er beim An- und Abmarsch das Amt Kirchberg durchzog, war nicht festzustellen, wie überhaupt die Nachrichten über die Ereignisse in Stadt und Amt Kirchberg während dieser langen Kriegsdauer spärlich sind. Niemand hatte Zeit und Lust, Aufzeichnungen zu machen und die amtlichen Berichte des Stadtvogts Christoph Conrad von Kirchberg und des Schultheißen von Döttingen beschränkten sich auf das Allernotwendigste und beziehen sich meist nicht auf Kriegshandlungen. Die Durchzüge dauerten bis in den Februar 1626 hinein.

Am 24. Juni 1626 nahm der von Heilbronn über hohenlohisches Gebiet und über Hall heranmarschierte kaiserliche General Franz Albrecht von Lauenburg in Brachberg und Übrighausen Quartier, während seine Truppen in einem benachbarten Wald lagerten; nach vier Tagen zog er nach Ilshofen, das er schon einmal heimgesucht hatte, und von dort weiter, wohl durch das Amt Kirchberg, in dem er anscheinend keinen Aufenthalt nahm, in Richtung gegen Rothenburg.

Als im Juli 1626 der kaiserliche Oberst Poland mit seinem Regiment von Rothenburg her gegen das Vorbach- und Taubertal marschierte, ersuchten ihn die beiden Grafen von Hohenlohe-Langenburg und -Weikersheim um Erneuerung des Schutzbriefes, die er auch am 12. Juli vornahm. Allein dies hinderte seine Soldateska nicht, gleich darauf Schrozberg zu überfallen, auszuplündern, die Kirche auszurauben und die Mühle zu zerstören.

Am 1. September kamen 200 hohenlohische, je zur Hälfte von dem Grafen von Hohenlohe-Neuenstein und dem Grafen von Hohenlohe-Waldenburg angeworbenen Reiter von Übrighausen her über Wolpertshausen nach Ilshofen und Allmerspann, geleitet von einem Abgesandten des Rats von Hall und ritten dann durch das Amt Kirchberg ostwärts weiter. Sie werden wohl in dem hohenlohischen Kirchberg kurz Aufenthalt genommen haben. Schon am 31. August wollten sie bei dem Haller Landturm und Riegel westlich von Übrighausen das hallische Gebiet betreten, wurden aber daran von den den Riegel verteidigenden hällischen Bürgern und Bauern daran gehindert; erst nach eingeholter Erlaubnis des Rats von Hall durften sie dann am folgenden Tag durch das Haller Gebiet ziehen.

Da der fränkische Kreis die Lasten und Bedrückungen durch die Einquartierungen und Durchzüge der kaiserlichen Truppen nicht mehr tragen konnte, wandten sich die Stände, darunter die Grafen von Hohenlohe und die Reichsstädte Rothenburg und Schweinfurt, um Abhilfe an das wallensteinische Oberkommando, worauf der General Tilly am 25. Dezember den Befehl erhielt, die im fränkischen Kreis stehenden Truppen in den niedersächsischen Kreis zu verlegen. Nun trat für kurze Zeit Ruhe ein im Hohenloher Land. Aber mit den Truppen war schon 1625 die Pest dort eingezogen, die sich im Jahre 1626 noch verstärkte; es gab (in den von den Truppen durchzogenen Gebieten) ein großes Sterben, so daß die Totengräber ihre Arbeit kaum bewältigen konnten und Hilfskräfte schwer zu bekommen waren. Dazu trat in diesem Jahr eine große Teuerung ein. Das Dinkelsbühler Malter Korn kostete 48 fl. Fränkisch.

Erst im Februar 1627 lies die Pest nach. Im Frühjahr kamen die kaiserlichen Regimenter Gratz und Verdugo in das hohenlohische Gebiet und nahmen unbekümmert um den wallensteinischen Schutzbrief Quartier in Langenburg und Kirchberg, sowie den benachbarten Ortschaften, trotzdem Graf Philipp Ernst ihnen bis Michelfeld westlich Hall entgegengeritten war und den Schutzbrief vorgezeigt hatte. Sie hatten sogar die Unverfrorenheit, von ihm und den übrigen Grafen eine schriftliche Erklärung zu verlangen, daß die Einquartierung durch ein Mißverständnis erfolgt sei. Diese Erklärung wurde aber verweigert.

In Lendsiedel und den dazu gehörigen Teilgemeinden waren zwei Kompagnien einquartiert. Jeder Tag kostete die Gesamtgemeinde 371 fl. an Geld und 40 Malter Haber. Auch Ruppertshofen mit seinen Teilgemeinden war stark belegt, und hatte eine tägliche Ausgabe von 232 fl. Von anderen Ortschaften sind die Belegschaften und Ausgaben nicht bekannt. Die Soldaten brachten teils ihre Frauen, teils ihre Dirnen mit. Gröbste Mißhandlungen, Räubereien und Diebstähle, besonders auch von Pferden kamen vor. Auch dem Grafen Philipp Ernst wurden vier Pferde gestohlen, von denen nur zwei wieder beigebracht werden konnten. Beschwerden bei dem Obersten Gratz halfen nichts. Er gab zwar alle möglichen Versprechungen, hielt aber nichts, so daß den gepeinigten Einwohnern nichts anderes übrig blieb, als sich unter Führung ihrer Pfarrer, Schultheißen zusammenzuschließen und mit ihren Wehren, die sie noch von alters her hatten, den schlimmsten Mißbräuchen der rohen, übermütigen Soldateska entgegenzutreten, wobei sie manchen Erfolg erzielten. Graf Philipp Ernst schickte zusammen mit den übrigen Grafen eine Beschwerdeschrift an das Hauptquartier Wallensteins zu Jüterbog. Darauf berief Wallenstein am 24. August 1627 den Obersten Gratz ab und zog ihn zur Verantwortung; dem Oberst Verdugo befahl er, mit allen Truppen aus dem hohenlohischen Gebiet abzuziehen und den Grafen, bei denen er sich entschuldigte, stellte er einen neuen Schutzbrief aus. Die Pest und andere Seuchen hatten in Kirchberg nachgelassen. In Crailsheim hatte im Jahre 1626 eine Viehseuche, im Jahre 1627 von Mai bis November die Pest gewütet. Der Ratsherr Conrad Merrschmied flüchtete im Juli wegen »der Sterbensläufte«<von dort mit seiner schwangeren Frau nach Kirchberg, wo diese am 8. August niederkam. Im August 1627 war in Ilshofen »eine schreckliche Tragodi umb einer Huren willen«, die ein reformierter (aber bei der kaiserlichen Partei stehender) Leutnant im Quartier hatte und ein Kornet, der in Altdorf lag, entführen wollte, der französische Papist de la Rose; er erschoß den Leutnant im Pistolenduell zu Pferd, stürzte aber alsbald selbst tödlich von Pferd.

Bald nach dem Abzug der Kaiserlichen kamen im Herbst 1627 Truppen der evangelischen Partei in das Amt Kirchberg und bezogen darin Winterquartier. In Kirchberg lag ein adeliger Obristwachtmeister unbekannten Namens mit einer Truppenabteilung, zu der der »ehrenhafte« Feldscheer Lorenz Schurr gehörte. Im Frühjahr 1628 zogen diese Truppen ab. Graf Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg starb am 19. Januar 1628 in Weikersheim, auf der Rückreise von Würzburg nach Langenburg.

Im September erschienen wieder Truppen derselben Partei im Amt und überwinterten darin. Am 30. Dezember wurde ein Soldat in Kirchberg erstochen; über die näheren Umstände des Vorfalles ist nichts bekannt. Die Kindersterblichkeit, die schon im vorhergehenden Jahr sehr groß war, nahm in diesem Jahr und in der Folgezeit in Kirchberg mehr und mehr zu.

Im September 1629 quartierte sich Obristlieutenant von Billesé von der evangelischen Partei mit seinen Truppen im Amt Kirchberg ein; er selbst war mit seinem Jäger, Trompeter und Reitschmied und einer kleinen Abteilung in Kirchberg untergebracht.; erst im Frühjahr 1630 zog er ab. Am 6. April 1630 zechte der Jäger des Obristlieutenants im Wirtshaus vor dem Tor zu Kirchberg (Lammwirtschaft). Um 4 Uhr nachmittags ging er in sein Quartier bei dem Metzler Michael Schaffert im Tal, wo er mit diesem und dem gräflichen Forstknecht Hans Rührlin sechs Maß Wein trank, so daß alle drei stark betrunken wurden. Nach dem Weggang des Forstknechts legte Schaffert den Jäger auf sein Bett. Weil dieser noch mehr Wein trinken wollte, gab es einen Wortwechsel und Raufhandel zwischen beiden. Schafferts Frau riß ihren Mann von dem Jäger weg und ging mit ihrem Kind auf dem Arm fort, um den Forstknecht herbeizuholen. Da hörte sie ihren Mann schreien, eilte zum Haus zurück und sah ihren Mann vor demselben auf dem Misthaufen liegen. Der Jäger stand dabei und schrie, er werde ihn noch ganz hinmachen. Der herbeigerufene Bader Lienhard Riegel fand bei Schaffert zwei Wunden an Schulter und Oberarm und sagte, da sei nicht mehr zu helfen. Kurz darauf starb Schaffert. Da lud der Jäger drei Kugeln in sein »Rohr«, nahm seinen Hirschfänger zur Hand und drohte, wenn man ihn fangen wolle, müssen noch zwei bis drei tot bleiben; dann flüchtete er nach Künhardt und weiter nach Winterhausen bei Ochsenfurt, wo er in den Dienst des Rittmeisters Berkheim trat. Die Gräfin Anna Amalia, die trotz der Kriegswirren in Kirchberg ausharrte, verlangte von dem Obristlieutenant seine Bestrafung, die dieser zusagte, sobald der Jäger beigebracht sei. Im Jahre 1629 hatte die Gesamtgrafschaft, so auch das Amt Kirchberg große Lieferungen an Lebensmitteln und Hafer an die kaiserlichen Magazine zu Rothenburg o. T. auszuführen, denen sich die Grafen nicht entziehen konnten, doch war das hohenlohische Gebiet wenigstens von Durchzügen und Einquartierungen kaiserlicher Truppen verschont. Auch Kontributionsgelder wurden von den Grafen verlangt. Im April 1630 forderte der kaiserliche Kriegskommissär im fränkischen Kreis Gr. Remy auf Befehl des Kriegsrates von Ossa zu Rothenburg die rückständigen Kontributionsgelder von wöchentlich 1800 fl. von den Grafen und drohte ihnen für den Fall weiterer Verzögerung der Zahlung mit einer Zwangseinquartierung von Kürassieren. Auf ein Bittgesuch der Grafen gewährte ihnen aber Wallenstein am 13. Juni von Memmingen aus wegen der bisher gehabten Quartierlasten und geleisteten Kontributionen Befreiung von allen weiteren Kriegslasten und bestimmte, daß bei Durchzügen durch hohenlohisches Gebiet kein Rasttag darin gehalten werden solle. Die Bevölkerung atmete auf, aber die Ruhe dauerte nicht lange. Noch während seines Aufenthaltes in Memmingen wurde Wallenstein vom Kaiser hauptsächlich auf Drängen von Bayern entlassen und zog sich mit stolzer Ruhe auf seine böhmischen Güter zurück.

Nun erschien in der höchsten Not der Protestanten am 4. Juli 1630 auf der Insel Usedom der an der pommerschen Küste gelandete König Gustav Adolf von Schweden auf dem Plan, verjagte die Kaiserlichen aus Pommern und Mecklenburg und besetzte Frankfurt a. O. Die protestantische Sache war am Erliegen. Das Volk begrüßte ihn, der im Gegensatz zu Wallenstein und Tilly strenge Manneszucht unter seinen Truppen aufrecht erhielt, als Retter und Befreier. Im Hohenloher Land, in das er übrigens niemals kam, wurde er der Schwedenvatterle genannt.

Am 3. Mai 1631 während des Jahrmarktes zechten und spielten in Fechters Wirtshaus vor dem Tor zu Kirchberg zwei im Dienst der Junker Bernulf und Georg Albrecht von Crailsheim zu Hornberg stehende Franzosen, die diese zur Verteidigung des Schlosses angeworben hatten, mit des letzteren Jäger und dem Franzosen des gleichfalls zur Verteidigung des Schlosses bestellten Junkers von Enzburg. Schließlich waren alle betrunken und es gab wegen Bezahlung der Zeche Streit zwischen dem Jäger und den Franzosen. Der Jäger forderte einen Franzosen auf, mit ihm um eine Maß Wein zu schießen und schoß mit seiner Büchse zum Fenster hinaus nach einem in der Nähe liegenden Pfosten, ohne ihn zu treffen. Der Franzose weigerte sich, zu schießen. Der Wortwechsel und die Sticheleien gingen auf französisch und deutsch weiter. Der Jäger verlangte, die Franzosen sollen deutsch reden, damit er sie verstehe, worauf sie ihm ihre Schimpfworte übersetzten; einer der Franzosen schlug nach ihm, ein anderer, Laurens Badencourt stieß mit seinem gezückten Degen nach ihm, ohne ihn jedoch zu treffen und ging dann mit dem Degen fuchtelnd zur Tür hinaus. Als der Jäger, ohne eine Waffe in der Hand zu haben, ihm folgte, stieß der Franzose mit seinem Degen gegen ihn zur Tür hinein und versetzte ihm einen Stich in den Bauch. Der Jäger, stark blutend, fiel ohnmächtig zu Boden und starb noch am gleichen Tag. Der Jäger und der Franzos des Junkers von Enzburg flohen alsbald gegen Hornburg, wurden aber von nacheilenden Bürgern eingeholt, der Täter dem Stadtvogt Dietrich Christoph Conrad vorgeführt und auf seine Anordnung »uf den Thuren gelegt«. Der Junker Georg Albrecht von Crailsheim war damit einverstanden, daß er von der hohenlohischen Behörde gestraft werde, verlangte nur die Ausfolge seines Degens. Der Täter richtete ein Gnadengesuch an die gräfliche Witwe Anna Amalia und die bei ihr weilenden jungen Prinzen Philipp Moritz und Joachim Albrecht, ihre Enkel, worauf er begnadigt, und am 23. Mai aus dem Gefängnis entlassen wurde mit der Auflage, »sich alsbald dem evangelischen König Gustav Adolf und den Ständen zum Dienst zu stellen, christlich zu halten und wie sich einem redlichen und tapferen Soldaten gebührt zu erzeigen«.

Am 21. Juli 1631 kam ein kaiserlicher Kapitän im Auftrag des noch in Rothenburg befindlichen kaiserlichen Kriegsrates und Generalkommissars von Ossa nach Hall, errichtete dort ein Werbebüro und warb in der Folgezeit im hällischen Gebiet fünf Kompagnien (Fahnen) Fußvolk, die dann unter ihren Kapitänen Fingerlin, Helmstädter, Neckenreiter, Weißmeyer und Ruchardt durch Kirchberg nach Rothenburg zogen, wo gegen 30 000 Mann kaiserliche Truppen versammelt wurden.

Nachdem Gustav Adolf Tillys Heer am 17. September 1631 in der blutigen Schlacht bei Breitenfeld unweit von Leipzig bis zur Vernichtung geschlagen, und dieser sich nach Süddeutschland zurückgezogen hatte, folgte ihm Gustav Adolf dorthin. Ende September erschien er in Franken; am 15. Oktober zog er in die Stadt Würzburg ein, am 18. wurde die Feste Marienberg erstürmt, aus der der Fürstbischof Franz Graf von Hatzfeld in der Nacht vom 11./12. Oktober zuerst nach Frankfurt, dann nach Mainz und weiter nach Köln geflohen war. Am 26.10. ließ sich Gustav Adolf vom Domkapitel und von den Einwohnern, des ganzen ohne Widerstand eingenommenen Hochstifts Würzburg, den Eid auf die Krone Schwedens leisten und richtete an die benachbarten Reichsstädte die Anfrage, ob sie mit ihm oder gegen ihn sein wollen.

Den beiden Grafen Georg Friedrich von Weikersheim und Kraft von Neuenstein warf er in einem Schreiben vom 18. Oktober vor, daß sie durch Kontributionen, Lieferungen von Proviant und Munition an die Kaiserlichen dem evangelischen Wesen mehr geschadet haben als der Feind und forderte sie auf, zu ihm nach Würzburg zu kommen, wenn sie mit ihm gehen, werde er sie in seinen Schutz nehmen, wenn sie ausbleiben, werde er sie als Feinde ansehen und mit ihren Grafschaften verfahren, wie es die kriegerische Notdurft erheische. Darauf begaben sich beide Grafen, die als evangelische Stände vom Kaiser keinen Schutz zu erwarten hatten, nach Würzburg und traten zusammen mit den anderen Grafen von Hohenlohe auf Gustaf Adolfs Seite, der den Grafen Kraft zum Generalkommandeur (Statthalter) des fränkischen Kreises mit dem Sitz in Würzburg, den Grafen Georg Friedrich zum Generalstatthalter des schwäbischen Kreises mit dem Sitz in Augsburg ernannte. Als Kanzler wurden dem Grafen Kraft beigegeben die Ritter von Rotenhan und Truchseß von Wetzhausen, der Ritterschaftskonsulent Fabricius, dazu kamen sechs adelige und fünf gelehrte Räte. So gehörte also auch Stadt und Amt Kirchberg vorübergehend zum Königreich Schweden. Dem schwedischen Feldoberst Skaralytzki schenkte Gustav Adolf die unter Würzburger Schutzherrschaft gestandene Probstei Komburg bei Hall, dem General Horn Mergentheim mit dem Deutschordensgebiet. Auch in Augsburg wurde ein schwedisches Landesregiment für den schwäbischen Kreis eingerichtet.

Ende Oktober 1631 zogen von Hall her durch das Amt und Städtchen Kirchberg eine Anzahl schwedischer Reiter in der Richtung gegen Rothenburg, die am 21. Oktober Einlaß in das Ritterstift Comburg begehrt und weil dieser verweigert wurde, das Dorf Steinbach geplündert hatten. Sie führten auf einer alten Mähre mit sich den Kommentur Stoffel von der Johanniterkommende zu Hall, zur schuldigen Danksagung dafür, daß er ihnen das Versteck einer großen Summe von Goldtalern, Gold- und Silbergerätschaften und von fünf schönen Pferden der Kommende angegeben hatte. Erst in Gebsattel bei Rothenburg ließen sie ihn gegen Bezahlung eines Lösegeldes von 100 Goldtalern wieder frei.

Tilly, der nach seinem Rückzug aus Sachsen bei Gunzenhausen stehen geblieben war, forderte am 4. November von dort aus von den Grafen von Hohenlohe, 400 in Rothenburg stehende kaiserliche Soldaten zu verpflegen, was natürlich abgelehnt wurde. Am 18. November zog er gegen Nürnberg, belagerte die Stadt, rückte aber, weil durch Verrat eines Konstablers sein Pulvermagazin in die Luft flog, am 24. November mit dem größten Teil seiner Truppen in das Winterquartier bei Nördlingen. Schon kurz zuvor hatten die zu seinem Heer gehörenden Lothringer, im eigenen Land von den Franzosen bedroht, sich von ihm getrennt. Am 19. November zogen die in und bei Rothenburg stehenden Teile der Lothringer, 5000 Fußsoldaten und zwei Kompagnien Reiter, nachdem sie Rothenburg und die benachbarten Ortschaften rein ausgeplündert hatten, über Kirchberg nach Hall. Viele von ihnen starben unterwegs an der Pest und anderen Seuchen. Auch unter den Einwohnern des durchzogenen Gebietes, die viel unter den Gewalttätigkeiten zu leiden hatten, nahmen die Seuchen wieder zu. Die Teuerung der Lebensmittel stieg immer höher.

Gustav Adolf war am 9. November von Würzburg an den Rhein gezogen und hatte zur Deckung Frankens den Feldmarschall Horn mit 16 000 Mann bei Würzburg zurückgelassen. Am gleichen Tag rückte auf seinen Befehl der schwedische Oberst Claus von Sterreuter mit einer starken Reiterschar von Würzburg her vor die dem Deutschorden gehörende, durch den Deutschmeister Johann Kaspar von Stadion in Verteidigungszustand versetzte, mit etwa 500 Mann kaiserlicher Truppen belegte Stadt Mergentheim und forderte unter Androhung von Feuer und Schwert ihre Übergabe, ebenso wie die der gleichfalls dem Deutschritterorden gehörenden benachbarten kleinen Veste Neuhaus. Der Stellvertreter des mit dem Archiv und dem Schatz des Ordens nach Wien geflüchteten Deutschmeisters, der Kommenthur Hund von Laudenbach, lehnte jedoch die Übergabe ab, worauf Oberst Sperreuter die Feste Neuhaus einschloß, die sich am 13. November ergab, aber am 20. November von einem Teil der Mergentheimer Besatzung unter Führung des Lieutenants Haller von Hallerstein zurückerobert, 10 Tage darnach von Sperreuter nach heftiger Gegenwehr der Besatzung wieder eingenommen wurde. Der Besatzung wurde gestattet, mit Sack und Pack, Wagen und Pferden, Ober- und Untergewehr, Kugeln im Mund, brennenden Lunten abzuziehen. Die Stücke (Geschütze) Doppelhaken und Musketen, Lebensmittel und Schießbedarf mußten den Schweden überlassen werden. Die Veste Neuhaus wurde von Gustav Adolf dem Oberst Sperreuter wegen seiner Verdienste als Lehen übertragen mit der Verpflichtung, auf seine Kosten dort eine Besatzung zu unterhalten.

Ich führte diese Begebenheiten des Näheren an, um an einem Beispiel zu zeigen, wie eigenartig die Kriegsführung der damaligen Zeit war und weil wir von Neuhaus noch mehr hören werden.

Um die gleiche Zeit vertrieb Sperreuter zwei Kompagnien auf dem Heimmarsch begriffene Lothringer aus Weikersheim und setzte sich dort fest; in vierzehn Tagen war der Ort vollständig ausgegessen. Anfangs Dezember war der ganze Taubergrund mit Ausnahme von Mergentheim in Sperreuters Hand. Der schwedische Oberst Lanofski, der ihm 30 Reiter nach Weikersheim zuführen wollte, wurde am 21. November abends in Ingelfingen, während er in der Landsbeckschen Wirtschaft rastete, von einem Trupp kaiserlicher Kroaten überfallen und konnte sich mit seinen Leuten nur durch eilige Flucht retten, wobei sein Mantel aus rotem Damast, in dem seine vom Schwedenkönig ausgestellten Patente steckten, in der Wirtschaft verblieben. Dreizehn dieser Kroaten, bei denen eine italienische »Dama« und ein Reiterjunge sich befanden, ritten in der folgenden Nacht mit schußbereiten Gewehren und Pistolen durch Kupferzell, zogen zunächst vor das Städtchen Waldenburg , gaben auf die sie anrufende Schildwache am Tor einige Schüsse ab und verschwanden wieder; am anderen Morgen kamen sie wieder vor das Tor und »trieben allerhand Mutwillen«, entflohen aber, als Graf Heinrich von Hohenlohe-Waldenburg durch Sturmläuten, das alsbald Kupferzell aufgenommen hatte, die Einwohner zu ihrer Verfolgung aufmahnen ließ. Auch der langenburgisch-kirchbergische Vogt von Döttingen mahnte die Einwohner von dort und von Steinkirchen auf. Als die Kroaten, die durch heftiges Schießen und Schreien der Bauern von Steinkirchen am Überschreiten der dortigen Kocherbrücke gehindert wurden, unterhalb von Steinkirchen zwischen dem Brandhof und Kocherstetten über den Kocher schwammen, gelang es den Bauern von Steinkirchen, die »Dama« und den Reiterjungen beim Aussteigen abzufangen; sie wurden von den Pferden gerissen und ausgeplündert und verwundet. Ein Bauer, der Blasen Georg, wollte die Dama erschießen, was der Müller von Steinkirchen verhinderte. Die Pferde und die übrige Beute, darunter ein Rock aus schwarzem Atlas, sowie der rote Mantel des Obristen Lanofski wurde dem Vogt von Döttingen, der mit dem Pfarrer von Steinkirchen die Bauern anführte, übergeben. Nun sind die Kupferzeller »in Furie über den Steg gesetzt und haben den Steinkirchern die Dama, den Jungen und den Plunder abgenommen«. Damit die Verwundung und Ausplünderung nicht an den Bauern von Steinkirchen hängen bliebe, gab der Vogt seine Zustimmung dazu gegen das Versprechen, daß den beiden Gefangenen an Leib und Leben nichts geschehe. Nun wurde der Fang in Steinkirchen durch einen kräftigen Trunk gefeiert, so daß alle bezecht wurden. Als die Kupferzeller abends mit den Gefangenen und der Beute heimwärts zogen, ging ihnen der Flendersbunk von Steinkirchen nach und schlug dem Reitersjungen mit einem Karst den Schädel ein, worauf er nackt ausgezogen und seine Leiche in ein benachbartes Wäldchen geschleift wurde. Ein Kupferzeller, »Heinrichs Sohn« versetzte der Dama mit einem Stein oder einer Haue einen Streichen an den Kopf, daß das Blut über die Stirne herunterlief; sterbend wurde sie nach Rüblingen gebracht und vor dem Haus des »alten ehrlichen Goggenbauer« auf einen Misthaufen gelegt, auf dem sie kurz darauf starb, nachdem sie nackt ausgeplündert worden war. Goggenbauer, der ihr noch Beistand leisten wollte, erkältete sich dabei so sehr, daß sein Leibschaden sich verschlimmerte und er starb.

Dieser Vorfall, der sich teilweise in dem dem Stadtvogt von Kirchberg unterstellten Amt Döttingen abspielt, zeigt, wie groß die Erbitterung der von der kaiserlichen Soldateska bis aufs Blut gepeinigten Bevölkerung gegen diese, insbesondere die am Schlimmsten hausenden »Kroaten« (Krobaten) war, und daß sie trotz aller Vergewaltigungen noch den Mut hatten, kleinen feindlichen Abteilungen mit der Waffe in der Hand entgegenzutreten. Die von Bauern aus Steinkirchen und Jungholzhausen bis Kocherstetten verfolgten Kroaten entkamen. Der mit dem Vorgehen gegen die Gefangenen keineswegs einverstandene Graf Heinrich von Hohenlohe-Waldenburg beschwerte sich bei der Gräfin Anna Maria von Hohenlohe-Langenburg über den Vogt von Döttingen und den Pfarrer von Steinkirchen, daß sie dieses hätten verhindern können, doch vermochten sie sich zu rechtfertigen. Dem Pfarrer war sogar von den Beteiligten, anscheinend grundlos, vorgeworfen worden, er habe die Bauern aufgefordert, die Gefangenen totzuschlagen. Eine Bestrafung der Beteiligten erfolgte nicht.

Am 20. Dezember 1631 rückte General Horn mit 8000 Mann vor die nur mit 3-500 Kaiserlichen besetzte Stadt Mergentheim; seine Aufforderung zur Übergabe wurde abgelehnt; aber nachdem Horn sein schweres Geschütz herangezogen hatte, mußte sich die Stadt am Christtag auf Gnade und Ungnade übergeben. Die Besatzung durfte mit fliegenden Fahnen, Waffen und Vorräten abziehen; die Hälfte trat in schwedische Dienste. Die Stadt mußte 600 Thaler Brandschatzung zahlen und wurde ausgeplündert.

Im Jahre 1632 erfolgten abwechslungsweise Durchzüge schwedischer-deutscher Truppen unter Baner und Herzog Bernhard von Weimar und kaiserlicher Soldaten durch das Hohenloher Land. Viel hatte die Gegend von Crailsheim, Satteldorf, Kirchberg in den ersten Monaten des Jahres von Streifcorps zu leiden, aus den Lagern des seit Dezember 1631 vom Kaiser wieder zum Oberbefehl berufenen Wallensteins, und Gustav Adolfs, die sich vor Nürnberg 11 Wochen gegenüber lagen und auf weite Entfernungen das Land ausplünderten. Auch unter den Schweden und ihren deutschen Verbündeten hatte die Manneszucht ordentlich nachgelassen. Sie hausten nun fast ebenso gewalttätig wie die Kaiserlichen, wobei übrigens zu beachten ist, daß bei Übergabe fester Plätze die kaiserliche Besatzung vielfach vollständig oder teilweise zu den Schweden übertrat, wie wir das ja bei Neuhaus und Mergentheim gesehen haben, so daß viele Gewalttätigkeiten und Rohheiten, die den Schweden in die Schuhe geschoben wurden, in Wirklichkeit auf die Rechnung der zu ihnen übergegangenen kaiserlichen Truppen zu setzen sind. Umgekehrt sind auch schwedische Truppen zu den Kaiserlichen übergetreten, wie zum Beispiel bei der Einnahme von Langenburg. Diese angeworbenen Offiziere und Söldner kämpften zum größten Teil nicht für eine religiöse oder vaterländische Überzeugung, sondern bloß um ihren Sold; es war ihnen gleich, auf welcher Seite sie fochten, wenn sie nur regelmäßig und ausgiebig bezahlt wurden. Es galt der Satz: Der Krieg muß den Krieg ernähren, d.h. er wurde auf Kosten der Länder geführt, in denen er wütete.

Oberst Sperreuter, der am Neujahrstag 1632 Steinbach und darauf Hall mit vier Kompagnien Reitern besetzt hatte, tat den das Land durchstreifenden kaiserlichen Abteilungen erheblichen Abbruch; so griff er am 25. Februar zwei Kompagnien der berüchtigten Kroaten, sowie 100 Reiter und 300 Musketiere unter Obristlieutenant Bonquoy, die über Ellwangen her nach Obersontheim gelangt waren, und den dort mit einer Abteilung Schweden befindlichen Oberst Stockheimer nach Vellberg zurückgedrängt hatten, an, und warf sie, nachdem der Kampf hin- und hergeschwankt hatte, bis zum Schloß Tannenburg bei Bühlerthann, das den Kaiserlichen übrigens Widerstand leistete, zurück. Der Obristlieutenant, schwer verwundet, 1 Fähnrich und 145 Mann wurden gefangen von Sperreuter, 2 Offiziere und 50 Mann fielen, mehrere wurden von den Bauern in den Häusern erschlagen.

Am Pfingstmontag zog eine Kompagnie des vom Grafen Kraft von Hohenlohe-Neuenstein aufgestellten neuensteinischen Ausschusses (Landmiliz) unter dem Kapitän Hans Georg Seiferheld, einem ehemaligen Haller Ratsherren, über Hall nach Ellwangen, das sich wie Schloß Tannenburg gegen die Kaiserlichen gehalten hatte. Seiferheld blieb als Kommandant dort, bis zum 11. Juni, dann marschierte er mit seinem Ausschuß nach Neuenstein zurück.

Mitte Juni streiften die Kaiserlichen von Feuchtwangen her bis gegen Crailsheim und Kirchberg, raubten, plünderten und brannten; so wurde die Kalkmühle bei Crailsheim, der Auhof und Neidenfels verbrannt, Kirchberg blieb verschont; es lagen dort schwedische Truppen. Bemerkt mag hier ein für alle Mal werden, daß wenn von schwedischen Truppen die Rede ist, darunter auch die Truppen der mit den Schweden verbündeten Deutschen (evangelischen Fürsten, Stände und Städte) zu verstehen sind. Die Sterblichkeit an Seuchen war in diesem Jahr groß in Kirchberg, namentlich starben viele kleine Kinder an der »Durchschlecht« (Durchfall), so auch das »welsche Maidlein im Schloß«, wohl ein elternloses, von der Gräfin Anna Amalia aufgenommenes Soldatenkind.

Im Frühjahr 1632 war das Schloß Schillingsfürst in Abwesenheit des Schloßherrn Graf Georg Friedrich II., der als Führer einer schwedisch-deutschen Truppenabteilung fern von seinem Stammsitz weilte, von einer Schar Kroaten, die der kaiserl. Kapitän im Reiterregiment des Obersten Grafen von Pappenheim, Arbogast von Andlau als Kommandant von Lichtenau bei Ansbach ausgesandt hatte, besetzt worden. In der ersten Hälfte des Juli wurde ein Teil des hohenlohischen Ausschusses zum Entsatz des Schlosses beordert; nachdem er einige Tage in Gammesfeld gelegen, rückte er endlich am 18. Juli in der Frühe gegen Schillingsfürst. Allein die Kroaten, die Kunde von seinem Anmarsch erhalten hatten, setzten vor seinem Eintreffen das Schloß, nachdem sie es ausgeplündert hatten, auf allen Seiten in Brand, so daß es vollständig niederbrannte, und ritten davon. Fast zu gleicher Zeit wurde das hohenlohische Schloß zu Bartenstein von einem Trupp Kroaten überfallen, ausgeplündert und niedergebrannt.

Am 22. Juli 1632 streiften kaiserliche Reiter durch das Amt Kirchberg in das hällische Gebiet, plünderten Ilshofen und führten mehrere Edelfrauen, die sich wohl aus benachbarten Schlössern dorthin geflüchtet hatten, oder auf der Durchreise begriffen waren, mit sich fort. Am 30. Juli zogen schwedische Truppen, 7 Kompagnien Reiter und Fußvolk, auf dem gleichen Weg nach Ilshofen, wo sie mehrere Tage lang rasteten.

Am 16. November 1632 fiel Gustav Adolf, 38 Jahre alt, in der für die evangelische Partei siegreichen Schlacht bei Lützen; auf der Gegenseite wurde General Graf von Pappenheim tödlich verwundet, während Wallenstein im ärgsten Kugelregen unverletzt blieb: er galt als unverwundbar, und doch ereilte auch ihn bald sein Schicksal. Tilly war schon am 15. April bei Rain, wo Gustav Adolf den Übergang über den Lech erzwang, durch eine Kanonenkugel schwer verwundet worden und 14 Tage danach gestorben.

Nach des Schwedenkönigs Tod übernahm sein Kanzler Axel Oxenstierna die Leitung der Kriegsführung. Ende Januar 1633 war er in Hall. Die Grafen Georg-Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim und Kraft von Hohenlohe-Neuenstein schlossen sich eng an ihn an, standen ihm persönlich nahe; er bestätigte sie in ihren Kommandostellen. Am 18. März eröffnete er in Heilbronn eine große Versammlung der protestantischen Stände, wo es ihm nach langen Verhandlungen gelang, die Stände von Franken, Schwaben, Ober- und Niederrhein am 13. April in dem sog. Heilbronner Bündnis zu vereinigen, wonach Oxenstierna in Kriegssachen die Entscheidung haben, aber die Meinung eines Bundesrates einholen sollte. Die übrigen protestantischen Stände traten dem Bund nicht bei. Es wurde in Heilbronn beschlossen, daß alle Stände eifrig Truppen anwerben, zur Entlastung der schwer heimgesuchten Bevölkerung Proviantmagazine, in die ein Zehntel des Jahresertrages an Getreide und Wein geliefert werden sollte, anlegen, Räubereien und Plünderungen verhüten sollten. So mußte also auch Hohenlohe in diesem Jahr mit dem doppelten Zehnten belastet werden. Oxenstierna verlangte von den beiden Grafen raschen Vollzug der Verpflegungsmaßregeln; es hielten daher Beamte der Grafen am 17. Juli im Schloß Künzelsau eine Beratung ab über die Art des Vollzugs.

Die Bevölkerung machte Schwierigkeiten, erklärte sich außer Stande, ein Fünftel des Ertrages abzugeben. Aber die Grafen hielten sich an die Heilbronner Beschlüsse gebunden; die abzuliefernden Garben wurden auf dem Feld gezählt, gesammelt, gedroschen und das Getreide in die Magazine abgeführt. Mit den Truppenanwerbungen war schon Ende April begonnen worden. Im Übrigen verlief das Jahr 1633 ruhig für das Frankenland, da Wallenstein nach der Schlacht bei Lützen sich nach Böhmen zurückzog und untätig dort mit seinen Truppen stehen blieb. Er ließ sich in verdächtige Unterhandlungen mit Sachsen und Brandenburg und mit Oxenstierna ein, weshalb ihn der Kaiser des Oberbefehls enthob und zum Verräter erklärte. Auf dies hin wurde er in Eger, wohin er sich mit dem Rest seiner Getreuen zurückgezogen hatte, auf Veranlassung des Obersten Buttler in der Nacht vom 25./26. Februar 1634 von dem Hauptmann Deveraux in seinem Schlafgemach im Stadtschloß mit einer Partisane ermordet. Der Kaiser betraute dann mit dem Oberbefehl über die Truppen seinen Sohn, den König Ferdinand, dem der General Gallas an die Seite gestellt wurde.

Im März und in der Folgezeit wurde der nördliche Teil des heutigen Württembergs, so auch das Amt Kirchberg und das benachbarte Haller Gebiet von den evangelischen Truppen des Herzogs Bernhard von Weimar schwer bedrückt. Ende Juli und anfangs August streiften kaiserliche und bayerische Truppen von Rothenburg her durch die Gegend bis nach Gaildorf, raubten, plünderten und mordeten viele Leute, darunter hilflose Greise. In Kirchberg war die Not groß; zahlreiche, zu Bettlern gewordene Leute und verwaiste hungernde Kinder suchten dort Unterschlupf; die meisten von ihnen gingen an Hunger und Seuchen zu Grund. Viele Bauern aus der näheren und weiteren Umgegend Kirchbergs flüchteten mit dem wenigen Vieh und der geringen fahrenden Habe, die ihnen noch verblieben war, in das feste, von dem Vogt, den Bürgern und dem Ausschuß gut bewachte Städtchen, in das die streifenden Rotten nicht einzudringen wagten, und das wie ein Fels im brandenden Meer des großen Krieges stand. Das Vieh wurde im Stadtgraben untergebracht. Es kamen sogar Flüchtlinge aus Wassertrüdingen, aus der Gegend von Pappenheim, Leutershausen, Nördlingen und Ansbach.

Vor Rothenburg lag der bayerische General Johann von Werth mit zahlreichen Truppen, zu denen die streifenden Abteilungen gehörten. Als seine Aufforderung zur Übergabe vom Rat der Stadt abgelehnt wurde, schritt er zum Angriff, der allerdings abgeschlagen wurde. Darauf zog er mit 7 Regimentern nach Creglingen und Weikersheim, plünderte beide Städte aus und erschien am 8. August vor Mergentheim, das er vergebens zur Übergabe aufforderte. Der darauf erfolgte Angriff wurde von der schwedischen Besatzung mit Unterstützung der Bürger erfolgreich abgeschlagen; von Werth mußte nach Verlust von etwa 500 Mann abziehen. Das Amt Kirchberg wurde weiter von streifenden kaiserlichen Abteilungen heimgesucht; am 2. September wurde der Bauer Ludwig Deutscher von Mistlau von einem Soldaten totgehauen, am 5. September starb ein von Satteldorf nach Kirchberg geflüchtetes Mädchen, das von einem Soldaten verwundet worden war.

Am schlimmsten wurde die Lage nach der am 6. September 1634 erfolgten Schlacht bei Nördlingen, in der Herzog Bernhard von Weimar und der schwedische General Horn von König Ferdinand und General Gallas entscheidend geschlagen wurden. Horn geriet in Gefangenschaft. Der junge Markgraf Friedrich von Brandenburg-Ansbach fiel, die Markgrafschaft kam unter kaiserliche Verwaltung, damit auch Hornberg und die Hälfte des Sulzberges, sowie Lobenhausen, Nieder- und Oberwinden u.s.w. Die Kaiserlichen besetzten Franken und Schwaben und verübten furchtbare Gewalttätigkeiten; auch über das Hohenloher Land wälzte sich ein Greuel von Verwüstung. Graf Kraft von Hohenlohe-Neuenstein floh mit seiner Familie nach Worms, wo er mit zweien seiner Söhne zusammentraf, dem Grafen Wolfgang Julius, der nach der Sitte der damaligen Zeit schon als 12jähriger Knabe die Universität Tübingen besuchte, und dem in seiner Begleitung befindlichen jüngeren Bruder Johann Ludwig, die von dort miteinander geflohen und der Gefahr, durch einen treulosen Postillon dem Feind in die Hände geliefert zu werden, glücklich entgangen waren. Die gräfliche Familie nahm dann Aufenthalt bei der Mutter der Gräfin Sophia, der Pfalzgräfin Dorothea bei Rhein in Birkenfeld am Hunsrück.

Auch Graf Georg Friedrich floh mit seiner Gemahlin Magdalena, Gräfin von Öttingen, nach Worms, und nahm im Jahre 1635 in Straßburg Aufenthalt, wo die Gräfin am 29. Mai 1636, fern von der Heimat, starb. Der Kaiser sprach gegen den Grafen die Reichsacht aus, seine Weikersheimer Grafschaft wurde sequestriert (beschlagnahmt) und im Jahre 1637 dem Deutschorden zu Mergentheim geschenkt. Erst durch den westfälischen Frieden gelangte sie an Hohenlohe zurück.

In Kirchberg nahm die Zahl der Flüchtlinge nach der Schlacht bei Nördlingen bedeutend zu; sie kamen nicht nur aus den nächsten, sondern auch aus ziemlich entfernt gelegenen Ortschaften, so aus Satteldorf, Neidenfels, Gröningen, Hengstfeld, Limbach, Mußdorf, Michelbach a. d. L., darunter der dortige Pfarrer Jörg Helmenreich mit seiner schwangeren Frau, ferner aus Blaufelden, Bügenstegen, Groß- und Kleinallmerspann, ja sogar aus der Gegend von Nördlingen und Ansbach. Hungersnot und Seuchen, namentlich die Pest und die von den Kroaten eingeschleppte »ungarische Kopfkrankheit« (ein hitziges Fieber, wohl Typhus) wüteten im Städtchen und im Amt. Bettler starben in den Gassen und Scheuern. Der mit dem Pfarrer von Kappel (wohl Mariä Kappel bei Crailsheim) verheirateten Tochter des Pfarrers Matthias Helmreich in Lendsiedel, die mit ihrem Kind nach Kirchberg geflüchtet war, starb dieses dort. Der Pfarrer Helmreich selbst, der bei seiner Lendsiedler Gemeinde ausgeharrt hatte, erlag am 9. November der Pest. Im ganzen starben in diesem Unglücksjahr in Kirchberg 180 Personen und zwar 104 Einheimische, 29 Geflüchtete, 47 »arme Vertriebene«. In den 11 Jahren von 1615 - 1625 waren dort im Durchschnitt 20 Personen gestorben.

In Triensbach und seinen Teilgemeinden Lobenhausen, Erkenbrechtshausen und Saurach starben von September bis Ende Dezember mehr als 100 Personen an der Pest. Da der Gottesacker zu eng wurde, beerdigte man die Toten aus den Teilgemeinden in den Gärten.

Die gräfliche Witwe Anna Amalia von Solms hatte mit ihren Angehörigen und der Hofhaltung Kirchberg schon vor der Nördlinger Schlacht verlassen und Schutz gesucht bei ihrer Tochter, der verwitweten Gräfin Anna Maria zu Langenburg. Mit dieser und ihren Kindern floh sie noch rechtzeitig nach dem 6. September unter Bedeckung von 200 herbeigerufenen Reitern des Pfalzgrafen bei Rhein nach Saarbrücken und weiter nach Ottweiler in ihre nassau-saarbrückische Heimat. Dort starb die Gräfin Anna Maria am 20. November 1634.

Für Kirchberg war es ein Glück, daß es, anders als Langenburg, damals keine schwedische Besatzung hatte, und daß der Stadtvogt Friedrich Christoph Conrad den kurz nach dem 6. September anrückenden kaiserlich-bayerischen Truppen, die es in erster Linie auf die Vertreibung schwedischer Besatzungen und schwedischer Flüchtlinge aus Franken abgesehen hatten, mit dem hohenlohische n Ausschuß keinen bewaffneten Widerstand leistete. So vollzog sich der Einzug der Truppen wenigstens ohne Blutvergießen, wenn auch die Bevölkerung in und um Kirchberg hart mitgenommen wurde. In Lendsiedel wurde von der siegestrunkenen Soldateska das alte gräfliche Wirtshaus nebst der anstoßenden Zehntscheuer niedergebrannt; Leofels mit Ausnahme des Schlosses wurde eingeäschert, an einem Tag gingen Dörrmenz, Dünsbach, Obersteinach, Sendelbronn in Flammen auf. Hengstfeld wurde vollständig ausgeplündert. Der dortige Pfarrer Balthasar Schnurr der Jüngere mußte fliehen, hielt sich bis 1642 teils in Crailsheim, teils in Burleswagen auf.

Ein schlimmes Schicksal hatte Langenburg. Dort lag zum Schutz des Schlosses und des Städtchens seit 24. August der schwedische Kapitän Hans Thomas Blum mit 90 Mann vom Infanterieregiment von Lilienberg und ein rheingräflicher Lieutenant mit 30 Reitern. Schon vor der Schlacht bei Nördlingen zeigten sich feindliche streifende Abteilungen, die die Umgegend von Langenburg mit Sengen und Brennen durchzogen und mit denen die Besatzung kleinere Gefechte hatte; man sah Ende August an einem einzigen Abend von Langenburg aus 7 - 8 Ortschaften gleichzeitig brennen.

Kurz nach dem 6. September machten kaiserliche Streifcorps zwei Angriffe auf Langenburg; beim ersten wurden sie durch die einen Ausfall machende Besatzung, die ein kleines »Kammerstücklein« mit sich führte, rasch verjagt; der zweite Angriff war stärker, dauerte mehrere Tage, wobei die Vorstadt bis auf wenige Häuser verbrannt wurde. Nach erfolgloser Aufforderung zur Übergabe zogen die Feinde jetzt wieder ab. Nun erschien aber am 18. September der kaiserliche Generalwachtmeister, Kriegsrat, Kämmerer und Obrist über ein Regiment zu Fuß, Julius Diodati, mit 1000 - 1200 Mann Fußtruppen, einigen Dragonern und zwei Geschützen vor der Stadt und begann, nach vergeblicher Aufforderung zur Übergabe, die Beschießung. Die Geschütze wurden zunächst auf dem Sulberg aufgestellt, da aber diese Stellung von den beim Schlachthaus und auf dem Brandhaus aufgestellten Stücken (Geschützen) der Besatzung stark beschossen und dabei Diodati selbst fast von einer in seiner Nähe einschlagenden Kugel getroffen wurde, ließ er die beiden Kanonen auf die Höhe hinter dem Gottesacker auffahren und Tag und Nacht feuern, doch wurde wenig Schaden angerichtet, da die Geschosse zu hoch gingen. Durch das gleichzeitig erfolgende Musketenfeuer wurden (nur) der Hofgärtner, Jost Schuler und ein rheingräflicher Korporal, der sich kurz zuvor mit einem Fähnrich der schwedischen Besatzung auf dem Rennplatz geschlagen und diesen tödlich verwundet hatte, durch die Köpfe geschossen, »da sie sich bei den Schußlöchern zu weit entblößet«. Die Besatzung erwiderte das Feuer mit besserem Erfolg, kräftig unterstützt von den Bürgern, so daß die Angreifer über 100 Mann Verlust hatten. Nach 9tägiger Beschießung setzte Diodati am 27. September morgens zwischen 3 und 4 Uhr den Sturm von zwei Seiten her an. Der auf die Mauer hinter der Kirche neben dem Stadttor gerichtete Angriff wurde abgeschlagen; aber bei dem Tor gegen das Jagsttal gelang es den Angreifern infolge der Nachlässigkeit oder des Verrats einer Korporalschaft, auf ihren Sturmleitern die Mauer zu übersteigen und in die Stadt einzudringen. Wer von den Einwohnern noch Zeit dazu hatte, flüchtete in das Schloß. Der Kommandant Blum stellte sich mit seinen Mannschaften und den bewaffneten Bürgern auf der vor dem Schloß gelegenen Rennbahn auf, und ließ heftig gegen die anrückenden Feinde feuern, bis die Flüchtigen im Schloß waren, dann ließ er die Mannschaften und Bürger gliederweise über das Brücklein (die Zugbrücke) sich zurückziehen in das Schloß und wies ihnen dort Verteidigungsstellen an. Aber nicht allen Soldaten und bewaffneten Bürgern war es gelungen, das Schloß noch zu erreichen; etwa 16 wurden von den Feinden getötet, einzelne vorher grausam mißhandelt. So fand man den Sternwirt Veit Gibwein, der sich durch große Tapferkeit ausgezeichnet hatte, und dessen Gesicht vom Pulver vollständig geschwärzt war, mit ausgerauften Haaren und einem großen Loch im Bauch, den Stoffelbauer mit abgehackten Zehen auf der Gasse. Auch verschiedenen alten Weibern, Kindern, Dienstboten und Kranken war die Flucht ins Schloß nicht gelungen. Diodati ließ sie in Barthel Ehrmanns Haus unterbringen, »aber die alte Mutter im Haus haben die Soldaten in der ersten Hitz mit den Füßen im Schlot aufgezogen, in der Meinung, Geld zu erpressen, welche jedoch das Leben salvierte«. Etlichen Bürgern gelang es, sich über die Schloßmauer beim Schlachthaus hinabzulassen und in die Wälder zu flüchten.

Aus dem Schloß wurde mit Stücken, Doppelhaken und Musketen dergestalt in das Städtlein geschossen, daß kein Feind sich auf der Straße blicken lassen durfte, und man nur an den das Schloß begrenzenden Staketen kriechend von einer Seite der Straße auf die andere gelangen konnte. Aber im Schloß fehlte es an Wasser und Lebensmitteln für so viele Menschen und an Futter für die Pferde und das Vieh. Da überdies die Belagerer drohten, wenn das Schloß nicht übergeben werde, werde nach seiner Erstürmung alles niedergemacht, »erhob das Weibervolk ein Zetergeschrei, Weinen und Klagen«, und bestürmte den Kommandanten, dem Feind einen Akkord anzubieten; er erklärte aber, das sei nicht Kriegsbrauch, er erwarte ein Anerbieten des Feindes, es stehe ihm sein Kopf darauf. Am nächsten Tag erschienen zwei Trommelschläger »mit rührendem Spiel« an der äußeren Schlagbrücke des Schlosses und riefen der Wache zu, der Herr General lasse einen Akkord anbieten; sie sollen mit dem Kommandanten reden, worauf einer der Trommler mit verbundenen Augen in das Schloß eingelassen, und vor den Kommandanten geführt wurde. Nun begannen die Übergabeverhandlungen, die endlich am 7. Oktober zu einer schriftlichen Einigung führten, daß nach Räumung des Schlosses die Offiziere und Mannschaften mit Waffen, Gepäck und Pferden, samt zwei Wägen unaufgehalten unter Begleitung kaiserlicher Truppen nach Frankfurt a. M. abziehen, das Eigentum der Herrschaft, Diener und Bürger unangetastet bleibe, die Kirchendiener bei ihrer Religionsausübung, die Räte und Bedienten bei ihren Diensten und »unrantierniert« belassen, die Gefangenen von beiden Seiten auf freien Fuß gesetzt, Weiber, Kinder und Gesinde an Ehren und sonst unangefochten gelassen werden. Abends gab dann Diodati den Offizieren beider Parteien ein Essen im Schloß. Kapitän Blum hatte mit einem vertrauten Diener verabredet, er werde zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Felleisen mit seinen wertvollsten Sachen von seinem Zimmer aus in den Hühnergraben werfen, der Diener solle es dort an sich nehmen und damit heimlich entweichen; aber das Felleisen fiel den Kaiserlichen in die Hände. Am folgenden Tag trat die ganze schwedische Besatzung mit Ausnahme des wackeren Kapitäns Blum, der darüber Tränen vergoß, eines Zeuglieutenants und eines Sergeanten, die alsbald unter einer Eskorte nach Frankfurt abzogen, in kaiserliche Dienste, wie dies schon vorher der rheingräfliche Lieutenant mit seinen Reitern getan hatte. Diodati, der noch am 8. Oktober nach Rothenburg abrückte, nachdem er entgegen dem Akkord eine Brandschatzung von 2000 Reichstalern angesetzt hatte, ließ als Kommandanten des Schlosses den Fähnrich Daniel Haag, »einen wackeren höflichen Kavalier«, mit 33 Mann zu Fuß und etlichen Dragonern zurück, der die Übergabebedingungen einhielt, aber am 10. November durch einen Lieutenant vom Gallasschen Regiment zu Fuß, namens Johann Husper (Hüßner), einem »hitzigen, ehrgeizigen, sehr hinterlistigen Soldaten und militärischen Praktikanten, Pölterlein (Polterer) genannt«, abgelöst wurde.

Nun wurde das Schloß und Städtchen rein ausgeplündert. Entgegen dem Akkord wurden 400 Mann weitere Truppen in das Städtchen gelegt. Der Lieutenant mußte an seinen in Neuenstein einquartierten Regimentskommandeur, Oberst Baron Achilles de Soye, in der Zeit vom 1. November 1634 bis 11. Juni 1635, an welchem Tag er von Langenburg abzog, monatlich 4896 fl. Bargeld, 18 720 Pf. Haber, 27 080 Pf. Heu abliefern. Es erwuchs für die Herrschaft und die Bürgerschaft eine Ausgabe von 35 280 fl. In diesen 7 Monaten.

Der Schloßherr von Morstein, Wolf von Crailsheim, hatte schon 1631 zwölf Reisekasten und Schreine, gefüllt mit seinem Barvermögen und seinen besten Habseligkeiten, nach Langenburg geflüchtet; bei der Plünderung der Stadt und des Schlosses fiel das in die Hände der Soldaten, die das Geld in ihren Hüten wegtrugen.

Da nun die Herrschaft Langenburg, zu der auch wie erwähnt, die Ämter Kirchberg und Döttingen gehörten, wie Weikersheim sequestriert werden sollte, reiste der Kanzler Johann Christoph Assum, trotzdem seine Frau an der Pest erkrankt und den Gewalttätigkeiten der Soldaten ausgesetzt war, nach Frankfurt a. M. In das kaiserliche Hauptquartier, und brachte es »durch bewegliches Sollicitieren« und den Hinweis, daß die unmündigen Kinder des verstorbenen Grafen Philipp Ernst an dem Krieg unschuldig seien, dahin, daß von der Sequestration abgesehen und durch ein Patent zunächst des Grafen Piccolomini, dann des Kaisers Ferdinand selbst, die Herrschaft den gräflichen Kindern vorbehalten und in kaiserlichen Schutz genommen wurde. Auf dem Rückweg reiste Assum mit einer vom Rat der Stadt Rothenburg an das kaiserl. Hauptquartier geschickten Deputation unter Führung des Ratsherrn Johannes Bezold. Während nun Assum in Wertheim bei seinem Schwiegersohn Georg von Olnhausen etwas verweilte, reiste die Deputation weiter und gelangte nach Creglingen, da wurde sie von einem Trupp Kroaten überfallen und niedergemacht. Assum kam glücklich nach Hause zu seiner genesenen Frau.

Wegen seiner großen Verdienste um die gräfliche Familie bekam Kanzler Assum von ihr eine Dotation von 2000 fl. Im Jahr zur Erkaufung der Obermühle in Eichenau, dazu Befreiung dieser Mühle und seiner Langenburgischen Besitzungen von allen Lasten, wogegen Graf Kraft v. Neuenstein erfolglos protestierte. Nachdem Graf Joachim Albrecht 1650 Besitzer von Kirchberg geworden, zog er die Mühle ein, nach seinem Tode 1675 wurde sie den Assumschen Erben zurückgegeben.

Grausam wüteten die Kaiserlichen gegen die in Schloß Burleswagen geflüchteten Landleute. Der flüchtige Reitknecht eines in der Schlacht bei Nördlingen gefallenen Herrn von Elrichshausen-Jagstheim hatte die Kunde von der verlorenen Schlacht und den anrückenden Feinden nach Jagstheim gebracht, wo die Leute gerade beim Kirchweihtanz waren. Die Nachricht verbreitete sich rasch in der ganzen Gegend. Viele Leute flohen in die benachbarten Städte und Schlösser, so auch Familien von Satteldorf, Gröningen, Hengstfeld, Onolzheim, Altenmünster und anderen Orten in das von dem Besitzer, dem Freiherrn von Wollmershausen verlassene Schloß zu Burleswagen, zu dem der Schultheiß Michael Hölzer in Satteldorf den Schlüssel hatte. Als nun ein Trupp kaiserlicher Dragoner unter Führung des Fähnrichs Friedrich Rauhaupt vor dem mit Wall, Graben und einem Palisadenzaun geschützten Schloß erschien, schossen einige Bauern, wie sie dies in früheren Fällen zur Vertreibung feindlicher Streifzüge schon öfters mit Erfolg getan hatten, durch die Palisaden hinaus, wobei der Fähnrich tödlich getroffen wurde. Die Dragoner zogen sich zurück, kamen aber in kurzem mit Verstärkung wieder und beschossen das Schloß. Nun entstand große Angst und Verwirrung unter den Flüchtlingen im Schloß; die meisten Mannspersonen, darunter auch der Schultheiß, der unbedachterweise die Schlüssel mitnahm, ließen sich an Seilen und Stricken über die hintere Zwergmauer hinab in den Schloßberg und flohen über die Jagst. Die Zurückgebliebenen, meist Frauen, Kinder und Greise, wollten sich ergeben, konnten aber die Tore nicht öffnen, worauf die Kaiserlichen wutentbrannt die Tore einhieben und jeden, den sie erreichten, töteten oder verwundeten; so lagen auf einem Haufen 14 ermordete Menschen; der alte Bauer Georg Kern von Sattelbach, Baumann und die Frau des Schultheißen Georg Kern von Sattelbach, die sich im Backofen versteckt hatten, wurden herausgezogen und ermordet; auf einer tot am Boden liegenden Frau von Hengstfeld kroch ihr kleines Kind herum; etliche Personen, die noch zu entfliehen versuchten, fielen in die Jagst oder wurden von den nacheilenden Soldaten niedergeritten, durch Stiche und Schüsse verwundet, über die Jagstbrücke hinuntergeworfen, eine Frau durch Steinwürfe getötet. Zahlreiche Verwundete starben in den nächsten Tagen. Eine alte Frau, die fünf Wunden bekommen hatte, kam mit dem Leben davon, ebenso ein schwer verwundeter kleiner Knabe, dessen Mutter und Schwester an ihren Wunden starben. Die Toten wurden nach Abzug der Kaiserlichen fast alle im Schloßgraben ohne Leichenbegängnis begraben, da der Pfarrer Simon Löw von Satteldorf schon vor diesem Vorfall hatte fliehen müssen. Als unerschrockener Mann hatte er wiederholt an der Spitze seiner Bauern Überfälle feindlicher Streiftrupps zurückgewiesen, namentlich das Schloß Burleswagen erfolgreich verteidigt, weshalb ihn die Kaiserlichen unschädlich zu machen suchten. Schließlich konnte er sich bei einem Angriff auf das Schloß nur dadurch retten, daß er sich über die hintere Mauer hinunterließ, den Berg hinuntersprang und über die Jagst schwamm, nachdem er sich von seinen Bauern mit den Worten verabschiedet hatte: »Lebt wohl, Gott sei mit uns, nun müßt ihr doch alle wieder katholisch werden«. Er wurde dann Lehrer und bald darauf Pfarrer im Nassauischen.

Nachdem die Soldateska sich ein paar Tage im Schloß an den erbeuteten Vorräten gütlich getan hatte, steckten sie Burleswagen und Neidenfels in Brand und zogen dann nach Satteldorf, plünderten es aus, steckten zuerst das Pfarrhaus und die Pfarrscheune, dann zahlreiche andere Häuser und Scheunen in Brand, so daß fast das ganze Dorf abbrannte.

Auch in den Burgberger Wald hatten sich viele Leute aus der Nachbarschaft mit ihrer kärglichen Habe geflüchtet. Sie wurden dort von den Kaiserlichen aufgespürt, ausgeraubt und mißhandelt.

Am 13. September mußte sich Hall dem kaiserlichen Oberst von Buttler und dem Obristlieutenant Piccolomini übergeben, nachdem er am Tag vorher von Unterlimburg aus, das ausgeplündert wurde, mit Ungestüm das Tor angriff und verbrannte. Die Plünderung konnte der Rat nur durch Bezahlung von 20 000 fl abwenden. Vom 13. - 18. September wurde Öhringen geplündert, das gleiche Schicksal hatte Neuenstein. Die kleine schwedische Besatzung von Mergentheim hatte auf die Nachricht von der Schlacht bei Nördlingen und dem Anrücken feindlicher Truppen am 11. September die Stadt verlassen, drei Tage darnach zogen bayerische Truppen mit den Kommenthuren von Lichtenstein und von Lautenbach ein; die 20 Mann starke Besatzung im Schloß Neuhaus, die nicht gewichen war, wurde gefangen genommen.

Das Land verarmte und verödete immer mehr.

Im Winter 1634/35 nahm die Pest, die etwas zurückgegangen war, im Hohenloher Land wieder zu. Kirchberg war noch überfüllt von Flüchtlingen, von denen viele nicht mehr in ihr Heim zurückkehren konnten, weil es von den Kaiserlichen zerstört war. Der Kurfürst von Sachsen, der die Schweden in ihrer Not verließ, schloß am 30. Mai 1635 zu Prag einen Separatfrieden mit dem Kaiser, dem fast alle protestantischen Fürsten, besonders Brandenburg, Weimar, Anhalt beitraten; er kam auch den Grafen von Hohenlohe zugute, wenn sie sich auch nicht formell dem Frieden anschlossen. Nur Württemberg, dem der Kaiser unannehmbare Bedingungen stellte, Baden und Hessen-Kassel verblieben auf Seite der Schweden. Der jetzt 13 Jahre alte Graf Wolfgang Julius, Sohn des Grafen Kraft von Hohenlohe-Neuenstein, der trotz seiner Jugend eine außerordentliche Selbständigkeit, Tatkraft und Umsicht zeigte, kehrte in die Heimat zurück und nahm sich der durch den Krieg um Hab und Gut gekommenen Untertanen an, schützte sie wiederholt mit der Waffe in der Hand gegen Überfälle herumstreifender Soldaten, wobei er durch einen Schuß in das Gesicht derart verwundet wurde, daß die Pulvermale und Narben Zeit seines Lebens sichtbar blieben.

Am 22. Juni wurde der Hirtenknecht von Kirchberg, als er in der Jagst unter Hornberg badete, von einem Soldaten von Hornberg, der wohl zur Schloßbesatzung gehörte, ohne eine Ursache erschossen.

Am 3. Oktober erteilte König Ferdinand von seinem Hauptquartier im württembergischen Neustadt a. Kocher (Neustadt a. Linde) aus, namens seines kaiserlichen Vaters der gesamten Grafschaft Hohenlohe wegen ihres herabgekommenen Zustandes in einen Schutzbrief völlige Befreiung von Einquartierungen; aber die Truppenführer kümmerten sich nicht darum. Vom Herbst 1635 ab lag ein dem kaiserlichen Feldzeugmeister Graf Hatzfeld unterstellter Truppenteil längere Zeit im Amt Kirchberg, dem zahlreiche Evangelische angehörten, so in Kirchberg selbst ein adeliger Regimentsquartiermeister, der Adjutant Friedrich König, dem seine Frau und zwei Kinder in Kirchberg starben, der Feldprediger Joachim Schultheiß und seine Frau, ein Wagenmeister, ein Wagenknecht und mehrere Soldaten; es handelte sich wohl um eine Truppe, die von der evangelischen zur katholischen Partei übergetreten war. Auch eine Marketenderin war in Kirchberg. Die Feldartillerie Hatzfelds, der ein abgesagter Feind der evangelischen Religion war, lag im Hall, wo sie bis zum Jahre 1640 verblieb.

Im Jahre 1636 trat als neue kriegsführende Partei Frankreich auf den Plan. Dem vielgewandten Minister des Königs Ludwig XIII., Kardinal Richelieu, kam es sehr gelegen, daß Oxenstierna mit ihm wegen Waffenhilfe Unterhandlungen begann und auch Herzog Bernhard ihn um Unterstützung anging. Er hielt die Gelegenheit für günstig, die Macht des habsburgischen Kaiserhauses zu vernichten, Frankreich zur ersten Macht auf dem europäischen Festland und den Rhein zu seiner natürlichen Grenze zu machen. Oxenstierna erhielt daher die Zusicherung kräftigster Kriegsführung und der Herzog Bernhard Geldmittel zur Anwerbung eines neuen Heeres und die Anwartschaft auf die Landgrafschaft Elsaß. Als aber Herzog Bernhard, der im Jahre 1638 ein kaiserlich-bayerisches Heer bei Rheinfelden unter Johann von Werth schlug und die ausgehungerte Festung Breisach eroberte, sich stark genug fühlte, den Krieg aus eigenen Mitteln zu führen, wollte Richelieu von seinen früheren Versprechungen nichts mehr wissen. Als Bernhard am 18. Juli 1639 plötzlich starb, nahm er sein Heer in Sold?? und Elsaß in Besitz.

Die Gesamtgrafschaft Hohenlohe hatte in dieser Zeit viel zu leiden durch die Einquartierungen kaiserlicher Völker. Im Amt Kirchberg blieben die vorgenannten Hatzfeldschen Truppen bis zum Jahre 1638.

Am 24. April 1636 wurde die Frau des Schreiners Leonhard Metzler in Kirchberg durch einen Soldatenjungen erschossen. Wie verworren, unsicher und eigenartig die Zustände damals (im Amt) waren, mag folgender Vorfall zeigen.

Ende April hatten zwei hällische Metzger eine Anzahl Ochsen von Nürnberg hergetrieben und in Bölgental über Nacht eingestellt, wo ein Tier aus dem Stall gestohlen wurde. Da sie erfuhren, daß der Metzger Peter Popp in Kirchberg den Ochsen gekauft und die Haut noch im Besitz habe, gingen sie, ohne sich zu erkennen zu geben, zu ihm und fragten, ob er keine Häute zu verkaufen habe, worauf er ihnen die Haut zeigte, die sie an sich nahmen. Der von ihnen benachrichtigte Stadtvogt Conrad verlangte von Popp, sich mit den beiden zu vergleichen, was er versprach; er entwich aber nach Hornberg, worauf der Stadtvogt auf Verlangen der Haller Metzger seine Angehörigen festsetzen ließ. Nun schickte Popp von Hornberg aus die Drohung an den Stadtvogt und die Bürgerschaft, er werde sich unterhalten, d. h. Als Soldat anwerben lassen und dann ein anderes tun. Als am folgenden Gründonnerstag etliche streifende Reiter einem markgräflich-brandenburgischen Untertanen von Wallhausen ein paar Ochsen wegnahmen und damit Gaggstadt zuzogen, ist der davon benachrichtigte brandenburgische Amtsschreiber von Gerabronn ihnen dorthin mit einigen »Musketieren«, d. h. Mit Musketen bewaffneten Bauern, unter denen der Bauer Hans Volz von Büchsenstegen war, bis nach Gaggstadt nachgesetzt; mittlerweile hatte aber der im Schloß Hornberg stationierte Leutnant (von Ensberg?) mit etlichen »Musketieren«, darunter der neuangeworbene Popp, die Ochsen den Reitern abgenommen und nach Gaggstadt getrieben, wo dann beide Abteilungen auf Kosten des Eigentümers der Ochsen, der 3 Rtl. Zum Vertrinken gab (geben mußte), sich betranken. Als sie »trall besoffen« waren, fingen die Hornberger und Markgräflichen Musketiere vor dem Wirtshaus miteinander Streit an und gingen schließlich mit den Musketen gegen einander. Popp schoß die seinige ab und traf den am Streit gar nicht beteiligten, vor dem Wirtshaus an einer Stalltür stehenden Volz, Vater von fünf kleinen Kindern, in die Brust, so daß er tot zu Boden fiel. Popp entfloh und ließ sich bei dem im Schloß Neuhaus bei Mergentheim mit einer Kompagnie des Walmerodischen Dragonerregiments stehenden kaiserlichen Hauptmann Hans Leonhard Herold anwerben. Als dies bekannt wurde, ersuchte die hohenlohische Regierung zu Langenburg den Deutschmeister in Mergentheim, den Hauptmann Herold zur Auslieferung des Popp zu veranlassen, was der Deutschmeister tat. Herold erklärte ihm aber, er sei in des Kaisers Militia, der Deutschmeister habe ihm nichts zu befehlen, er werde den Popp in Banden und Eisen schließen und gebührlich bewachen lassen, bis man sich auch bei ihm gebührlich anmelde. Nun mußte die langenburgische Regierung einen besonderen Abgesandten an Hauptmann Herold schicken, worauf die Auslieferung erfolgte. Am 15. Mai, nachts 11 Uhr, brachten sechs walmerodische Dragoner unter Führung eines Gefreiten den Popp von Langenburg her auf einem Karren in Banden und Ketten nach Kirchberg. Statt sich aber sofort an dem verschlossenen Stadttor anzumelden und das Schreiben des Hauptmanns Herold für den Stadtvogt abzugeben, kehrten sie in Fechters Wirtshaus vor dem Tor ein und ließen auch den Popp, den sie von seinen Ketten befreit hatten, zu sich an den Tisch sitzen. Erst gegen Mitternacht ließen sie durch den Diener des Wirts das Schreiben des Hauptmanns dem Stadtvogt überbringen, der sofort seinen Schreiber und den Amtsknecht zur Übernahme Popps abschickte. Dieser war aber in einem unbewachten Augenblick zur Tür der Wirtschaft hinaus, die Treppe hinunter und davongesprungen und konnte in der finsteren Nacht von den Dragonern nicht eingeholt werden. Diese zogen ab, ohne ihre Zeche zu bezahlen. In dem entstehenden Tumult ging auch Popps Weib durch. Erst im Jahre 1649 nach dem Friedensschluß ließ Popp wieder von sich hören. Er schickte von Tübingen aus, wo er ein Häuschen und zwei Pferde hatte, durch den dortigen Untervogt Johann Sebastian Mitscherlin an den Grafen Heinrich Friedrich von Hohenlohe-Langenburg das Gesuch um Herausgabe von 34 Ochsenhäuten im Wert von 200 fl., die ihm Stadtvogt Conrad seinerzeit nach seiner ersten Flucht beschlagnahmt habe. Der Nachfolger Conrads, Stadtvogt Johann Conrad Hohenbuch, konnte aber feststellen, daß nur 18 Häute beschlagnahmt wurden, die noch vorhanden waren und an den Wirt Fechters Nachfolger Georg Gschwind um 34 fl. Verkauft wurden, davon wurden 27 fl. Unkosten abgezogen, den Rest erhielt die längst nach Kirchberg zurückgekehrte Frau Popps mit ihren drei Kindern. Popp suchte sich in seinem Gesuch zu rechtfertigen, er habe den Musketier Volz in einer Kriegsunruhe und einem fürgefallenen Zusammengeläuf zufällig getroffen, auch sei er damals Soldat gewesen. Das von Hohenlohe und Brandenburg durch Mitscherlin an ihn gerichtete Verlangen, eine Entschädigung für die Witwe des Volz und ein von dem Grafen Joachim Albrecht von Hohenlohe, dem Sohn des Grafen Philipp Ernst und Bruder des Grafen Heinrich Friedrich von Hohenlohe-Langenburg, an die württembergische Regierung gestellte Auslieferungsbegehren blieben ohne Erfolg.

Im Jahre 1638 und 39 waren wegen der vielen Durchzüge kaiserlicher Truppen wieder zahlreiche Flüchtlinge von Jagsthausen, Ilshofen, Groß- und Kleinallmerspann, Schmerach, Dörrmenz, Triensbach-Grimmschwinden, Künhardt, Wiesenbach, Lenkerstetten und aus den nächsten Ortschaften in Kirchberg.

Am 10. November 1638 wurde Crailsheim durch die Kaiserlichen geplündert. Der Hauptteil des österreichisch-sächsischen Heeres war jedoch in Norddeutschland. Der schwedische General Baner, der es 1636 bei Wittstock in Brandenburg geschlagen und das abtrünnige Sachsen verwüstet hatte, drängte die Kaiserlichen nach Schlesien zurück und verheerte Böhmen, während seit 1639 die mit den Schweden verbündeten Franzosen unter dem Herzog von Enghien und dem berüchtigten General Turenne im südlichen Deutschland mehr und mehr vorrückten. Sie Hausten ebenso schlimm wie die Kaiserlichen.

In Kirchberg und Umgegend lag seit Anfang des Jahres 1639 kaiserliche Feldartillerie unter dem im Städtchen einquartierten Stückhauptmann Martin Lürbeck. Ein bayerisches Kürassierregiment unter Oberst Gayling durchzog im Juni das Amt und quartierte sich im benachbarten hällischen Gebiet, auch in Hall selbst ein.

Ihm folgte 1640 das bayerische Regiment Glem mit 11 Kompagnien Kürassieren, das im Januar/Februar in der Grafschaft Hohenlohe lag. Der in sein Land zurückgekehrte Graf Kraft von Hohenlohe-Neuenstein setzte bei dem in Regensburg weilenden Kaiser Ferdinand III. durch, daß fünf Kompagnien davon in das würzburgische Gebiet verlegt wurden. Kraft starb in Regensburg am 11. September 1641 während seiner Anwesenheit auf dem Reichstag.

Am 17. Februar 1641 kam der ganze Hofstab des Erzherzogs Fürstbischofs Leopold Wilhelm, des Kaisersohnes, auf der Flucht vor den Schweden durch Hall und wurde von 600 hällischen Bürgern und Bauern bis Ilshofen begleitet, von wo er durch das Amt Kirchberg weiterzog.

1642 zogen abwechselnd bayerische, französische und weimarische Truppen durch das hohenlohische und hällische Gebiet; der bayerische Hof- und Generalstab blieb einen Monat in Hall. Beide Teile wetteiferten in Plünderungen und Mißhandlungen. Ende Dezember und im Januar 1643 folgten wieder französische Truppen unter dem General Rosen und schwedische Truppen unter General Taupadell, die nacheinander von den aus der Gegend von Rothenburg und Dinkelsbühl herangerückten bayerischen Truppen und drei lothringischen Kürassierregimentern unter den Generalen Mirey und Johann von Werth Mitte Januar aus dem hällischen Gebiet, in dem sie sich einquartiert hatten, mit großen Verlusten vertrieben wurden. Der französische General Guebriant traf im Januar an der Tauber ein, um mit den Schweden zusammen in Bayern einzufallen; er besetzte Mergentheim und Neuhaus und richtete während seines mehrtägigen Aufenthalts großen Schaden an. Bei seinem Abmarsch nahm er vier Geschütze, 60 Musketen und alle Munition mit; den Wein, den man nicht austrinken konnte, ließ man auslaufen. Die Vereinigung mit den Schweden konnte aber nicht stattfinden, da der schwedische Oberbefehlshaber Torstenson, der an die Stelle des im Jahre 1641 gestorbenen Baner getreten war, sich bei der Belagerung von Freiberg in Sachsen zu lange aufhielt und das bayerische Heer, verstärkt durch die kaiserlichen Truppen des Feldzeugmeisters General Hatzfeld, seine Flanke bedrohte. Er zog daher durch das untere Jagst- und Kochertal und das Neckartal nach Lauffen am Neckar. Der Hatzfeldsche Generalstab und vier Kompagnien vom Regiment Sparr durchzogen auf dem Marsch nach Heilbronn das hohenlohische und hällische Gebiet. Am 7. Dezember ritt der bayerische Oberst Hans von Spork, als schwedischer Offizier verkleidet, an das Neue Tor zu Hall und verlangte Einlaß; die Torwache ließ sich täuschen und öffnete das Tor, worauf Spork mit zwei in der Nähe bereitgestellten Reiterkompagnien eindrang, sein ganzes Reiterregiment folgte, die Stadt besetzte und Winterquartier darin bezog. Anfangs Mai 1644 hielt er unter den Weibern seiner Reiter das sog. Haller Hexenbad ab; diejenigen unter ihnen, die er im Verdacht der Hexerei hatte, ließ er durch Profosen entkleiden und, nachdem ihnen die rechte Hand und der linke Fuß und die linke Hand und der rechte Fuß zusammengebunden waren, an einem um den Leib befestigten langen Strick in Gegenwart vieler Soldaten, Männern und Weibern unterhalb des Weilertores in den Kocher werfen. Diejenigen, die durch einen Zufall nicht untersanken, und daher als Hexen angesehen wurden, wurden dann gefoltert und auf Grund ihres so erzwungenen Geständnisses der Hexerei beim Galgen mit dem Schwert hingerichtet. Um den üblen Eindruck dieser Schandtat zu verwischen, bot er Leuten, die sich freiwillig bereit erklärten, sich »baden und schwimmen« zu lassen, eine Summe Geldes an; nur der Jude Löb, Löble genannt, in Untersteinbach ließ sich dreimal schwimmen, wobei er fast ertrank und erhielt 12 Thlr. Belohnung.

Von 1644 - 1648 lag der Rittmeister Andreas Beck, unter dem Öhringischen Regiment mit einer kleinen Truppenabteilung in Kirchberg, wohl um über die Beobachtung des 1634 für die Herrschaft Langenburg einschließlich der dazu gehörenden Ämter Kirchberg und Döttingen ausgestellten Schutzbriefes zu wachen, soweit dies gegenüber den gewalttätigen Truppenführern beider Parteien möglich war. Er wohnte mit seiner Familie im Schloß, einen 14 Jahre alten Sohn hatte er schon anfangs des Jahres 1640 in Fechters Wirtshaus vor dem Tor in Kirchberg in Kost gegeben; dieser starb eine März 1640 an der Pest und wurde unter dem Holzwasen begraben. Der Holzwasen schloß wohl an die südwestliche Langseite des für die vielen Pestleichen nicht mehr ausreichenden Gottesackers an und wurde später in diesen einbezogen. 1647 - 48 war der wohl dem gleichen Regiment wie Beck angehörende Rittmeister Georg Schumm neben diesem in Kirchberg tätig; er wohnte gleichfalls mit Familie im Schloß.

Am 20. Dezember rückte der kaiserliche Kriegsstab mit den Generälen Räuschenberg und Werth, Generalkommissär Schäffer u. a. Von Öhringen her in Hall ein und zog am 25. Dezember über Crailsheim nach Bamberg; gleich darauf kam auf dem gleichen Weg das bayerische Heer und bezog in Hall und dem hällischen Gebiet Winterquartier. Das Amt Kirchberg wurde verschont. Doch lag in diesem Jahr in Kirchberg, Lendsiedel und anderen benachbarten Orten eine Zeitlang das Regiment des kaiserlichen Obersten Lukas Spira.

Das am 26. März 1645 bei Speyer über den Rhein gegangene französische Heer unter Generallieutenant Turenne erschien nach seiner Vereinigung mit den französisch-weimarischen Truppen und nach einem Marsch nach Marbach am Neckar und Großbottwar, am Osterfest, 6. April, vor Hall, das die Bayern vier Tage vorher verlassen hatten, um sich gegen Ellwangen zurückzuziehen. Turenne und Rosen begehrten Einlaß in die Stadt. Durch Verhandlungen erreichte der Rat, daß gegen Bezahlung einer beträchtlichen Geldsumme und Lieferung von Brot, Wein und Bier die Stadt mit Einquartierung verschont, vor derselben ein Lager geschlagen wurde. Nach drei Tagen zog Turenne gegen Mergentheim, während Rosen zur Deckung seiner rechten Flanke nach Crailsheim und von da aus gegen Mergentheim rückte. Dabei wurde auch das Amt Kirchberg und das benachbarte hällische und brandenburgische Gebiet von seinen Truppen überschwemmt, die übel hausten. Es kamen Flüchtlinge nicht nur aus den nächsten Ortschaften Eichenau, Lendsiedel, Weckelweiler, Mistlau, Hornberg, Gaggstadt, sondern auch von Rothenburg, Hilgartshausen, Lenkerstetten, Wiesenbach, Blaufelden, Roth am See, Wallhausen, Ober- und Niederwinden, Bölgental, Ilshofen, darunter der Pfarrer Georg Philipp, Dünsbach u. a. nach Kirchberg, das auch von den durchziehenden Truppen heimgesucht wurde.

Am Sonntag Quasimodogeniti (1. Sonntag nach Ostern) wurde das Schloß Lobenhausen, in dem der nach Kirchberg geflohene markgräfliche Amtsschreiber Michel Mair saß, erstiegen und ebenso wie das Dorf ausgeplündert. In der Triensbacher Kirche wurden die Bänke zerschlagen, die Heiligen Büchsen (Opferbüchsen) und ein silberner Kelch gestohlen.

Die Pest und andere Seuchen nahmen wieder erheblich zu. In Kirchberg allein starben in diesem Jahr 65 Personen, darunter zwei Soldaten und ein Soldatenkind. Drückend waren die Kriegslasten. Die Gesamtgrafschaft Hohenlohe hatte von März 1643 bis Oktober 1644 124 000 fl. Für die Unterhaltung der durchmarschierenden und einquartierten Truppen zu zahlen. Im Jahr 1645 sollte Hohenlohe etwa ein Viertel der vom fränkischen Kreis an den Kaiser zu entrichtenden Römermonate und zwar die Neuensteinische Hauptlinie 24 Prozent mehr als die Waldenburgische zahlen. Der Graf Georg Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim als Senior des Gesamthauses erhob dagegen Vorstellungen, da die Grafschaft völlig verarmt und gegenüber anderen Kreisständen benachteiligt sei; er hatte aber keinen Erfolg. Der Mangel an Zugvieh war allmählich so groß, daß Menschen den Pflug ziehen mußten. In manchen Ortschaften war nur noch ein Drittel oder ein Viertel der Einwohnerschaft vorhanden. Eine Bebauung der Felder war kaum mehr möglich; das angebaute Getreide wurde vielfach von den streifenden Truppen zertreten, namentlich die gefürchteten Kroaten taten sich hervor. Der Preis der Lebensmittel war schon seit 1635 unerschwinglich; Kleie und gemahlene Eicheln wurden zu Brot verbacken; Hunde, Katzen und Ratten waren Leckerbissen für die gänzlich verarmte Bevölkerung. Das Crailsheimer Malter Korn kostete schon 1635 42 Rthlr. Es wurde alles öde und leer, daß man die Häuser fast hinschenkte.

Turenne hatte sein Hauptquartier in Mergentheim genommen und Neuhaus besetzt, seine Truppen in die benachbarten Ortschaften gelegt. Als General Mery, der von Ellwangen nach Feuchtwangen gerückt war, dies erfuhr, beschloß er, die zerstreut liegenden Truppen Turennes zu überfallen. Er zog zunächst zur Täuschung des Gegners gegen Ansbach, dann aber links schwenkend in einem Nachtmarsch über Brettenfeld (Blaufelden), Riedbach gegen Herbsthausen OA. Mergentheim,, damals im hohenlohischen Amt Höllenbach, in dessen Nähe er in der Morgenfrühe des 25. April ankam. Turenne, der seine Annäherung zu spät erfahren hatte, um alle seine weit herum zerstreut liegenden Truppen sammeln zu können, stellte die herbeieilenden Regimenter bei Herbsthausen auf, wie sie ankamen; Rosen kommandierte den an ein Wäldchen nördlich von Hollenbach angelehnten rechten Flügel, die Reiterei unter Turenne selbst stand südlich von Herbsthausen vor einem Gehölz. Mercy ließ, nachdem er über Bartenstein hinausgekommen, seine Truppen in zwei Treffen aufmarschieren, das Fußvolk in der Mitte unter Feldzeugmeister Rosenberg, während die Reiterei auf beiden Flügeln verteilt war; ihren rechten Flügel kommandierte Mercy selbst, den linken Werth. Nach kurzem unwirksamen Geschützfeuer griff Rosenberg mit seinem Fußvolk und dem Ruf Santa Maria ungestüm das französische Fußvolk an. Dieses zog sich nach einmaliger Abfeuerung der Gewehre in das Wäldchen und, nachdem es daraus verdrängt war, bis in das Dorf Herbsthausen zurück. Aber Turenne warf mit seinen Reitern den rechten Flügel bis auf das zweite Treffen zurück; dies glich den Nachteil jedoch nicht wieder aus; das Fußvolk Rosens, der selbst gefangen wurde, leistete keinen Widerstand mehr. Werth konnte daher den gefährdeten rechten Flügel unterstützen; er schickte Oberst Kolb mit seiner Reiterei, den Oberst Winterscheid mit seinen Fußtruppen vor, die durch eine Rechtsschwenkung die rechte Flanke und den Rücken Turennes bedrohten, so daß er schnell den Rückzug antreten mußte. Da er jenseits Herbsthausen drei frisch eingetroffene Regimenter antraf, denen sich die zurückgehenden Truppen anschlossen, stellte er die Schlachtordnung her, um einem etwaigen Angriff Mercys zu begegnen; der aber begnügte sich mit seinem Erfolg, so daß Turenne mit einem Teil seiner Truppen seinen Rückzug über Mergentheim, Tauberbischofsheim und Fulda nach Hessen ausführen konnte. Herbsthausen und das östlich davon gelegene Adolzhausen gingen fast ganz in Flammen auf. Das französische Heer, das sich in zahlreiche Abteilungen auflöste, floh in verschiedene Richtungen davon; von mehreren Abteilungen, die das Kochertal herabzogen, wurde am 26. April eine aus 200 Reitern und 200 Fußgängern bestehende von dem bayerischen Oberst Kreuz bei Sindringen eingeholt und teils niedergehauen, teils gefangen genommen und ihnen zwei halbe Kartaunen abgenommen; nur wenige Reiter entkamen; am 27. April wurden 232 flüchtige Franzosen bei Gottwollshausen westlich von Hall von 30 bayerischen Reitern teils getötet, teils gefangen.

Nun sammelte Herzog Enghien, der Rache nehmen sollte für Herbsthausen, Truppen im Elsaß, zog anfangs Juli über den Rhein bei Speyer, vereinigte sich mit dem schwedischen General Taubadell und dem hessischen General Geiß und zog mit dem nun 32 000 Mann starken Heer den Neckar herauf; seine Vorhut unter dem schwedischen General Graf Königsmark nahm Wimpfen ein, der bei Neckarsulm verschanzte Mercy zog sich, um nicht umgangen zu werden, nach Hall zurück, wo er am 10. Juli eintraf. Die Franzosen, von den Schweden verlassen, folgten ihm nicht, wie er geglaubt hatte, sondern zogen über Möckmühl nach Mergentheim und Rothenburg, welche Städte am 18. Juli eingenommen und hart mitgenommen wurden. Ein Teil des französischen Heeres unter dem wieder aufgetauchten Turenne und General Graumont stellte sich zur Flankendeckung bei Hollenbach und Schrozberg auf. Infolge dieser Bewegung zog sich Mercy am 18. Juli über Thalheim bei Vellberg nach Crailsheim, am 24. Juli nach Feuchtwangen zurück, wobei viel Schaden durch Räubern und Plündern verursacht wurde. So waren also die kriegerischen Bewegungen von zwei Seiten ganz nahe an Kirchberg herangerückt, ohne daß es jedoch von ihnen berührt wurde. Nach längerem Hin- und Herziehen trafen die Gegner am 3. August bei Allersheim unweit Nördlingen zusammen, wo ein heftiger Kampf sich entwickelte. Mercy fiel, Enghien siegte, hatte aber solche starken Verluste, daß er den Sieg nicht ausnützte, sondern nach Einnahme von Nördlingen und Dinkelsbühl über Crailsheim und Hall gegen Heilbronn zog, und nach Abgabe des Oberbefehls an Turenne krank nach Paris zurückkehrte.

Turenne belagerte vom 14. September ab die Kaiserlichen erfolglos in Heilbronn und kehrte, da ein großes bayerisches Heer vom Remstal heranmarschierte, am 15. September in das Haller Gebiet zurück, wo in den Orten des Rosengartens (das hällische Gebiet links des Kochers) Quartier genommen und bei Wertheim an der Biber ein Lager bezogen wurde. Die Franzosen hausten da wieder schlimm, zerstörten Gebäude, hackten Obstbäume um, vernichteten die Feldfrüchte, so daß sie schließlich selbst verendetes Vieh, Hunde und Katzen essen mußten. Als die anrückenden Bayern eine vorgeschobene Abteilung von 400 Mann mit einigen Geschützen bei Obersontheim niedergemacht und die Geschütze mit den angesammelten Ochsen wegführten, zogen die Franzosen am 13. Oktober gegen Wimpfen ab. Im Winter 1645/46 und zwar von Mitte Oktober ab war das Hauptquartier des Erzherzogs Leopold Wilhelm und des Generals Gallas in Öhringen, die kaiserliche Artillerie lag in der Herrschaft Langenburg und im Amt Sindringen. Es waren wieder zahlreiche Flüchtlinge in Kirchberg. Im Juni 1646 lag eine Abteilung des Schuldenheisischen (wohl kaiserlichen) Regiments in Kirchberg, dessen übrige Teile in den benachbarten Ortschaften untergebracht waren.

Im August 1646 zogen der schwedische Generalfeldmarschall Wrangel und Turenne von Wetzlar her, wo sie sich am 10. August vereinigt hatten, durch das Frankenland und zwar Generallieutenant Graf Königsmark mit Truppen, wohl als rechte Seitendeckung in den Taubergrund, während Wrangel und der schwedische General Douglas, sowie Turenne wohl über Rothenburg und Kirchberg in das Gebiet von Hall zogen, wo sie am 20. August ankamen. Während Wrangel seine Truppen im Rosengarten einquartierte, rückten Douglas und Turenne an dem noch von den Kaiserlichen besetzten Heilbronn vorbei nach Schorndorf, das sie am 29. August einnahmen, dann über Gmünd und Aalen nach Nördlingen, um sich dort wieder mit Wrangel zu vereinen und mit ihm gegen Augsburg zu marschieren, das belagert werden sollte. Wrangel brach am 5. September aus dem Rosengarten auf und zog nach Überschreitung des Bühlertales, über Adelmannsfelden nach Ellwangen. Auch Königsmark wurde aus dem Taubergrund herangezogen; er marschierte durch das Amt Kirchberg und quartierte seine 7000 Mann teils in Kirchberg und den benachbarten Orten, teils in Ilshofen und Umgebung ein; er hat wohl in Kirchberg selbst übernachtet. Dann zog er weiter nach Crailsheim und in das Ellwangische Gebiet zur Vereinigung mit Wrangel. Nun war eine Zeitlang Ruhe im Amt Kirchberg; auch die Pest und andere Seuchen waren erloschen. Aber am 5. Februar 1647 erschien Generallieutenant Graf Königsmark von Bregenz her, das er eingenommen und ausgeplündert hatte, mit 2000 Reitern, vier Fußregimentern, 19 Geschützen und 200 Gepäckwägen, die viel Beute von Bregenz enthielten, in Mergentheim, wobei er wohl von Crailsheim her die alte Kaiserstraße über Roth a. S., Blaufelden, Riedbach benützte und seine linke Seitendeckung das Amt Kirchberg durchstreifte. Als aber Werth mit einigen 100 Reitern von Nürnberg her anrückte, zog er nach Hall, wo er am 10. Februar eintraf, um gleich am folgenden Tag über Gailenkirchen nach Neckarsulm weiterzumarschieren. Es waren wieder zahlreiche Flüchtlinge aus der Umgegend, ja sogar aus Weikersheim, in Kirchberg.

Nach dem am 14. März 1647 zu Ulm zwischen Kurfürst Maximilian von Bayern und Kur-Köln einerseits, Schweden, Frankreich, Hessen andererseits abgeschlossenen Waffenstillstand, wurde am 31. März Heilbronn von den Kaiserlichen und Bayern, die sich von ihnen lostrennten, geräumt und den Franzosen übergeben; in der Folgezeit wurde das hohenlohische und hällische Gebiet, wie die benachbarten Gebiete von Truppen überschwemmt und durch Kontributionen aller Art schwer bedrückt. Turenne war vom 7. bis 10. April und vom 14. bis 26. Mai in Hall.

Am 18. Juli starb der tatkräftige Stadtvogt Friedrich Christoph Conrad zu Kirchberg, der in all diesen schweren Kriegswirren Kirchberg in guter Hut gehabt hatte. Sein Nachfolger wurde Peter Mittnacht. Im November wurde der Waffenstillstand von Bayern gegen Schweden gekündigt, weshalb ihn der König von Frankreich dem Kurfürsten von Bayern auch kündigte. Nun beschlossen Wrangel, Königsmark und Turenne gemeinsam in Bayern einzufallen. In den ersten Monaten des Jahres 1648 sammelten sie ihre Truppen in Franken, wobei auch das Amt Kirchberg und die angrenzenden hällischen und brandenburgischen Gebiete wieder hart mitgenommen wurden. Am 10. März kam das ganze französische Heer von Hall her in Untersontheim und Ilshofen an. Die Stadt Hall mußte 30 000 Pfund Brot nachliefern. Dann kam das Amt Kirchberg an die Reihe. Es kamen nach Kirchberg Flüchtlinge aus den nächstgelegenen Ortschaften, ferner aus Lenkerstetten, Roth a. S., Bölgental, Erkenbrechtshausen, Triensbach und anderen Orten. Wegen des großen Futtermangels in Franken und Bayern wollten die Verbündeten aber mit dem Einfall in Bayern bis zum Graswuchs warten; sie zogen daher Mitte April mit 18 000 Reitern und 11 000 Mann Fußtruppen in »Erholungsquartier« nach Württemberg, wo sie überall wie Feinde hausten. Am 16. Mai zogen sie über Langenau, das geplündert wurde, und Lauingen gegen Augsburg, in dessen Nähe bei Zusmarshausen am 17. Mai die letzte Schlacht in diesem Kriege stattfand, die die verbündeten kaiserlichen und bayerischen Generale Holzapfel, Montecuculi und Gransfeld schlugen. Am 24. Oktober 1648 kam dann nach langen schon im Jahre 1643 eingeleiteten Friedensverhandlungen der westfälische Friede zu Münster und Osnabrück zustande. An Schweden mußten 5 Millionen Gulden Entschädigung gezahlt werden. Davon trafen auf die Gesamtgrafschaft Hohenlohe nach der Reichsmatrikel 34 000 Gulden, auf die neuensteinische und waldenburgische Hauptlinie je 17 000 Gulden; jeder Einwohner mußte 1 Prozent seines Vermögens hingeben, sogar die Dienstboten mußten ein Zehntel ihres Lohnes beisteuern. Da die Gelder nicht zum festgesetzten Termin gezahlt wurden, wurde mit Einquartierung von Exekutionstruppen gedroht. An den Friedensverhandlungen nahm als Agent des Gesamthauses Hohenlohe der oben genannte Dr. Ölhafen teil, soweit es sich um Wahrung der Rechte Hohenlohes, insbesondere um Zurückgabe des sequestrierten Gebietes handelte. Die Herrschaft Weikersheim wurde dann auch an Hohenlohe zurückgegeben. Am 18. März 1649 erfolgte die feierliche Übergabe namens des Deutschordens bzw. des Deutschmeisters Leopold Umbringen durch den Rat Sebastian Poth an die Witwe des Grafen Kraft von Hohenlohe-Neuenstein, Sophia geb. Pfalzgräfin bei Rhein und die zwei Söhne des gestorbenen Grafen Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg, Joachim Albrecht und Heinrich Friedrich.

Nach Friedensschluß beeilten sich die französischen und schwedischen Truppen keineswegs, das Land zu verlassen. 1649 standen schwedische Reiter unter General Douglas in und bei Öhringen, französische unter General Klug im Haller Gebiet, französisches Fußvolk in Weikersheim und Umgegend. Auch Stadt und Amt Kirchberg waren mit Truppen belegt. Das Land wurde vollends ausgesogen, die Bevölkerung durch Bedrückungen, Gewalttätigkeiten und Mißhandlungen schwer mitgenommen. Erst anfangs August 1650 verließen die Schweden und bald darauf auch die französischen Truppen das Frankenland.


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